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Kein Grund zum Meckern

Ziegenbäurin Judith Heeb auf dem Feldkircher Buramarkt
Ziegenbäurin Judith Heeb auf dem Feldkircher Buramarkt ©Henning Heilmann
Die Gisinger Ziegenbäuerin Judith Heeb hat keinen Grund zum Meckern. Zwar wird sie unter manchen Bauern im Ländle noch immer als Exotin belächelt, aber die Feldkircher schätzen es sehr, bei ihr auf dem Markt den leckeren Ziegenfrischkäse einzukaufen.
Judith Heeb - "Frau Ziege"

Judith Heeb-Nachauer kam am 14.02.1970, an einem Valentinstag, auf die Welt. Schon als Kind war bald klar, dass sie ein echtes “Naturmädel” ist. Bereits im Alter von vier bis elf Jahren zog es die kleine Judith, die mit zwei Brüdern aufgewachsen ist, jeden Sommer von Juni bis September zum Großvater auf die Alp. Bereits ihr Vater begann, die traditionelle Mutterkuhhaltung mit Ziegen zu ergänzen. Bis Heeb schließlich ganz auf Ziegen umstellte, dauerte es aber noch eine Weile.

Heute hat Judith Heeb etwa achzig Ziegen im Stall. Dazu bewirtschaftet sie noch etwa 20 Hektar Land und etwa 30 Obstbäume. Auf dem Hof ist immer was los. Ihre beiden Söhne Julian (14) und Christoph (12) haben neben den Ziegen, Hunden und Katzen auch noch ein Pony und einen Esel als Spielgefährte. Julian hilft aber auch schon öfter mal auf dem Markt mit.

Auf ihrem Stand am Feldkircher Markt liegen ihre Köstlichkeiten aus: Ziegenkäse auf Topfenbasis, in den Geschmacksrichtungen Natur oder Kräuter, Bärlauch, Pfeffer. Von Zeit zu Zeit auch leckere Fleischprodukte, wie die “Meckanossi” oder die “Zigami”. Sowie frisches Obst von den eigenen Bäumen. Den Stand teilt sie sich mit Ihrer Freundin Hildegard von Gisingen. Beide helfen sich gegenseitig beim Mosten, Einmachen, Marmelade herstellen aus.

Doch Judith Heeb kümmert sich nicht nur um ihre Ziegen, den Hof, die Kinder und die Familie. Darüber hinaus ist sie auch noch politisch aktiv und engagiert sich in der Gemeindevertretung, ist Vorstandsmitglied beim Verein „Ländle Bur“, engagiert sich für das Gisinger Märktle. Ihr wichtigstes Credo: Lebensmittel sollten aus der Region stammen. “Für mich steht regional über Bio”, betont sie, und erzählt dabei, wie sie sich einmal in einem Bioladen über den Sinn von aus Chile importiertem Biogemüse unterhielt.

Das ihre Mitbürger auf regionale Lebensmittel viel Wert legen, freut Sie ganz besonders: “Feldkircher schätzen den Direktverkauf”, schwärmt sie. Ziegenmilch zum Beispiel verkauft Judith Heeb nur ab Hof, aber auch hier hat sie Kunden, deren Kinder beispielsweise keine Kuhmilch vertragen. Ebenso wichtig ist ihr, dass bei der Produktion ihres köstlichen Käses keine Reste verschwendet werden. “Meine Molke bekommen die Schweine, Ziegenmolke ist außerdem gesund bei Neurodermitis.”

Gerne würde Heeb mit ihren Ziegen auch mal wieder eine Alpe bewirtschaften, aber bislang ist sie noch nicht fündig geworden. “An rechter Bauer hot an Kuhschwanz im Stall”, ist landläufig immer noch die Meinung unter vielen Bauern in Vorarlberg. Oder dass die Ziegen immer die ganzen Sträucher mitfressen. Vor nicht langer Zeit galt die Ziege auch als besonders unhygenisch. Da hat es die Ziegenbäuerin nicht leicht, gegen weit verbreitete Vorbehalte anzukämpfen.

Wer Judith Heebs Käseprodukte nun gerne näher kennen lernen möchte, wird sich etwas gedulden müssen. “Von November bis März sind meine Ziegen in Karenz”, betont sie, denn dann ist sie mit der Aufzucht ihrer Kitze beschäftigt, und es bleibt nur noch wenig Milch zum Käse machen. Dafür kann man in der Vorweihnachtszeit bei Frau Heeb vor der Vorarlberghalle in Feldkirch Christbäume für Heiligabend kaufen: Sie ist eben einfach eine engagierte Marktfrau, die zu jeder Jahreszeit aktiv ist.

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