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Kinderbetreuung: Ein Viertel der Kleinsten in der Krippe

In Wien werden 45 Prozent der unter Dreijährigen betreut
In Wien werden 45 Prozent der unter Dreijährigen betreut
Die Kinderbetreuung außer Haus ist beliebt wie nie: Ein Viertel der Kinder (63.030) unter drei Jahren ist im abgelaufenen Kindergartenjahr 2015/16 in einem Kindertagesheim wie einer Krippe betreut worden, gab die Statistik Austria am Donnerstag bekannt. Auch bei den drei- bis fünfjährigen Sprösslingen wurde demnach ein neuer Höchststand verzeichnet.


Vor fünf Jahren besuchte erst jedes sechste Kind (17,1 Prozent), das jünger als drei Jahre war, eine Betreuungseinrichtung – mittlerweile sind es 25,5 Prozent. Das sogenannte Barcelona-Ziel liegt allerdings für die Null- bis Dreijährigen bei 33 Prozent und hätte eigentlich schon vor Jahren erreicht werden sollen. Zuwächse gegenüber 2010 gab es jedenfalls in allen Bundesländern, den größten mit 77,1 Prozent in der Bundeshauptstadt. Wien verzeichnet mit 45,1 Prozent überhaupt die höchste Betreuungsquote bei den Kleinsten, auch das Burgenland lag mit 30,5 Prozent über dem Österreich-Schnitt. Am unteren Ende der Skala rangieren Oberösterreich mit 14,5 Prozent und die Steiermark mit 13,4 Prozent.

Nach Einzeljahren betrachtet zeigt sich, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Zweijährigen eine Betreuungseinrichtung besucht (51,7 Prozent). Kinder, die das erste Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sind hingegen nach wie vor kaum in einem Kindertagesheim untergebracht (2,7 Prozent). Bei den Einjährigen liegt die Betreuungsquote bei 22,4 Prozent.

Von den Drei- bis Fünfjährigen besuchten 229.523 ein Kindertagesheim oder als vorzeitig Eingeschulte bereits eine Schule – ebenfalls ein neuer Höchststand. Gegenüber 2010 ist das ein Plus von 4,7 Prozent. Österreichweit lag die Betreuungsquote bei 93,3 Prozent, wobei das Burgenland mit 98,4 Prozent und Niederösterreich mit 97,4 Prozent die höchsten Werte aufwiesen. Die Steiermark (87,2 Prozent) und Kärnten (87,7 Prozent) lagen hingegen relativ deutlich unter dem Österreich-Durchschnitt.

Beim politischen Ziel, den Eltern möglichst lückenlose Betreuung zu bieten, ist weiterhin Luft nach oben, wie die Statistik außerdem zeigt: In den acht Bundesländern ohne Wien (für die Bundeshauptstadt liegen für 2015/16 keine Daten über Öffnungszeiten vor) hat ein durchschnittliches Kindertagesheim 29,9 Betriebstage pro Jahr geschlossen. Die meisten Schließtage fallen in die Sommerferien (durchschnittlich 16,5). Im Bundesländervergleich (ohne Wien) verzeichnet Vorarlberg die meisten geschlossenen Betriebstage pro Jahr (39,4), die Steiermark die wenigsten (25,2).

Mehr als 90 Prozent der Krippen und Kindergärten stehen im Durchschnitt bereits vor 7.30 Uhr für die Kinderbetreuung zur Verfügung (ohne Wien). Nur drei von zehn Krippen, aber immerhin sieben von zehn Horten haben bis mindestens 17.00 Uhr geöffnet. Bei den Kindergärten sperrt mehr als ein Viertel vor 14.00 Uhr zu, während jeder fünfte bis mindestens 17.00 Uhr geöffnet hat. Knapp ein Viertel der Kindertagesheime bieten für zehn und mehr Stunden Kinderbetreuung an, jede neunte Einrichtung hat durchschnittlich weniger als sechs Stunden pro Tag geöffnet.

Keine Jubelstimmung lösten die neuesten Zahlen der Statistik Austria, wie viele Kinder außerhäuslich betreut werden, bei Grünen und NEOS aus: Sie forderten am Donnerstag einen Rechtsanspruch auf einen passenden Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag und sehen Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) gefordert. Frauenministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) räumte Nachholbedarf ein.

Das Geld, das die Regierung einsetze, zeige Wirkung, lobte der Grüne Bildungssprecher Harald Walser, dennoch habe nicht einmal ein Drittel aller Kinder in Österreich einen Krippenplatz zur Verfügung. Karmasin solle einen konkreten Stufenplan für die Umsetzung eines Rechtsanspruchs vorlegen. Die Familienministerin sei “gefordert, endlich ins Tun zu kommen und vor allem die Länder und Gemeinden in die Verantwortung zu nehmen”, pflichtete NEOS-Frauensprecherin Claudia Gamon bei.

Der Weg der Regierung sei der richtige, verwies Ministerin Oberhauser auf die Investitionen in Kinderbetreuungsplätze, langfristiges Ziel bleibe der flächendeckende Ausbau. Nachholbedarf gebe es nach wie vor bei den Unter-Dreijährigen – die Länder seien gefordert, die Mittel des Bundes, die für den Ausbau bis 2018 zur Verfügung stehen, auch abzuholen. Außerdem gesteht Oberhauser Aufholbedarf bei den Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen ein – die derzeitige Situation sei “nicht zeitgemäß und muss rasch verbessert werden”. Die Ministerin pocht diesbezüglich auf einen bundesweiten Qualitätsrahmen für Kinderbetreuungseinrichtungen. Die “Schaffung eines bundesweiten Qualitätsrahmens für die elementarpädagogischen Einrichtungen” ist übrigens im Regierungsprogramm vorgesehen – und zwar “bis 2016”.

Familienministerin Karmasin hat sich über die steigenden Kinderbetreuungszahlen naturgemäß erfreut gezeigt. “Jetzt muss der Ausbau weitergehen, dann können wir ab 2018 einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung andenken”, bekräftigte sie im Hinblick auf die Forderungen der Opposition.

Besonders erfreulich sei, dass in allen Bundesländern die Betreuungsquoten zugenommen hätten. Inklusive Tageseltern liege die Betreuungsquote bei den Unter-Drei-Jährigen bei 27,4 Prozent – damit sei das EU-weite Barcelona-Ziel von 33 Prozent “zum Greifen nah”, frohlockte Karmasin. Freilich hätte das Ziel eigentlich schon im Jahr 2010 erreicht werden sollen.

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