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Kitschimea

Ulrich Gabriel
Ulrich Gabriel

Aufpassen! Weltmagengeschwüre kreisen. Welterklären hilft. Ich heile mich psychosomatisch, brauche drum a) Welterklärer, b) Welterklärerinnen, c) eine Katze bzw. d) ein Welterklärungsgerät. Ich hab nur einen Eisbären. Prüfung der Heilmittel:

  • a) Die Welterklärer kann ich nicht brauchen, weil die penetrant schlecht erklären, z.B. die Erzähler. Sie machen aus jeder Erklärung eine Erzählung. Es sei heute wichtig immer eine gute Erzählung anzubieten, schreibt der Schriftsteller und der Psychosteller tut es ihm gleich. Soziosprech blüht. Reizdarm pro. Alle Erzähler sind Fallensteller. Die glauben, wenn sie ihren persönlichen Wehmutsschmarren anbieten, seien sie emotional, diese Podiumsrundenhinternsitzer. Sie bepreisen sich gegenseitig und reichen sich weiter. Wenn ich etwa an diesen dünnhaarigen Mittelscheitel-David Precht denk, wird mir übel. Reizdarm pro. Die Elite streichelt die Elite. Ich sag nur Markus Glanz. Kitschimea. Sie waren schon immer und bleiben unter sich. Reizdarm pro. „Dem Kleinen das Hanfseil, dem Höfling das blaue Ordensband um den Hals“ (J. Gay in der Beggarsopera). Eins sag ich euch: Macht mir bloß den Kogler nicht kaputt.
  • b) Die Welterklärerinnen nehm ich auch nicht, weil sie die Welt gar nicht erklären wollen, nur reden: über Tortenböden, das Klima und Flüchtlinge. Daneben machen sie das Doktrat in Theaterwissenschaften. Sie erwärmen sich für Mutter Erde, obwohl die von selbst warm wird. Zwischenruf Grünkultur: Luna check endlich, dass es reicht! Tritt bitte nie mehr im weißen Pulloverkleid auf, Kulturfremde! Wann gibt’s die erste vegane und lactosefreie Bio-Kunst?
  • c) Als Welterklärerin ist die Katze am Besten aber leider zu unzuverlässig, außerdem ist sie dauernd woanders und im Moment grad im oberen Stock. Ich wende mich deshalb
  • d) den G5-Welterklärungsmaschinen zu. Im Medienmarkt will ich ein G5 Welterklärungsgerät ausprobieren, aber in diesem Moment empfiehlt mir mein Arzt das neue Kitschimea. Meine Darmbeschwerden sind wie weg. Im Zeitalter der Dekommunikation, das heißt, keiner kommt mehr aus seinem Loch heraus, versäum ich die gängigsten Welterklärungen. Ich werfe drei angesparte Plastiksackerl raus. In diesem Moment fällt Marcel Hirscher mit der VN ins Haus. Muss das sein? Kitschimea? Erst glaubte ich, es handle sich beim Hirscher um Edgar Stranz aus Elfriedes Kinder der Toten. Nein, untot ist der noch nicht, aber er wird schon schistarr, da führt keine Sicherheitsbindung daran vorbei. Auch kein Raikaka-Käppi. Marcel stirbt brav in den neuen Aufschwung hinein und empfängt heimische Unternehmervisagen zum Fotogrins in der Post in Lech. Grausige Bilder liefern die Schicken. Der Sterbende zutzelt ein wenig süsssaures SmalltalkHirn aus ihren Bilanzschädeln. Haben Tote Blähungen? Reizdarm pro.
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