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Karl Salzmann macht Johanniterkirche-Besucher hörig

Was harmlos wirkte entpuppte sich als ohrenbetäubendes klingendes Tohuwabohu.
Was harmlos wirkte entpuppte sich als ohrenbetäubendes klingendes Tohuwabohu. ©Bandi Koeck
Feldkirch. (BK) Groß war das Interesse an einer außergewöhnlichen Ausstellung in der Johanniterkirche: Der gebürtige Vorarlberger Karl Salzmann zeigt dort seine bisher massivste und größte Installation "Totalitäre Klänge".
Treffpunkt: Johanniterkirche

“Dies ist eine Ausstellung, wo man am Anfang nichts sieht und am Schluss nichts mehr hört” waren die einleitenden Worte von Thomas D. Trummer, Direktor vom Kunsthaus Bregenz. Am Anfang war alles noch ruhig. Die vielen Gäste versammelten sich in den Räumlichkeiten des geschichtsträchtigen Sakralbaus, wo inmitten der Kirche 27 Snare-Trommeln kreisförmig alle Blicke auf sich zu ziehen drohten. “Noch gibt es ja nichts zu fürchten” fuhr Trummer fort. Die Gäste blickten in Richtung Kurzifix und Altar. Dort hängt eine riesige quadratische Box von der Decke, “ein abstraktes Monstrum, eine Ikone aber eine ikonoklastische” so der Kunsthaus-Direktor. Solang diese Ikone ruhig bliebe, bliebe sie ein Bild. Doch sobald sie sich in Bewegung setze, werde sie zu einem schaurigen Ungetüm, einem richtigen Monster. Wie recht der Vernissageredner mit seinen Worten hatte, konnten alle Anwesenden kurz darauf mit eigenen Augen sehen und vor allem Ohren hören.

Zu den zahlreichen Gästen gehörten Dr. Barbara Schöbi-Fink (Vize-Bürgermeisterin) mit Gatten Philipp, Mag. Albert Ruetz (Obmann Rheticus Gesellschaft), Künstler wie Harald Gfader, Erhard Witzel oder Uta Belina Waeger, Hubert Pfautsch und Robert Göschl (Vienna Physix) oder Stefanie Purtscher (Marktmanagerin).

Der 1979 in Bludenz geborene Karl Salzmann lebt und arbeitet in Wien. Er entwickelt Installationen, Skulpturen und Objekte an der Schnittstelle von Bildender Kunst und Musik. Gerne wird er als Bildhauer von Klangskulpturen bezeichnet. Die aktuelle Installation hat er eigens für die Johanniterkirche Feldkirch konzipiert. “Er hat die Johanniterkirche vermessen” verriet Trummer den Anwesenden. Der Aufbau sei schwierig gewesen. Die Installation diene ihm auch für seine Forschungsarbeit.

Kurze Zeit später begab sich Karl Salzmann hinter seinen aufgeklappten Laptop, betätigte die Turntables und ein schriller, monotoner Sound erklang aus dem Boden. Kurz darauf setzte sich die schwarze Kiste vor dem Kurzifix in Bewegung. Es war, als ob der ganze Körper zum Membran würde. Was anfangs aussah, als ob man ein Baby schaukeln würde, entpuppte sich kurze Zeit später – wie es Trummer passend formulierte – “in eine Art Tiefseerauschen, zu etwas Beänstigendem”.

“Die Sirenen sind eine Art Klang mit Libidozwang. Es ist die pure tiefklingende Macht eines sonoren Klanggeschehens” so die abschließenden Worte. Auch mit Ohrenstöpseln war es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Gäste die Räumlichkeiten verließen und ins Freie traten, denn die Klänge dringen wahrhaftig in uns ein und verletzen unser akustisches Immunsystem.

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. August 2016 zu besichtigen.

 

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