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Kinder- und Schülerbetreuung: "Es gibt noch viel zu tun"

Kernzeiten in Kindergärten, nicht aber an Volksschulen.
Kernzeiten in Kindergärten, nicht aber an Volksschulen. ©VOL.AT/ Philipp Steurer
Schwarzach - Das Jahr 2011 brachte hinsichtlich der Kinder- und Schülerbetreuungszahlen erfreuliche Steigerungen mit sich. Landesweit ergatterten 4.600 Kinder einen Platz in Spielgruppen, Kleinkinderbetreuungen oder bei Tagesmüttern. Die Landesregierung hat die entsprechenden Angebote mit gut 7,7 Millionen Euro unterstützt.

Die Quote bei den Dreijährigen, die aktuell in einer Betreuung sind, liegt in Vorarlberg bereits bei über 80 Prozent. Zurückzuführen ist das auf die Öffnung der Kindergärten für Dreijährige – ein praktikables Beispiel dafür, wie angebotsorientierte Kinder- und Schülerbetreuung funktionieren kann.

Familienbilder und Strukturen veraltet

Von durchwegs idealen Zuständen zu sprechen wäre jedoch utopisch. Noch lange ist im Land nicht alles so strukturiert, wie es im besten Fall sein könnte. Das Grundproblem: Die Kleinkindbetreuung, der Kindergarten, als auch die Volksschule sind in ihrer Struktur größtenteils darauf ausgerichtet, dass ein Elternteil, zumeist die Mutter, zu Hause ist bzw. nur einem Teilzeitjob mit geringer Stundenanzahl nachgeht.

Die Statistik Austria hat zum Thema “Familie und Beruf” soeben fünf Vereinbarkeitsindikatoren erarbeitet. So wurde davon ausgegangen, dass die Kinderbetreuungsangebote ihre Pforten jährlich maximal 25 Betriebstage geschlossen und zumindest 45 Stunden wöchentlich geöffnet halten – damit beispielsweise von Montag bis Freitag mindestens 9,5 Stunden pro Tag. In Vorarlberg entsprechen jedoch nur ganze 9,3 Prozent der institutionellen Kleinkindbetreuungseinrichtungen für Ein- bis Zweijährige diesen Kriterien. In den ansässigen Volksschulen gibt es nach Angaben der Statistik Austria noch nicht einmal Kernzeiten, wie sie in Vorarlbergs Kindergärten (von 07.30 bis 12.30 Uhr) bestehen.

Verbesserungswürdige Situation

Für Schullandesrat Siegi Stemer ist zwar klar, dass sich die Situation verbessert hat und in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Gemeindeverband und den Trägern einiges nach vorne gebracht worden ist. „Die Entwicklung ist positiv, hört jedoch nicht auf“, erklärt Stemer. Eine Hauptaufgabe müsse es sein, für die Eltern in zumutbarer Entfernung einen Ganztages- und Ganzjahresbetreuungsplatz zu gewährleisten. „Hier gibt es viel zu tun, es gilt, engagiert und ambitioniert weiterzumachen“, bekräftigt Stemer das Anliegen vieler Vorarlberger Eltern.

Eltern von schulpflichtigen Kindern, denen üblicherweise fünf Wochen Urlaub jährlich zur Verfügung steht, stellen sich natürlich die Frage, wie sie die Betreuung ihrer Kinder außerhalb der Urlaubszeit in den neunwöchigen Sommerferien organisieren sollen. „Hier lautet die Formel: In zumutbarere Entfernung, für alle, die es benötigen, in absehbarer Zeit einen Betreuungsplatz zu sichern“, meint Stemer.

Fehlende Kernzeiten an Volksschulen

Als einziges Bundesland hat Vorarlberg vor nunmehr drei Jahren im Kindergartengesetz verankert, dass die Betreuungszeit von Montag bis Freitag von 7.30 bis 12.30 Uhr einzuhalten ist. Doch wie geht es in der Volksschule weiter? Die Kinder kommen am einem Tag um 11.30 Uhr nach Hause, am nächsten um 10.45 Uhr. Zwar werden die Mittags- und Nachmittagsbetreuungen an Volksschulen kontinuierlich ausgebaut, doch fehlen verbindliche Kernzeiten, nach denen sich erwerbstätige Eltern oder Alleinerziehende richten können. „Daran müssen wir arbeiten. Meine Ansage ist hier völlig klar. Auch wenn es nur um einzelne Kinder geht, bei denen es die Berufstätigkeit der Eltern mit sich bringt, dass ihr Kind eine Kernbetreuungszeit hat – hier habe ich die Devise ausgegeben, dass in solchen Fällen dafür gesorgt werden müsse, dass eine Betreuung von 7.30 bis 12.30 Uhr gewährleistet ist“, zeigt sich Stemer zielorientiert.

Fixkosten für Betreuung Dreijähriger

Was die Kosten für die Kinderbetreuung zu den Kernzeiten angeht, so hat das Land vor einigen Jahren einen fixen Satz festgelegt und in den Förderrichtlinien des Landes verankert. „Für die 25-stündige Betreuungszeit in der Woche, also von montags bis freitags von 7.30 bis 12.30, haben wir mit dem Gemeindeverband und den Trägern einen Richtwert vereinbart, den wir mit Förderungen stützen, und der sich auf rund 28 Euro beläuft“, so Vorarlbergs Landesschulrat. Das aber betrifft nur jene Dreijährigen, die nicht in einem öffentlichen Kindergarten betreut werden. Alles was darüber hinaus gehe, habe mit Zusatzmodulen zu tun, die die betroffenen Eltern eigenverantwortlich bei den jeweiligen Trägern bestellen könnten.

Keine Vergleichsgrundlage

An dieser Stelle Kostenvergleiche anzustellen, entbehrt jeder Grundlage. Hierfür sind die Zusatzmodule in den Gemeinden weithin zu unterschiedlich zusammengestellt und untereinander vernetzt. Eltern sind gefordert, selbst Vergleiche anzustellen und sich bei den zuständigen Trägern wie in den Gemeindestuben ausführlich zu informieren und beraten zu lassen.

Landesrat Stemer im Interview:

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