Nostalgische Gedanken hegte Marion Gassner nicht, als sie sich in den letzten Wochen auf den Weg machte, um Leute zu finden, die sich noch an sie erinnern können, an jene Tanzlokale, Bars, Eisdielen und plüschigen Cafés, die es schlicht und einfach nicht mehr gibt. Überall auf der Welt machen Abrissbirnen Orte, die viele Menschen mit dem ersten Kuss, einer neuen Eissorte, dem schüchtern begonnenen Tanz oder einfach mit einem schönen Abend verbinden, zunichte. So auch in Bregenz.
Allerdings verhält es sich in der Vorarlberger Landeshauptstadt so, dass gerade in den 70 er- und 80 er-Jahren sehr viele dieser Bars und Cafés entweder abgerissen wurden oder den Besitzer wechselten und somit auch ein gänzlich anderes Flair erhielten. Marion Gassner, ansonsten mit kunsthandwerklichen Objekten oder Design beschäftigt (von ihr stammt die Idee zu den berühmt gewordenen handlichen Stadtkraxen), will den Menschen die Auseinandersetzung mit dem Flair vergangener Zeit ermöglichen.
Als Mitstreiterin hat sie die Galeristin Lisi Hämmerle gefunden. Es ging darum, Einrichtungsgegenstände oder Fotografien von den verschiedenen Etablissements aufzutreiben.
Stühle und ein Tischchen von der Greiter-Eisdiele wurden bereits ergattert, auch die Möbel vom Tanzcafé Löffler sind da. Die wunderbaren Stücke (angesiedelt zwischen Art deco und den 50 er-Jahren) standen einst im Haus am Leutbühel, das vor fast 40 Jahren dem GWL weichen musste.
Möbel aus der Kronenbar (jedem Bregenzer ein Begriff) wurden erst jüngst angeliefert. Die Vom einstigen Hotel Falken gibt es zumindest noch die Zimmerschlüssel und vom Hotel Krone Fotografien von der properen Einrichtung. Bett, Sitzbereich, Waschbecken im Zimmer – damit bewies man anno dazumal schon einen besonderen Komfort.
In der alten Bahnhofsgaststätte, damals auch Trinkerheilstätte genannt, hätten sich, so Gassner, der Bankangestellte wie der Sandler zum Reiseachtele eingetroffen. Im Milano gab es besten Espresso – vom Eulenspiegel ist nichts mehr geblieben.
Lisi Hämmerle erinnert sich hingegen am liebsten an die Bar im Strandbad. Tolles Design – alles weg. Nein, Wehmut soll nicht aufkommen, aber die Kunstvermittlerin nennt es eine tolle Sache , wenn sich die Leute ab Samstagabend in den zum Kaffee Bregenz umbenannten Galerieräumen treffen, wenn die Älteren den Jüngeren erzählen, was damals in Bregenz abging, wenn sich der eine oder andere vielleicht an jenen Tisch setzt, an dem sich die Eltern einst zum ersten Mal tief in die Augen blickten.
Das Projekt Kaffee Bregenz wird am 3. März in der Galerie Lisi Hämmerle, Anton-Schneider-Straße 4 in Bregenz, eröffnet und läuft einen Monat.
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