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Karg: "Wurden links liegen gelassen"

Der Bregenzer Stadtrat Werner Karg ist aus der FPÖ ausgetreten. Diese Partei habe keine Überlebenschancen mehr und auch die Eigenständigkeit in Vorarlberg werde sich nicht spielen, sagt Karg.

VN: Sie waren mit dem FPÖKurs schon länger unzufrieden – und traten nun aus.
Karg: Ja. Ich bin aus der FPÖ ausgetreten, habe die Landespartei per Fax informiert. Ich bin nun parteifreier Stadtvertreter. Derzeit.

VN: Derzeit?
Karg: Es gab noch keine Gespräche. Ich kann mir aber vorstellen, als Parteifreier in der ÖVP mitzuarbeiten. Wenn ich in der Politik bleibe.

VN: Warum der Rücktritt?
Karg: Die ganze FPÖ/BZÖGeschichte funktioniert nicht mehr. Auch in Vorarlberg nicht. Alle drei Fraktionen sind zum Sterben verurteilt, können nicht überleben. Die Eigenständigkeit im Ländle wird sich nicht spielen. Die Wiener werden eine Abspaltung nicht einfach so hinnehmen. Abgesehen davon fehlen auch die politischen Inhalte. Man hört ja vom Landtagsklub fast nichts mehr.

VN: Könnte eine Nachfolge-Partei an frühere FPÖ-Erfolge im Land anschließen?
Karg: Das glaube ich nicht. Die freiheitliche Idee ist zerstört worden. Wie sie sich auch nennen, sie werden in den nächsten Jahren im Ländle nicht mehr über die Fünf-Prozent-Marke kommen. Man findet auch keine Mitstreiter mehr. Die winken alle ab.

VN: Was führte denn zum Untergang der FPÖ?
Karg: Von Knittelfeld an ging es abwärts. Da hat sich die Partei selbst zerstört. Und dann folgte die Abspaltung des BZÖ. Es war damals ein Gefühl, als ob alles in den Händen zerrinnt. Weil einige beleidigt waren, weil es einigen nur um ihre eigenen Stühle ging. Und weil einige meinten, sie müssen mit Aussagen glänzen, die letztlich nur auf Kosten der Partei gingen. Der Split wenige Tage vor der Gemeindewahl tat ein Übriges. Mitleid hat man mit uns empfunden, sonst nichts mehr. Zudem hat uns die Landespartei allein gelassen.

VN: Alleine?
Karg: Wir hatten niemanden, wurden links liegen gelassen. Wenn ich mir dagegen anschaue, wie Sausgruber und Halder im Wahlkampf für die Schwarzen marschiert sind. Egger tauchte nie auf. Ich will mich nicht herausreden. Ich war Spitzenkandidat, hatte als solcher auch die Verantwortung zu tragen. Aber eine gewisse Unterstützung hätte ich mir schon gewünscht.

VN: Bei so viel Kritik: War der Rücktritt ein leichter?
Karg: Nein. Es gibt ja nach wie vor Leute, wie Hans-Dieter Grabher oder Burkhard Wachter, die in ihren Gemeinden eine Politik vertreten, mit der ich leben kann. Mit der gesamten FPÖ kann ich aber nichts mehr anfangen.

VN: Welche Fehler machten die hiesigen Freiheitlichen?
Karg: Vor allem den Hauptfehler, dass sie sich nicht eingestehen wollten, was in Wirklichkeit los war. Und sich das noch immer nicht eingestehen wollen. Es sind schon viele ausgetreten. Da bin ich ja bei weitem nicht der Einzige.

VN: Als die FPÖ wieder in die (Landes-)Regierung ging, waren Sie empört.
Karg: Mit diesen schweren Verlusten hätte die FPÖ in die Opposition gehen müssen und nicht gnadenhalber in der Regierung verbleiben. Ich war damals aber der Einzige im Vorstand, der für den Weg in die Opposition stimmte.

VN: Waren die Jahre in der Politik verlorene Jahre?
Karg: Nein. Ich habe viele Freunde gewonnen. Vielleicht auch einige verloren. Aber es waren schöne Zeiten.

Reaktion von Dieter Egger im “Antenne”-Interview”

Der Obmann der Freiheitlichen, Dieter Egger, geht mit dem aus der Partei ausgetretenen Werner Karg scharf ins Gericht. Karg wäre mit Ende April Stadtparteiobmann und Mitglied im Landesparteivorstand gewesen. Nun ist die Landeshauptstadt ohne Freiheitliche in der Stadtvertretung. Egger hat aber schon einen Nachfolger: “Wir haben mit Harald Stifter einen Obmann, der bereit ist, den Scherbenhaufen, den Werner Karg hinterlassen hat, aufzuräumen und neu aufzubauen. Ich kann an Werner Karg nur appellieren, wenn er nur einen Funken eines Anstands, eines Charakters hat, wird er sein Mandat zur Verfügung stellen und damit neuen Mitgliedern auch die Möglichkeit geben, politisch freiheitliche Inhalte zu transportieren in Bregenz, was dringend notwendig wäre”, so Egger. Von Werner Karg ist der FPÖ-Obmann enttäuscht.


Werner Karg

Werner Karg war für die FPÖ Landtagsabgeordneter (1994 bis 1999), Stadtvertreter in Bregenz (1989 bis 2005), Stadtrat (1990 bis 2005), Mitglied im Landespartei-Vorstand und in der Landesparteileitung sowie Bregenzer Stadtparteiobmann.


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