Acht von zehn Kindergartenkinder mit nichtdeutscher Muttersprache benötigten 2012/13 eine Sprachförderung. Jedes sechste Kind mit anderer Muttersprache hatte im Jahr 2013 bei seiner Einschulung einen außerordentlichen Förderbedarf in Deutsch. Die Politik prüft derzeit mehrere Verbesserungsideen. Die aks Kinderdienste selbst suchen derweil vermehrt nach zweisprachigen Logopäden, um der Nachfrage gerecht zu werden und die Diagnostik zu verbessern. Doch ab wann sollte ein Kind Deutsch als Zweitsprache erlernen?
Eigene Muttersprache als Erstsprache
“Wichtig ist zuerst ein sicherer, korrekter, sattelfester Erstspracherwerb”, betont Doris Alzner, Logopädin der aks Kinderdienste. Diese dient dann als Basis um eine zweite Sprache entsprechend gut zu lernen. Als “Familiensprache” sollte laut Alzner die Sprache verwendet werden, die alle Familienmitglieder beherrschen. Wenn die Eltern selbst Deutsch nur als Zweitsprache beherrschen, sollten sie die ersten drei Jahre direkt mit dem Kind nur ihre Muttersprache(n) sprechen. Wenn eines der Elternteile Deutsch als Muttersprache spricht, sollte dieses von Anfang an mit dem Kind Deutsch sprechen, der andere Elternteil dessen Muttersprache. So kann das Kind die einzelnen Sprachen lernen und in weiterer Folge auch die grammatikalischen Eigenheiten entsprechend unterscheiden.
Mit drei Jahren Deutsch lernen
Im Alter von drei Jahren sollte man damit beginnen mit dem Kind Deutsch zu sprechen. Dazu eignen sich deutschsprachige Bilderbücher, das Vorlesen von deutschen Geschichten und das Konsumieren deutscher Medien. Die Logopädin mit 22 Jahren Arbeitserfahrung empfiehlt jeweils 15 bis 30 Minuten am Tag, je nach Alter des Kindes. “Eltern können alltägliche Tätigkeiten wie zum Beispiel das Decken des Tisches sprachlich begleiten. Das muss man ja nicht schweigend machen”, rät Alzner. Dies würde das Erlernen von Deutsch als Zweitsprache erleichtern.
Deutsch als Kindergartensprache
Aus der Sicht Alzners wäre es am besten, wenn Kinder bereits mit drei Jahren in den Kindergarten müssten. Kinder lernen von Kindern, was sich auch positiv auf die Sprachentwicklung auswirken würde. Das hätte jedoch zur Konsequenz, dass auch Kinder mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen in Spielgruppen und Kindergärten kämen. Auch hier ist Alzners Empfehlung: Abseits der Pausen wird untereinander bzw. mit Pädagogen ausschließlich Deutsch geredet. Sprachförderung funktioniere auch hier über Blickkontakt, Geschichten und Rhythmus.
Kleinere Gruppen hilfreich
“KindergartenpädagogInnen brauchen dafür keine zusätzliche Ausbildung”, sagt die aks-Expertin. schließlich gehöre dies bereits zum Ausbildungsplan. Dennoch wären kleinere Gruppen vonnöten, um eine solche Sprachförderung konsequent umzusetzen. Zudem sei die Motivation Deutsch zu lernen für Kinder mit Migrationshintergrund deutlich höher, wenn sie in der Gruppe nur wenige Spielkameraden vorfinden, die die selbe Muttersprache sprechen. Von den diskutierten Sanktionsmaßnahmen hält Alzner jedoch nichts. Sie setzt auf die Förderung von Sprachfreude und Sprachverständnis. “Strafen sind meiner Meinung nach kein Mittel zum Erfolg”, sagt sie abschließend. (VOL.AT)
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