Kissinger: Keine Trübung der Beziehungen

Er widersprach der Einschätzung, dass es unter Präsident George Bush zu einer Trübung der transatlantischen Beziehungen gekommen sei. Vor einem Treffen mit Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) meinte der „große alte Mann“ der US-Diplomatie Montag Vormittag sogar, das Verhältnis habe sich „verbessert“.

Zu den Besorgnissen der Europäer wegen des US-Raketenschildes in Tschechien und Polen meinte Kissinger, er „hoffe und erwarte ein Abkommen“ zwischen den beiden Staaten und den USA. Ob dieser umstrittene Schild denn notwendig sei, ließen die Reporter nicht locker. Darauf Kissinger: „Wir sollten vorsichtig sein“ wenn es darum gehe, auf diese Maßnahme zu verzichten. Die heftigen Reaktionen Russlands auf die US-Raketenabwehrpläne in Osteuropa hielt Kissinger für “übertrieben“.

Kissinger wird am Montag auch mit Außenministerin Ursula Plassnik (V) und Bundespräsident Heinz Fischer zusammenkommen. Plassnik wollte mit dem ehemaligen Chef des State Department über die Lage im Nahen Osten und die aktuellen Entwicklungen in Russland diskutieren. Weiters steht der Themenkomplex Balkan/Kosovo auf der Agenda, aber auch die aktuelle US-amerikanische Innenpolitik, die vom beginnenden Wahlkampf um das Präsidentschaftsamt geprägt ist.

Kissinger hatte am vergangenen Wochenende an der so genannten „Bilderberg-Konferenz“ teilgenommen, das dieses Mal in der Türkei stattfand. Es war das 55. Treffen dieser Gruppe, bei der sich jährlich hohe Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenfinden, und die u.a. von den Niederlanden initiiert wurde. Auch Bundeskanzler Gusenbauer nahm an dem Treffen teil.

Henry Alfred Kissinger wurde 1923 in Fürth in Deutschland geboren. Der Harvard-Politikwissenschaftler war von 1969 bis 1973 Nationaler Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten, von 1973 bis 1977 unter den US-Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford Außenminister.