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Khols Ex-Sprecher und Fagan im Visier der Justiz

&copy APA Symbolfoto
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Ob die Justiz doch noch gegen die zum Teil prominenten Kunden eines Wiener Callgirl-Rings vorgeht, die sich minderjährige Mädchen aus Litauen vermitteln hatten lassen, dürfte sich noch diese Woche entscheiden.

Das gab am Montag Maria-Luise Nittel, Sprecherin der Oberstaatsanwaltschaft Wien, auf APA-Anfrage bekannt. Unterdessen hat sich ein früherer Pressesprecher von Nationalratspräsident Andreas Khol (V) als jener Anrufer „geoutet“, der mit einem auf die Parlamentsdirektion angemeldeten Diensthandy mit den Escort Service-Betreibern telefoniert hatte.

Gerhard Roder, derzeit außer Dienst gestellter Mitarbeiter im ÖVP-Pressedienst, hatte am Wochenende in einer Sachverhaltsdarstellung erklärt, er habe den Callgirl-Ring „zu Recherchezwecken“ kontaktiert. Er habe nur in Sachen Kinderhandel ermitteln wollen, es sei nie zu einer „Vermittlung“ gekommen. Roder leitet eine Bürgerinitiative, die sich unter anderem für höhere Strafen bei Kindesmissbrauch einsetzt.

Kundengespräche über sexuelle Praktiken

Die Wiener Stadtzeitung „Falter“ berichtet allerdings in ihrer kommenden Ausgabe, aus den polizeilichen Telefonprotokollen ergäben sich keinerlei Anfragen Roders zu minderjährigen Prostituierten. Laut „Falter“ soll mit dem Parlamentshandy vielmehr „ein Kundengespräch über sexuelle Praktiken und das Aussehen von Callgirls“ geführt worden sein.

Demnach erkundigt sich der Anrufer am 4. Mai 2004 gegen 20.00 Uhr mit dem Parlamentshandy, ob eine Frau „naturfranzösisch mit Vollendung in den Mund macht“, lässt sich über einen „Julia Roberts-Typ“ informieren, fragt, wie ein Mädchen „vom Charakter“ sei, und erfährt, dass ein anderes Mädchen „sechs, sieben Kilo zu viel auf den Rippen“ habe.

Bis zu drei Jahre Haft für Sex mit Minderjährigen

Während die beiden Betreiber des Escort Service im Vorjahr im Landesgericht Korneuburg zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt worden waren, hatte der intime Kontakt mit zum Teil 17-Jährigen für die „Freier“ keine Folgen. Obwohl seit einer Gesetzesnovelle für entgeltlichen Sex mit Minderjährigen bis zu drei Jahre Haft vorgesehen sind, wurden einige der Männer aus den besten Kreisen nicht ein Mal als Zeugen bzw. Beschuldigte einvernommen. Andere gaben an, sie hätten die Mädchen für volljährig gehalten.

„Wir wassern nun anhand des Berichts der Staatsanwaltschaft Korneuburg und der getätigten Telefonüberwachungen nach, ob es zu Fehlern gekommen ist“, sagte Nittel. Sollte tatsächlich etwas “übersehen“ worden sein – sprich: Verdächtige trotz entsprechender Beweislage bisher nicht befragt worden sein -, kann das mangels Verjährung unverzüglich nachgeholt werden.

Fagan mehrmals mit Mädchen “beliefert”

Betreffen könnte das unter anderem den auch hier zu Lande bekannten US-Anwalt Ed Fagan, der laut einer von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten „Kundenliste“ mehrmals mit Mädchen „beliefert“ worden sein soll. Wie der „Falter“ schreibt, soll Fagan in einem Wiener Hotel zwei Mal ein minderjähriges Mädchen empfangen haben.

In der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „profil“ wird Fagan mit den Worten zitiert, er sei nie „wissentlich Kunde eines Callgirl-Rings mit Mädchen, die jünger als 19 sind“ gewesen. Fagan betont, er könne sich nicht vorstellen, „dass es schwer wäre, mich zu finden oder mich zu ersuchen zu kommen“, falls die Polizei ihn sprechen wolle.

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