Der umstrittene Film Die Passion Christi des US-Schauspielers und -Regisseurs Mel Gibson ist nicht bewusst antisemitisch. Dies hätten ihm Vertrauenspersonen glaubhaft versichert, sagte Kardinal Joseph Ratzinger laut Kathpress-Meldung vom Montag in Wien. Er selbst habe den Film nämlich nicht gesehen, da er es diesbezüglich mit Gibson halte. Dieser habe seinen eigenen Kindern nicht erlaubt, den Film anzusehen, da sie zarte Seelen seien. Auch er habe eine so zarte Seele, meinte der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation selbstironisch. Überhaupt sei er kein Freund von Jesus-Filmen, da man dem, was Jesus Christus wirklich ist, schauspielerisch nicht nahe kommen könne.
Verwirrende Aussagen zu Pädophilie-Fällen
Ratzinger wies auch die Kritik an seinen Interview-Äußerungen in der Aachener Zeitung zurück, mit denen er einen Zusammenhang zwischen der Öffnung der Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil und der Häufung von Pädophilie-Fällen unter Priestern ab Ende der 1960er Jahre hergestellt hatte. Er habe in dem Interview lediglich gefragt, ob es wirklich eine Reform gewesen sei, dass etwa nach dem Konzil plötzlich zehntausende Priester und Ordensleute so leben wollten wie andere Leute auch. Das habe er als Frage hingestellt, die offen bleibt.
Weiters habe er hinzugefügt, dass ihm der Bericht des US-amerikanischen National Review Board über die sprunghafte Zunahme der Pädophiliefälle unter amerikanischen Priestern von den sechziger bis in die Mitte der achtziger Jahre sehr zu denken gegeben habe. Dieser Bericht sei zu dem Schluss gekommen, dass eine der Ursachen für die ansteigende Zahl von Pädophiliefällen im mangelnden Gebetsleben und in der generellen spirituellen Ausdünnung des geistlichen Lebens der Priester lag. Diese Deutung wurde unter anderem vom Leiter der Ombudsstelle der Erzdiözese Wien für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche, Helmut Schüller, zurückgewiesen. Gegenüber dem ORF-Radio sagte er in der Vorwoche, dass Missbrauchsfälle im Gegenteil meistens gerade von als besonders fromm und charismatisch geltenden Priestern begangen werden.
Ratzinger von Königs Begräbnis beeindruckt
Ratzinger zeigte sich tief beeindruckt von der großen Zahl von Menschen, die am Wochenende vom verstorbenen Kardinal Franz König Abschied genommen hätten. Die Nummer zwei des Vatikan hatte am Samstag das Requiem für König im Wiener Stephansdom zelebriert.
Er stelle auch in der Einstellung der Menschen zu Kirche und Glaube einen Generationenwechsel fest. Die gegenwärtige junge Geneartion sei nicht mehr von den Ressentiments der 68er-Generation und ihrer Abwendung von allen Institutionen belastet, sondern stelle wieder die Frage nach einem authentischen Glauben. Er bemerke in dieser Hinsicht vielfach einen neuen Aufbruch ohne Ängste.
Redaktion: Birgit Stadtthaler
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