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Keine Toleranz für Homo-Ehe?

Cosima und Maren (beide 26) aus Dornbirn sind ein Paar und werden im August heiraten – dazu müssen sie jedoch nach Norwegen. Am Beispiel von Sotschi sieht man, dass Homophobie und Diskriminierung aktueller sind denn je.
Cosima und Maren (beide 26) aus Dornbirn sind ein Paar und werden im August heiraten – dazu müssen sie jedoch nach Norwegen. Am Beispiel von Sotschi sieht man, dass Homophobie und Diskriminierung aktueller sind denn je. ©W&W
Am Samstag outete sich Schauspielerin Ellen Page, in der Schweiz protestieren Homosexuellen-Organisationen gegen das Blutspendeverbot. W&W sprach mit dem Pärchen Cosima und Maren aus Dornbirn (beide 26) über Diskriminierung, Olympia und das Heiratsverbot.

Maren und Cosima lernten sich während eines Erasmus-Semesters in Kopenhagen kennen und lieben. „Man verliebt sich nicht in ein Geschlecht sondern in einen Menschen“, ist Maren überzeugt. Die gebürtige Norwegerin outete sich schon vor Jahren. Zurück im recht konservativen Ländle hielt die Beziehung. Angst vor Ablehnung in der Gesellschaft gab es nicht. „Wir mussten bei unseren Freunden nie um Akzeptanz kämpfen“, so Cosima. Anders ist es derzeit in Sotschi. „Die Menschen scheinen Angst zu haben, dass man Kinder mit Propaganda in die Homosexualität treiben könnte, was natürlich absoluter Blödsinn ist. Man sucht sich das ja nicht aus. Hier fehlt es definitiv an Aufklärung!“, ist Maren überzeugt.

Verfassungswidrig

Ist man lange zusammen, entsteht meist auch der Wunsch zu heiraten und eine Familie zu gründen. Eheschließungen sind bei uns jedoch für homosexuelle Paare nicht erlaubt. Stattdessen gibt es eine eingetragene Partnerschaft, die auf der BH vollzogen wird, anstatt auf dem Standesamt. Für Maren schlichtweg eine Frechheit: „Ich empfinde das Ganze als eine Ver**schung. Es ist einfach nicht dasselbe, wie ein Ehe“ Vom Verfassungsgerichtshof wurde diese Bestimmung vergangenen Juni als verfassungswidrig aufgehoben, wie die Vorarlberger Landesregierung mitteilte. Mit 1. November trat das neue Personenstandsgesetz 2013 in Kraft. Darin ist die neue Entscheidung allerdings noch nicht berücksichtigt. „Stattdessen wurde seitens des Innenministeriums beabsichtigt, durch eine generelle Weisung, die Bestimmungen zu missachten, da sie ja eigentlich verfassungs- und menschenrechtswidrig ist“, erklärt Rechtsanwalt Dr. Clemens Pichler die Situation. Für Cosima und Maren kam aus diesem Grund eine eingetragenen Partnerschaft nicht in Frage. „Wir werden im August in Norwegen heiraten, da es dort keine Unterschiede zwischen homo- und heterosexuellen Ehen gibt“, so Cosima. Zurück in Vorarlberg wäre diese Ehe allerdings nicht anerkannt, müsste als sogenannte „Verpartnerung“ eingetragen werden.

Kinder für Homosexuelle

Auch mit dem Kinderwunsch ist es hierzulande schwierig. Bis dato dürfen homosexuelle Paare keine Kinder adoptieren. „Lesbische Frauen werden sich aber künftig künstlich befruchten lassen können. Erst diese Woche haben unsere Frauenministerin Heinisch-Hosek und Familienministerin Karmasin sich für einen erweiterten Familienbegriff und die Adoption von homosexuellen Paaren ausgesprochen“, weiß Michael Alexander Egger, Obmann vom Verein Go West. Die Stiefkindadoption ist seit rund einem halben Jahr erlaubt. Der Wunsch nach eigenen Kindern besteht auch bei Maren und Cosima: „Im Idealfall wollen wir drei Kinder, zwei leibliche und eines adoptieren! In Norwegen wäre das kein Problem.“ Schwulen Paaren werden in diese Richtung in Österreich noch immer Steine in den Weg gelegt, das ist jedoch nicht der einzige Punkt.

Risikogruppe: schwul

Die sexuelle Orientierung spielt auch bei der Blutspende eine große Rolle. Homosexuelle Männer gelten hierbei als Risikogruppe, wie auf der Homepage des Roten Kreuzes zu lesen ist: „Männer, die Sex mit Männern (MSM) hatten, werden von der Blutspende ausgeschlossen. Dieser Ausschluss erfolgt aufgrund eines signifikant höheren Infektionsrisikos für HIV und des verbleibenden Restrisikos bei der Diagnostik.“ Grund dafür ist, dass die Ansteckungsgefahr bei Analverkehr sehr hoch ist. „Was man aber nicht bedenkt ist, dass das keine ausschließlich schwule Sexpraktik ist. Was mich auch sehr an dieser Diskussion stört, ist die Promiskuität die (nicht nur hier) vielen Schwulen unterstellt wird, auch das ist respektlos“, so Mary Horvat vom Verein Go West. Auf Anfrage von W&W antwortete das Rote Kreuz jedoch wie folgt: „Homosexuelle werden nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Dies wird im Fragebogen, der vor der Blutspende ausgefüllt werden muss, auch gar nicht erwähnt. Jedoch ist der Blutspendedienst dazu verpflichtet sich an die Gesetze zu halten, dazu gehört auch, nach Risikoereignissen zu fragen, die mit einem erhöhten Infektionsrisiko einhergehen können. Wir fragen als nicht nach der Einstellung, Lebensweise oder sexuellen Orientierung.“ Bleibt abzuwarten, bis wann wir auch vor dem Gesetz endlich alle gleich sind!

„Putin spielt Theater und die Welt schaut zu“

Gastgeber Russland sieht sich selbst offiziell nicht als homosexuellenfeindlich. Doch Menschenrechtler sehen das anders. Russland dulde Gewalt gegen Schwule und Lesben, kritisierte die Organisation Human Rights Watch (HRW). Wer die Rechte von Homosexuellen stärke per Gesetz, verstoße gegen die Regeln Gottes und legalisiere die Sünde, donnert kürzlich der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill bei einem Gottesdienst in Moskau. „Die meist fehlenden Reaktion durch Staatsoberhäupter sowie autoritäre Instanzen sind schockierend. Putin spielt Theater und die Welt schaut zu, trifft es wohl ziemlich gut“, so Mary Horvat vom Verein Go West.

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