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Kämpfer für schwule Polizisten

Die Situation sei zwar besser, aber noch immer gebe es viele Vorurteile und Ängste, wenn sich Polizisten outen, sagt Josef Hosp.
Die Situation sei zwar besser, aber noch immer gebe es viele Vorurteile und Ängste, wenn sich Polizisten outen, sagt Josef Hosp. ©Josef Hosp, APA
Schwarzach - Auch im Jahr 2018 kämpft Josef Hosp für die Rechte von Homosexuellen in der Polizei.
"Gay-Cop" Josef und Gatte Günther

Von: Michael Prock (VN)

Schwule und Lesben haben es auch im Jahr 2018 nicht einfach. Vielfach mit Vorurteilen konfrontiert, selbst für die rechtliche Gleichstellung brauchte es den Verfassungsgerichtshof. Schwule und Lesben dürfen ab 2019 heiraten. Schon 2002 war es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, der dafür sorgte, dass das Schutzalter für männliche Homosexuelle in Österreich von 18 auf 14 gesenkt wurde. Als sich Josef Hosp 1991 öffentlich outete, stufte die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität als Krankheit ein.

Hosp ist Polizist. Nach seinem Outing verweigerten manche Kollegen den Handschlag, andere wollten nicht mit ihm in den Außendienst oder am Mittagstisch sitzen. Als das Mobbing nicht aufhörte, suchte er sich 2007 eine Organisation, die für die Rechte von homosexuellen Kollegen eintrat. Er fand andere geoutete Kollegen und gründete mit ihnen die „Gay Cops Austria“. Heute ist der Satteinser deren Obmann. Hosp und seine Kollegen bauen Vorurteile ab, gehen an die Polizeischulen und informieren öffentlich. Dies sei in jüngster Zeit wieder schwieriger geworden, erzählt Hosp im Gespräch mit den VN.

Viele haben Angst

66 Polizistinnen und Polizisten sind derzeit offizielle Mitglieder der Gaycops. Viele andere würden sich anonym melden. „Es ist schade, dass es in Vorarlberg keine Kollegen gibt, die sich dem Verein anschließen“, schildert Hosp. Dies läge allerdings nicht an der hiesigen Polizeiführung, die sei aufgeschlossen, wie der Bezirksinspektor fortfährt. „In Vorarlberg sind wir seit 2012 jedes Jahr in der Polizeischule zu Gast.“ Auch was Mobbing und Übergriffe betrifft, sei Vorarlberg ein Vorzeigeland. „Es gibt andere Bundesländer, in denen sich Kollegen fürchten, dazu zu stehen, wie sie sind. Viele müssen ein Doppelleben führen“, sagt Hosp. „Es ist schade, dass das im Jahr 2018 überhaupt noch ein Thema ist.“

Um die Situation zu verbessern, rief das Innenministerium 2014 die Arbeitsgruppe für sexuelle Orientierung ins Leben. Seit der Minister wechselte, habe sich die Arbeitsgruppe allerdings nicht mehr getroffen, ärgert sich Hosp. „Aus welchen Gründen auch immer, gibt es seit geraumer Zeit keine Aktivität mehr. Und das liegt nicht an den Mitgliedern der Arbeitsgruppe.“ Konzepte, die von der Arbeitsgruppe erstellt wurden, lägen in Schubladen.

Vorwürfe zurückgewiesen

Das Ministerium widerspricht. Auf VN-Anfrage verweist ein Sprecher auf zwei Arbeitsgruppen zu diesem Thema. „Beide Gruppen gibt es nach wie vor, sie treffen sich regelmäßig und nehmen ihre Tätigkeit wahr. Somit stimmt es nicht, dass Arbeitsgruppen eingestellt worden wären“, erklärt der Pressesprecher weiter. Hosp bleibt aber dabei: „Da tut sich nichts.“ Zudem sei es schwieriger geworden, mit Medien zu sprechen. Während die Landespolizeidirektion kein Problem damit habe, dass er alleine Interviews gibt, sei das Ministerium kürzlich mit dem Wunsch an Hosp herangetreten, bei einem Fernsehinterview dabei zu sein. „Das wollte ich nicht, dem habe ich nicht zugestimmt.“

Er spüre Kräfte, die mit seiner Rolle und seiner Arbeit keine Freude hätten. Zudem sei es immer noch so, dass er mit vielen Vorurteilen konfrontiert sei; auch in Vorarlberg. „Das ist für mich ein Zeichen, dass ich weiterkämpfen muss. Und das werde ich tun“, gibt sich der 59-Jährige kämpferisch.

(VN)

Diesen Artikel lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe der Vorarlberger Nachrichten und online auf VN.AT.

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