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Karajan - Ein Salzburger mit unterschiedlichsten Seiten

"Applaus brandet auf, erwartungsreich, hingebungsvoll. Er ist da." So schil­derte am Freitag der Präsident der Internationalen Salzburg Association (ISA), LHStv. Wilfried Haslauer (ÖVP), beim Festakt "Der Salzburger Herbert von Karajan" Auftritte des ehemaligen Maestros und Musikers Karajan. Bilder 

“Seine Suggestion, der eiserne Wille, seine vielfärbige Persönlichkeit springt auf alle über, keiner kann sich entziehen, die Musiker nicht, die Zuhörer nicht, nicht die Saaldiener und auch nicht der Rettungsarzt am Dienstsitz”, fuhr Haslauer im Solitär der Universität Mozarteum Salzburg fort.

Der ISA-Präsident ging in seiner Festrede neben dem künstlerischen Schaffen sowie Karajans Verdienste auch auf seine Persönlichkeit und Lebensgeschichte ein. Haslauer scheute sich nicht, den dunklen Fleck in Karajans Leben – seine Mitgliedschaft bei der NSDAP – anzusprechen. Herbert von Karajan scheine ein unpolitischer Mensch mit einem Gefühl für ihn Nützendes gewesen zu sein: “Ihm ging es nur um eines und diesem Ziel ordnete er alles andere unter: Musik zu machen, zu dirigieren. Die Mitgliedschaft bei der NSDAP schien ihm auf dem Weg zur Erreichung dieses Zieles zumindest nicht hinderlich”, stellte Haslauer fest. In seiner Einvernahme vor der Hurdeskommission 1945 habe Karajan seinen Parteieintritt mit der Bekleidung eines Postens nach Art eines Generalmusikdirektors verglichen: “Man ist einfach hineingetorkelt. Ich habe nichts anderes gewollt, als in Ruhe meine Musik zu machen.”

Haslauer erinnerte in seiner Festrede daran, dass Mitte Juni 1946 der Alliierte Rat Karajan mit einem Auftrittsverbot belegte und er die künstlerische Leitung der Opern vom Souffleurkasten aus ausüben musste – ihm nach außen hin aber politisch unbelastete Dirigenten zur Seite gegeben wurden. Erst 1948 konnte Karajan Glucks “Orpheus und Eurydike” und Mozarts “Die Hochzeit des Figaro” sowie zwei Orchesterkonzerte wieder dirigieren.

Dass Herbert von Karajan, dessen 100. Geburtstag heuer begangen wird, nicht nur der geniale Dirigent war, sondern auch der perfekte Organisator und der kompromisslose Vertreter eigener Interessen, der neben sich keinen Zweiten duldete, zeige der Witz aus der damaligen Zeit: “Karajan besteigt ein Taxi und antwortet auf die Frage des Taxilenkers ‘Wohin?’ mit ‘Egal, ich werde überall gebraucht'”, so der ISA-Präsident.

Herbert von Karajan sei ein europäischer Mensch, der “europäische Generalmusikdirektor” gewesen, der mit lokalen Wurzeln global agiert habe: Das Europäische war an Herbert von Karajan das Salzburgische schlechthin.” Salzburgisch sei Herbert von Karajan auch die Verweigerung jeglicher Eindimensionalität gewesen: “Er war nicht nur und ausschließlich Musiker und Dirigent, nein auch Regisseur, auch Techniker, auch Skiläufer, auch Bergsteiger, auch Segler, auch Flieger, ein polyglotter Mensch, der Wert auf seine Erscheinung, sein Äußeres gelegt hat, ein Mann, der einfach von allem was er tat, das Beste erreichen und der Beste sein wollte und dies auch zur Schau stellte”, sagte Haslauer.

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