VN: Herr Köhlmeier, Sie sind einer der Moderatoren des neuen Club 2, was haben Sie sich vorgenommen?
Köhlmeier: Ich verstehe meine Rolle als Gastgeber. Damit muss ich nicht die unsägliche Rolle des Objektiven einnehmen, sondern kann auch subjektiv meine Meinung äußern.
VN: Was ist geplant, wie oft soll es für Sie zur Meinungsäußerung im Rahmen dieser Gesprächsrunde, die der ORF nun neu startet, kommen?
Köhlmeier: Ich schätze, dass ich die Rolle etwa einmal im Monat übernehmen werde.
VN: Ich nehme an, dass vor allem der Gastgeber ein Thema wählt und die Gesprächsrunde mitbestimmt. Wie verhält es sich bei Ihnen?
Köhlmeier: Wir sind natürlich ein Team, ich gehe aber davon aus, dass die Vorschläge des Gastgebers Gewicht haben, ich kann keinen Club leiten, bei dem mir das Thema zuwider ist.
VN: In einer Woche werden Sie mit Ihren ersten Gästen über den Atheismus sprechen. Warum ist Ihnen dieses Thema nun so wichtig?
Köhlmeier: Ich glaube nicht, dass der Atheismus allgemein nun einen größeren Zulauf hat, ich glaube, dass sich der Konflikt zuspitzt. Nehmen wir das Buch Der Gotteswahn von Richard Dawkins, das sofort ein Bestseller wurde. Dass die Atheisten in die Offensive gehen, ist etwa in den USA verständlich, wo es unter der Bush-Regierung stärkere kreationistische Bewegungen gibt.
VN: Was ist Ihnen besonders wichtig?
Köhlmeier: Dass es keinen infantilen Firlefanz gibt. Es sitzen erwachsene Menschen um einen Tisch, die sich vernünftig miteinander unterhalten.
VN: Anders als bei der Gründung des Club 2 gibt es nun sehr viele Diskussionsrunden im Fernsehen, soll sich – oder wodurch soll sich der neue Club 2 von diesen abgrenzen?
Köhlmeier: Wenn eine Diskussionssendung in einem Sender vernünftig und in einem aufklärerischen Sinn gut ist, dann braucht es keine Abgrenzung. Ich habe kein Problem damit, wenn man sagt, ihr seid ähnlich wie die oder die. Dem Bestreben nach Abgrenzung würde ein Misstrauen zugrunde liegen. Jemand, der an einem Gespräch nicht interessiert ist, schaut es sich auch nicht an, wenn ein Firlefanz gemacht wird.
VN: Welche Sendungen sehen Sie selbst gerne?
Köhlmeier: Es gibt wenig Sendungen, die ich durchstehe, ich habe eine Ungeduld gegen das Fernsehen entwickelt. Wenn Sie mich fragen, welche Sendung des ORF ich gut finde, sage ich Kreuz und Quer. Es interessieren mich nicht alle Themen, aber die Sendung ist so gemacht, dass ich mich nicht unter meinem Niveau befinde.
VN: Wie wollen Sie konkret vorgehen?
Köhlmeier: Im Sinne der Aufklärung. Die europäische Aufklärung läuft primär über den Diskurs.
VN: Auch über den Streit?
Köhlmeier: Er gehört dazu. Streit ist sublimierte Gewalt, es ist gut, wenn man Gewalt sublimieren kann.
VN: Was lehnen Sie in diesem Zusammenhang ab?
Köhlmeier: Wenn Sendungsmacher eine nicht unbekannte Position beziehen, nämlich sagen, mir gefällt das auch nicht, aber die Leute wollen das so, ist das der Todeskuss für eine Sendung. Ich bin froh, dass Lorenz Gallmetzer verantwortlich ist, er ist Garant für Qualität.
Der erste Club 2 mit Gastgeber Michael Köhlmeier wird am 19. Dezember, 23 Uhr, in ORF 2 ausgestrahlt.
Köhlmeier liest im Medienhaus
Am Dienstag, 18. Dezember, 18 Uhr, wird Michael Köhlmeier im Vorarlberger Medienhaus in Schwarzach zu Gast sein und aus seinem Buch Abendland lesen.
Mit dem beinahe 800 Seiten starken Jahrhundertroman kam der Vorarlberger Schriftsteller auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2007. Eine Jury hat das Werk somit unter die sechs besten Neuerscheinungen des Jahres im deutschsprachigen Raum gereiht.
Mit Signierstunde
Das Werk befindet sich im Übrigen seit Monaten auch auf Spitzenplätzen in den Bestsellerlisten und wurde – so die Liste, die die VN gemeinsam mit der Buchhandlung Das Buch erstellen – auch von Vorarlberger Lesern und Interessenten an die erste Stelle gereiht.
Die Lesung beginnt um 18 Uhr, anschließend wird Michael Köhlmeier Bücher signieren. Der Eintritt ist frei.
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