Das Echo in der Partei sei durchaus positiv gewesen, berichtet Gönay etwas mehr als ein halbes Jahr nach ihrer Ernennung zur neuen Geschäftsführerin der JVP. Ein wenig stolz zeigt die 24-Jährige auf das Gratulationsschreiben von Klubobmann Karlheinz Kopf, das noch immer an der Wand ihres Büros in der Römerstraße hängt. Direkt daneben: Eine weiteres Schreiben, dieses allerdings vom türkischen Konsulat.
Mit sechs nach Österreich
Die beiden Briefe stehen sinnbildlich für die beiden Pole, zwischen denen sich Gönay schon ihr ganzes Leben lang bewegt. Geboren in Bregenz, verbrachte sie die ersten sechs Jahre ihres Lebens in der Türkei bei ihren Großeltern. Dann erst kam sie zurück nach Österreich. Und hatte anfangs einige Anpassungsschwierigkeiten: „Ich konnte meiner Kindergartentante nicht einmal sagen, dass ich Hunger habe. Die sah mich genau so hilflos an wie ich sie.“
Ehrgeizig von Beginn an
Die kleine Neci entwickelte einen großen Ehrgeiz, Deutsch zu lernen. Jeden Tag brachte sie neue Worte in Erfahrung. Auf dem Schulweg wiederholte das Mädchen Sätze, die es zuvor auswendig gelernt hatte. Ihre Bemühungen fruchteten: Heute spricht Gönay perfektes Deutsch. Auch den Vorarlberger Dialekt hat sie aufgesogen, obwohl sie zugibt, dass ihr der oft schwerer fällt als das Schriftdeutsch, das sie normalerweise spricht. Die Fachschule Marienberg bereitete der strebsamen jungen Frau keine Schwierigkeiten. Danach bildete sie sich berufsbegleitend zur Wirtschafts- und Marketingassistentin weiter. Mit 18 trat Gönay der JVP bei, mit 23 war sie schon Geschäftsführerin. Nebenbei ist sie auch noch Ersatz-Stadtvertreterin in Bregenz.
Widerstände auf dem Weg nach oben
Warum sie sich in der Politik engagiert, bringt sie folgendermaßen auf den Punkt: „weil ich jungen Menschen zeigen will, dass Politik nach wie vor Spaß macht.“ Dass andere so viel Aufhebens um ihre Herkunft machen, ist ihr fast schon ein wenig peinlich. Obwohl sie auf dem Weg nach oben genau deswegen auf einige Widerstände gestoßen ist. So sei es durchaus vorgekommen, dass ihr potenzielle Arbeitgeber weißmachen wollten, eine bestimmte Stelle sei nicht mehr zu haben. Meldete sie sich kurz darauf unter einem österreichischen Namen, sei die Position plötzlich wieder frei gewesen.
„Aufeinander zugehen“
Diese negativen Erfahrungen hat Gönay mittlerweile hinter sich gelassen. Und macht heutzutage nicht den Eindruck, als hege sie Gram gegen jene, die sie einst zurückgewiesen haben. Stattdessen spricht sei von der Notwendigkeit, „aufeinander zuzugehen“. Insgesamt schätzt sie sie Situation türkischstämmiger Migranten in Vorarlberg als durchaus positiv ein: Der Dialog funktioniere, die Integration sei fortgeschritten. Wie das Beispiel Neci Gönay eindrucksvoll zeigt. (MST)
Zu Besuch bei Neci Gönay
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