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Kein Stadtarzt ab Dezember

Medizinalrat Dr. Rudolf Brugger,
Medizinalrat Dr. Rudolf Brugger,
Vereinbarung mit den niedergelassenen Ärzten in Bregenz steht kurz vor dem Abschluss.

Bregenz. (fst) Mit Ende November wird HR Dr. Michael Stockreiter seinen weißen Ärztekittel an den Haken hängen und sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden. Damit verliert die Landeshauptstadt nicht nur einen weiteren Hofrat – den dritten in diesem Jahr –, sondern auch ihren Stadtarzt.

Stadtärztlicher Dienst

Viele Jahre waren der Bregenzer Stadtarzt Dr. Dietmar Ortner und sein Stellvertreter Dr. Michael Stockreiter ein Team, das die stadtärztlichen Belange wahrnahmen. Nach dem plötzlichen Tod von Dr. Dietmar Ortner vor nunmehr acht Jahren übernahm sein Stellvertreter dessen Aufgaben. Die SPÖ hatte damals den Antrag gestellt, wieder einen zweiten Arzt zu verpflichten – darauf wurde verzichtet, stattdessen wurde der stadtärztliche Dienst eingeführt: Sieben niedergelassene Ärzte übernahmen die anfallenden Aufgaben gemeinsam mit dem beamteten Stadtarzt Dr. Michael Stockreiter.

Keine Nachbesetzung

Im Dienstpostenplan der Landeshautstadt ist nach dem Ausscheiden von Dr. Michael Stockreiter keine Nachbesetzung vorgesehen. Für Stadtrat Michael Ritsch (SPÖ) eine völlig unverständliche Haltung. „Bregenz bedarf eines Stadtarztes, den man erreichen kann, wenn man ihn braucht. Er sollte neben der Totenbeschau auch für die Pflegeheime zuständig, für Schuluntersuchungen und für Impfaktionen verfügbar sein. Damals, als Dr. Ortner und Dr. Stockreiter noch diese Aufgaben wahrnahmen, hatten wir eine sehr, sehr gute Versorgung. Ab Dezember überhaupt keine mehr“, meint Ritsch. „Mit 200.000 Euro will unser Bürgermeister niedergelassene Ärzte finanzieren, damit diese die anfallenden Aufgaben übernehmen. Ein Armutszeugnis für eine Landeshauptstadt. Keinen Stadtarzt mehr zu haben, ist ein massiver Eingriff in die Gesundheitspolitik. Linhart macht in dieser Frage einen großen Fehler“, ist Ritsch überzeugt.

„Eine gute Lösung“

Bürgermeister Markus Linhart sieht das natürlich anders: „Da es mir ein persönliches Anliegen war und ist, allen Bregenzerinnen und Bregenzern die bestmögliche medizinische Versorgung zu bieten, war ich bei den Gesprächen mit unseren niedergelassenen Ärzten von Anfang an stark involviert. Die jetzige Vereinbarung, die kurz vor dem Abschluss steht, ist kein Kompromiss, sondern im Sinne unsere Bürgerinnen und Bürger eine gute und bewährte Lösung. In allen Vorarlberger Gemeinden werden die Gemeinde- bzw. stadtärztlichen Aufgaben von den niedergelassenen Ärzten erfüllt. Mit dieser Regelung ist die optimale Vernetzung der Arztpraxen und der städtischen ärztlichen Aufgaben gewährleistet, eine bessere Gesamtsicht damit möglich. Im Übrigen wäre die Bewältigung aller stadtärztlicher Aufgaben durch einen angestellten Stadtarzt alleine überhaupt nicht möglich. Die Kooperation mit und die Einbindung der niedergelassen Ärzten wäre in jedem Fall notwendig. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir damit in Bregenz die beste gesundheitspolitische Antwort für unsere Bevölkerung haben und danke der Ärzteschaft für ihre Kooperation.“

„Wird gut funktionieren“

Medizinalrat Dr. Rudolf Brugger, der Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Bregenz, ist ebenfalls davon überzeugt, dass es „in Bregenz auch ohne angestellten Stadtarzt klaglos funktionieren wird – so, wie in allen anderen Gemeinden im Land auch. Wir haben bereits in den vergangenen Jahren gemeinsam mit Dr. Stockreiter die stadtärztlichen Aufgaben wahrgenommen – wir werden das auch in Zukunft zuverlässig tun“. Ein einziges Problem sieht Dr. Brugger bei den Schuluntersuchungen auf die Bregenzer Ärzteschaft zukommen. „Mit Dr. Bertolini, der heuer 65 Jahre alt wird, geht ein erfahrener Schularzt in Pension. Wir werden, wie auch schon in den letzten Jahren, den aks in die Schuluntersuchungen einbinden. Und dort, wo es keinen Schularzt gibt, führt natürlich der Hausarzt sowohl alle Untersuchungen, wie auch alle notwendigen Impfungen durch“.

„Gespräche abwarten“

Für Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) ist vor allem die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung wichtig. „In welcher Form dies am besten gewährleistet werden kann, wird derzeit noch geprüft. Mit den niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen werden daher entsprechende Gespräche geführt. Diese gilt es abzuwarten, um weitere Aussagen treffen zu können.“ Andrea Kinz (FPÖ) sieht ebenfalls keine Probleme, so lange die Aufgaben eines Stadtarztes von den niedergelassenen Ärzten wahrgenommen werden können. „Wichtig ist die sehr gute Versorgung der Bevölkerung durch den stadtärztlichen Dienst und diese kann auch von den niedergelassenen Ärzten garantiert werden. In meinem Heimatbezirk gab es auch keinen Stadtarzt – Aufgaben, wie Totenbeschau, wurden von den praktischen Ärzten übernommen, warum sollte das in Bregenz nicht ebenso gut funktionieren?“

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