AA

Kampf um Titel "King of Hip-Hop"

Dieses Duell wird nicht im Boxring ausgetragen, sondern an den Kassen der Plattengeschäfte. Und doch hat der Kampf zwischen den beiden Rappern Kanye West und 50 Cent Aspekte eines Showdowns zwischen Giganten.

Die Drohgebärden, der Medienhype und mögliche Konsequenzen für die Karriere. Waffen der Kontrahenten sind ihre jeweils neuen Alben: „Graduation“ von Kanye West und „Curtis“ von 50 Cent kommen genau am selben Tag heraus, nämlich an diesem Dienstag (11. September). Der weltweiten Fan-Gemeinde soll die Entscheidung überlassen werden, wer am Ende den Titel „King of Hip- Hop“ tragen darf.

50 Cent hat bereits angekündigt, dem Musikgeschäft den Rücken zuzukehren, falls sein Rivale mehr Platten verkaufen sollte. Eine schlimme Drohung für die Fans des 32-jährigen ehemaligen Drogendealers aus Queens, der mit bürgerlichem Namen Curtis James Jackson heißt. Schon sein erstes Album „Get Rich or Die Tryin’“ (2003) war ein Millionengeschäft, und „The Massacre“ (2005) verkaufte sich bereits an den ersten vier Tagen 1,14 Millionen Mal. „Ich bin King Kong. Kanye ist menschlich. Menschen laufen davon, wenn sie King Kong sehen, weil sie Angst haben“, plusterte sich 50 Cent in einem Interview mit dem US-Magazin „Rolling Stone“ auf. Dass er neun Schusswunden überlebt hat, untermauert sein Gangster-Image ebenso wie der grimmige Blick auf dem Plattencover und seine zahlreichen Tatoos.

Kanye West (30) steht ihm allerdings in keiner Weise nach. Er hält sich schlichtweg für ein Genie. „Wenn ich ’Graduation’ hören würde, und es wäre von jemand anderem, dann würde ich vor Angst Durchfall kriegen“, prahlt der mehrfache Grammy-Gewinner aus Chicago. Mit Alben wie „The College Dropout“ (2004) und „Late Registration“ (2005) überzeugte er durchaus, dass auch ein ehemaliger Produzent – unter anderem für Alicia Keys, Eminem, Jay-Z und Mos Def – vor dem Mikrofon bestehen kann. Kanye Wests musikalische Offenbahrung kam nach einem schweren Autounfall vor vier Jahren, als er mit gebrochenem Kiefer im Krankenhaus lag. Schlagzeilen macht er hin und wieder mit sozial-politischen Kommentaren: „George Bush sind die Schwarzen egal“, wetterte er bei einem Benefiz-Konzert für die Opfer von Hurrikan Katrina.

Mutig ist der Alben-Parallelstart der beiden Rapper allemal, denn im Milliardengeschäft Hip-Hop kann es auch schnell wieder steil bergab gehen. Den direkten Vergleich mit einem Rivalen hatte zuletzt Ja Rule versucht, als er vor fünf Jahren den damaligen Newcomer 50 Cent herausforderte. Er verlor und bekommt seitdem keinen Fuß mehr auf den Boden. Deshalb haben sich auch beide Kontrahenten Unterstützung von außen geholt: Chris Martin von Coldplay singt auf Wests „Graduation“ bei „Homecoming“ mit, weitere Gastauftritte haben T-Pain, Mos Def und Lil Wayne. 50 Cent hat sich Timbaland, Dr. Dre und Eminem als Produzenten geholt. Pop-Sänger Justin Timberlake, R&B- Star Mary J. Blige sowie Nicole Scherzinger von den Pussycat Dolls unterstützen ihn mit ihren Stimmen.

Falls 50 Cent den Kampf der Giganten verlieren sollte und nie wieder eine Platte herausbringt, muss er sich um sein weiteres Einkommen trotzdem keine Sorgen machen. Seit Coca-Cola seinen Anteil am Produkt „VitaminWater“ gekauft hat, besitzt er mindestes 100 Millionen Dollar (etwa 72 Millionen Euro) zusätzlich auf seinem Bankkonto. Ein Buch und ein Parfüm sind ebenfalls in Arbeit. „Ich bin nie wegen der Musik dabei gewesen, nur wegen des Geschäfts“, behauptete er einmal im Magazin „Forbes“.

Kanye West hat kein Problem damit, dass das Platten-Duell genau an dem Tag statt findet, an dem Amerika den sechsten Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon gedenkt: „Ich glaube, dass meine Musik inspiriert. Deshalb ist es perfekt, dass das Album an dem Tag herauskommt. Die Lieder haben genau die Energie, die die Leute an einem solchen Tag brauchen“.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Stars
  • Kampf um Titel "King of Hip-Hop"