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Kaspar Pfister packt aus

“Das ist ein glatter Rufmord", Ex-Geschäftsführer der gemeindeeigenen Pflegefirma Benevit Kaspar Pfister packt im VN-Interview aus. Gemeinde-Mehrzahl und Pflegelandschaften wollten “eigene Firma" nie wirklich.

VN: Gemeindeverbandspräsident Bürgermeister Berchtold ist von Ihnen zutiefst enttäuscht, Sie hätten der Pflegemanagementgesellschaft viel Geld gekostet und das Image demoliert. Was sagen Sie dazu?

Pfister: Das ist ein glatter Rufmord, den der Gemeindeverband betreibt. Ich habe drei Jahre lang mit vollem Engagement gearbeitet. Und war auch erfolgreich, ansonsten könnte nicht in der kurzen Zeit bereits jetzt ein Betriebsgewinn in Aussicht stehen.

VN: Warum untersucht denn nun der Rechnungshof die Folgen Ihrer Aktivitäten als Geschäftsführer?

Pfister: Was der Gemeindeverband sich vorgestellt hat, nämlich dass die Kommunen mit ihren Pflegeheimen zu Benevit wechseln, ist nie eingetreten. Nahezu alle Angebote, wie Einkaufsverbund, wurden so gut wie nie benutzt. Es gab sehr geringe politische Akzeptanz, und die Heim- und Pflegeleitungen waren ebenso wenig begeistert. Nur Rankweil und Innerbraz haben Benevit beauftragt. Jetzt werde ich als Sündenbock für die grundsätzlichen und hauptsächlich politischen Probleme verantwortlich gemacht.

VN: Der Gemeindeverband wirft Ihnen ein zu hohes Gehalt und Spesenrittertum vor.

Pfister: Die Herren Jäger und Müller sind Ende 2002 an mich herangetreten und wollten mich für die Pflegemanagementgesellschaft sowie für die Consulting als Mitgesellschafter und als Geschäftsführer anstellen. Ich war damals bei einer großen deutschen Firma, der Kursana, tätig und wollte beim Gehalt keine Abstriche machen. Mein Gehalt wurde damals nie in Frage gestellt und auf 150.000 Euro pro Jahr festgelegt, auf 14 Gehälter verteilt. Dann kam die Realität: Sechs Monate lang konnte und wollte keine Gemeinde ein Heim übergeben. Dann kamen zögerlich Rankweil, Alberschwende, Hittisau und Langenegg sowie heuer im April die Kronhalde in Bregenz. Ich bin bei anderen Gemeinden aus unterschiedlichen Gründen aber stets auf starken Gegenwind gestoßen.

VN: Einen Teil Ihres Gehalts habe der Gemeindeverband aus den Erlösen Ihrer Auslandstätigkeit im Rahmen der Consulting finanziert.

Pfister: Stimmt nicht. Ich war zu 100 Prozent bei der gemeinnützigen Vorarlberger Pflegemanagementgesellschaft angestellt und wurde von ihr bezahlt. Die Beratungserlöse liegen bei rund 450.000 Euro, abzüglich die Aufwändungen von rund 200.000 Euro. Es wurde nie ein Gewinn ausgeschüttet.

VN: Und was war mit der Spanienreise mit Ihrer Gattin, die Sie angeblich als Reisespesen verrechnet haben?

Pfister: Der Gemeindeverband und ich haben aufgrund einer ausgiebigen Marktanalyse gemeinsam beschlossen, einen ambulanten Dienst in Spanien zu beginnen. In diesem Zusammenhang reiste ich zweimal hin, davon einmal mit meiner Frau. Ich habe der Managementgesellschaft nachweislich ausschließlich meinen Flug in Rechnung gestellt.

VN: Und was war mit der Buchhaltung?

Pfister: In der Buchhaltung, für die eine externe Firma beauftragt war, bestanden Anfangsprobleme, die ich dem Gemeindeverband sofort mitteilte. Der Abschluss 2003 wurde von einem Steuerberater gemacht und mit Zustimmung des Gemeindeverbandes dem Firmenbuch eingereicht. Im Herbst 2004 hat der Verband verlangt, dass er die Buchhaltung neu aufbucht und diese selbst macht. Seither habe ich keinen Einfluss mehr darauf.

VN: Verbandspräsident Berchtold hat jetzt angekündigt, dass privat abgerechnete Aufwendungen zurückgefordert werden.

Pfister: In der gemeinsamen Vereinbarung vom Juni dieses Jahres steht ausdrücklich, dass ich aus allfälligen Haftungen aus meiner Geschäftsführertätigkeit entlassen bin.

VN: Das Vertrauensverhältnis war also schon länger beschädigt?

Pfister: Ja. Schon Ende 2004 habe ich eine Trennung vorgeschlagen. Ab März dieses Jahres war ich nur noch zu 50 Prozent beschäftigt. Es ist aber keine Klimaverbesserung eingetreten. Ich selbst, nicht der Gemeindeverband wollte dann die endgültige Trennung.

VN: Blicken Sie im Zorn zurück?

Pfister: Der Gemeindeverband hat seine Vorgaben immer wieder geändert. Wichtig sind nur noch Kostenoptimierung und Buchhaltung. Der Rufmord schadet mir sehr.

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