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Kern über Richtlinien zum Schächten empört

Kern fordert den Rücktritt von FPÖ-Landesrat Waldhäusl
Kern fordert den Rücktritt von FPÖ-Landesrat Waldhäusl ©APA (Archiv)
SPÖ-Chef Christian Kern ist angesichts der in Niederösterreich geplanten Richtlinien zum Schächten empört.

“Diese Registrierung erinnert an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte”, meinte er zu den Absichten von FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl und forderte dessen Rücktritt. Grundlage für die Verschärfung ist allerdings ein Informationsschreiben von Ex-SPÖ-Landesrat Maurice Androsch.

Das Informationsschreiben unter “Betrifft: § 32 Tierschutzgesetz; Schlachten ohne Betäubung vor dem Blutentzug (Rituelle Schlachtung)” erging bereits am 20. September 2017 an alle Bezirkshauptmannschaften und die Magistrate der Statutarstädte. Das Schreiben liegt der APA vor.

Darin heißt es u.a.: “Festzuhalten ist jedoch, dass die Prüfung gemäß Tierschutzgesetz, ob ‘zwingende religiöse Gründe’ vorliegen, immer auf den Einzelfall, auf die konkrete Person bezogen, zu erfolgen hat, da es denkbar ist, dass für einzelne Personen die Vorschriften der Glaubensgemeinschaft aus persönlicher Überzeugung keinen zwingenden Charakter haben. Die ‘zwingenden religiösen Gründe’ haben daher immer eine maßgebliche persönliche Komponente, die bloße Religionszugehörigkeit genügt nicht den Bewilligungsvoraussetzungen.”

Details des Informationsschreibens

Und weiter: “Als Bewilligungswerber kommen ausschließlich: Einzelpersonen, welche für sich das Vorliegen zwingender religiöser Ge- und Verbote geltend machen in Betracht.” Die Zugehörigkeit zu einer anerkannten Religionsgemeinschaft könnte in der Praxis folgendermaßen dargelegt werden: “Auszüge aus einem Mitgliederverzeichnis, Vorlage eines Meldezettels, auf welchem das Religionsbekenntnis enthalten ist, diverse Dokumente, aus denen die Religionszugehörigkeit zweifelsfrei hervorgeht, etc.”, wird aufgelistet.

“Zu beachten ist allerdings, dass teilweise nur wenig außenwirksame/förmliche Akte erforderlich sind, um einer Glaubensgemeinschaft beizutreten. Eine bloße Berufung auf die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft wird jedenfalls nicht ausreichend sein”, heißt es außerdem.

Das Informationsschreiben war eine der letzten Amtshandlungen von Androsch als niederösterreichisches Regierungsmitglied. Androsch hatte am 20. September 2017 seinen letzten Arbeitstag als Landesrat. Am 21. September folgte ihm SPÖ-Landesvorsitzender Franz Schnabl in dieser Funktion, der nach der Landtagswahl im Jänner dieses Jahres zum Landeshauptfrau-Stellvertreter aufgestiegen ist.

“Das dröhnende Schweigen” von Kurz

Kern übt aber nicht nur Kritik an den Plänen zum Schächten, “viel schwerer” wiegt für ihn “das dröhnende Schweigen” von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) “zu den permanenten Attacken der FPÖ gegen die Grundsäulen unserer Republik”. Umso wichtiger sei es, “dass Opposition und Zivilgesellschaft laut ihre Stimme erheben und eben nicht schweigen, wenn die offene, liberale und demokratische Gesellschaft von Rechtspopulisten unter Sturmfeuer genommen wird”.

Ganz anders lautet die Reaktion der Liste Pilz. Deren Abgeordnete Daniela Holzinger bezeichnete das Schächten als “brutales und unnötiges Vorgehen”. Die Pläne des Landes Niederösterreich, dieses Vorgehen nun weitestgehend einzuschränken und nur streng gläubigen Juden oder Muslimen Zugang zu dieser Art von Fleisch zu ermöglichen, gehen der Gesundheitssprecherin daher “nicht weit genug”.

(APA)

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