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Kambodscha: Norodom Sihamoni neuer König

In Kambodscha hat der Kronrat am Donnerstag den 51-jährigen Prinzen Norodom Sihamoni zum neuen König gewählt. Er tritt die Nachfolge seines 81-jährigen Vaters Norodom Sihanouk an, der letzte Woche abgedankt hatte.

Sihamoni, ein international preisgekrönter Ballett-Tänzer und Choreograph, war zuletzt Botschafter Kambodschas bei der Erziehungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) in Paris.

Die Wahl erfolgte einstimmig, hieß es in einer offiziellen Kundmachung. Der neue Monarch hält sich ebenso wie seine Eltern im Ausland auf und wird am 20. Oktober in Phnom Penh erwartet. Die feierliche Thronbesteigung soll am 29. Oktober stattfinden. Sihanouk hat angekündigt, er werde seinem Sohn als Ratgeber zur Verfügung zu stehen.

Dem neunköpfigen Kronrat gehören der Regierungschef, die Vorsitzenden der beiden Parlamentskammern (Senat und Nationalversammlung), deren vier Stellvertreter und die beiden höchsten buddhistischen Geistlichen des Landes an. Erst am Montag hatte das Parlament das Durchführungsgesetz für die Königswahl verabschiedet, nachdem der Präsident der Nationalversammlung, Sihanouks ältester Sohn Prinz Norodom Ranariddh, noch am Wochenende in die chinesische Hauptstadt gereist war und vergeblich versucht hatte, den Vater umzustimmen.

Sihamoni, ein international preisgekrönter Ballett-Tänzer und Choreograph, war seit elf Jahren Botschafter Kambodschas bei der Erziehungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (UNESCO) in Paris. Politisch ist der Junggeselle nie hervorgetreten, was ihn in den Augen von Ministerpräsident Hun Sen für den Thron besonders qualifiziert. Die kambodschanische Monarchie werde nur dann überleben, wenn sie „so funktioniert wie die japanische“, hatte der Premier betont. Der König habe ausschließlich das „Symbol der Einheit der Nation“ zu sein und dürfe nicht in die Politik eingreifen.

Der neue König

Sihamoni, der als Wunschkandidat seines Vaters galt, wurde am 14. Mai 1953 in Phnom Penh geboren. Als Neunjähriger wurde er nach Prag geschickt, wo er Ballettunterricht erhielt und sich auch perfekte Kenntnisse der tschechischen Sprache aneignen konnte. Neben Khmer und Französisch beherrscht er zudem Englisch und Russisch. Mit 14 Jahren war er Hauptdarsteller in dem im Auftrag seines Vaters gedrehten Film „Le petit prince“ (Der kleine Prinz). 1971 wurde er mit dem tschechoslowakischen Ersten Nationalpreis für klassischen Tanz ausgezeichnet.

Seine künstlerischen und musikwissenschaftlichen Studien setzte Sihamoni in Russland und Nordkorea fort. In Pjöngjang erwarb er 1976 ein Kinematografie-Diplom. Nach der Machtergreifung der Roten Khmer wurde er 1976 nach Phnom Penh beordert und mit seinen Eltern unter Hausarrest gestellt, um Ende 1978 während der vietnamesischen Militärintervention nach Peking ausgeflogen zu werden. 1981 ließ er sich in Paris nieder, wo er einer Lehrtätigkeit am Konservatorium „Gabriel Fauré“ nachging und die Tanzgruppe „Deva“ ins Leben rief. 1993 nach Wiederherstellung der Monarchie wurde er zum Ständigen Vertreter Kambodschas bei der UNESCO ernannt.

Mit Sihamonis Thronfolge ist auch die Position von dessen eurasischer Mutter Monique Izzi, der heutigen Königin Monineath, abgesichert. Zu Gunsten dieser in Hofkreisen angefeindeten jüngsten seiner zahlreichen Nebenfrauen hatte Sihanouk 1965 auf die traditionelle Vielehe verzichtet. Insgesamt hat er 14 Kinder von sechs Frauen. Fünf seiner Kinder und mehrere Enkel wurden unter dem Terrorregime der Roten Khmer in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre ermordet.

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