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Jungtalent wirft sich mutig ins Zeug

Eine aufwühlende Premiere des Stückes "Ritzen" (Ritzen ist eine Selbstverletzung). Das Theater Wagabunt führt das brisante Stück in der Studiobühne des TiK in Dornbirn auf.  

Eindringlich versetzt uns der Autor in die Welt einer sich selbst verletzenden Jugendlichen. In einem Zimmer sitzt ein Mädchen auf dem Boden. Beobachtet von einer webcam, ritzt sie sich in den Unterarm. Sie spricht zu ihren unsichtbaren Beobachtern, erzählt von sich und ihrem Leben, immer wieder überwältigt von Hass und Sehnsucht an die Welt außerhalb von ihr.

Ritzen ist eine Selbstverletzung, die in der Häufigkeit Magersucht und Bulimie längst überholt hat. Die Ursachen für selbstverletzendes Verhalten können vielfältig sein. Genannt werden intensive Beziehungsstörungen oder auch sehr belastende Einzelerfahrungen. Erschreckend ist, dass die Betroffenen immer jünger werden. “ritzen” ist ein verstörendes Theaterstück, dessen Sprache authentisch die Orientierungslosigkeit der Hauptfigur spiegelt. Eindringlich versetzt uns der Autor in die Welt einer Jugendlichen, die ihr keinen festen Halt mehr zu bieten hat.

VN-INTERVIEW: Bregenzer Julia Elsässer debütiert als Schauspielerin in Vorarlberg

VN: Frau Elsässer, Sie spielen ein Mädchen, das sich selbst verletzt. Ein Thema, das nahe geht. Wie bewahren Sie Distanz?
Julia Elsässer: Ich kann mich hineinfühlen, aber die Distanz rührt schon daher, dass ich davon nie betroffen war.

VN: Jugendliche haben sich die Behandlung dieses Themas auf der Bühne gewünscht. Erstaunt Sie das?
Julia Elsässer: Nein. Außerdem haben es sich hauptsächlich Mädchen gewünscht, weil sie damit konfrontiert sind.

VN: Sie halten somit diese selbstzerstörerischen Akte für möglich?
Julia Elsässer:Ja, aber ich kenne niemanden, der sich das antut. Und das Thema ist wohl auch ein Tabu.

VN: Konnten Sie rasch zusagen – trotz dieses Themas?
Julia Elsässer: Theaterleiter Peter Langebner hat mir den Text geschickt und Mut gemacht. Aber es ist eine enorme Herausforderung.

VN: . . . und ein Monolog. Macht das einen Unterschied für eine so junge Schauspielerin?
Julia Elsässer: Ja, man muss sich sehr konzentrieren und sich allein raufschaukeln.

VN: Was hat Sie dazu bewogen, Schauspielerin zu werden?
Julia Elsässer: Es war kein Kindheitstraum. Ich habe Theaterwissenschaft studiert. Ein Bekannter hat mich einmal ans Konservatorium mitgenommen. Ich habe beim Schauspielunterricht zugeschaut. Da ist es passiert . . .

VN: Wie wird es denn weitergehen?
Julia Elsässer: Mit vielen Bewerbungen.

VN: Gibt es Rollen, die Ihnen besonders liegen?
Julia Elsässer: Ich bin noch nicht auf dem Level, dass ich sie mir aussuchen kann, aber zu moderneren Stücken fühle ich mich mehr hingezogen.

VN: Sie sind sehr schön, man sagt, für Bühnenschauspielerinnen sei das nicht unbedingt ein Vorteil?
Julia Elsässer: Wirklich?

VN: Sind Sie als Schauspielerin sozusagen familiär vorbelastet?
Julia Elsässer: Nein, aber meine Großeltern waren Sänger und mein Bruder studiert Musik.

ZUR PERSON
Julia Elsässer Schauspielerin Geboren: 30. Oktober 1979 in Bregenz Ausbildung: Mahler-Konservatorium in Wien Laufbahn: Engagement an einer freien Bühne in Graz, bei den Festspielen in Bad Hersfeld und nun beim Dornbirner Theater Wagabunt Wohnort: Bregenz und Wien


“ritzen” von Walter Kohl.
Premiere, Freitag, 31.03. um 20 Uhr
TiK (Jahngasse 10), Dornbirn

Reservierungen/Infos/ Termine unter www.theaterwagabunt.at oder unter 0 55 72/ 20 78 25 oder bei Dornbirn Tourismus, Tel. 0 55 72/ 221 88

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