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Dujmovits holte erstes Snowboard-Gold für Österreich

Snowboarderin Dujmovits holte Gold im Parallel-Slalom.
Snowboarderin Dujmovits holte Gold im Parallel-Slalom. ©AP
Mit Gold durch Julia Dujmovits und Bronze durch Benjamin Karl haben Österreichs Snowboarder am Samstag im Extrem-Park von Rosa Chutor die perfekte Antwort auf die am Vortag von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel geäußerte Kritik am Boarderlager gegeben. Dujmovits ist die erste Olympiasiegerin im Snowboard für Österreich überhaupt und die Erste im neu ins Programm aufgenommenen Parallel-Slalom.
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Die 26-jährige Burgenländern präsentierte sich im Finale nervenstark, sie verwandelte im Re-Run den Rückstand von 0,72 Sekunden auf die Deutsche Anke Karstens in einen Vorsprung von 0,12 Sekunden. Bronze ging an die Deutsche Amelie Kober.

“Möchte mich bei allen bedanken”

“Ich kann es noch gar nicht glauben. Es ist unglaublich, dass es so aufgegangen ist. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich die Jahre unterstützt haben. Das war die Antwort auf Mittwoch (Riesentorlauf/Anm.). Ich weiß, dass die Familie immer hinter mir steht, egal was ich für einen Blödsinn mache”, sagte Dujmovits mit Tränen in den Augen.

Karl war im Halbfinale nur um 4/100 Sekunden am Russen Vic Wild gescheitert, der sich bei seinen Heimspielen den zweiten Titel sicherte und den Slowenien Zan Kosir auf den Silberrang verwies. Im kleinen Finale behielt der vierfache Weltmeister und Olympia-Silbermedaillengewinner von Vancouver 2010 gegen den Italiener Aaron March die Oberhand.

Karl: “Druck war da, aber mir taugt das”

“Letztes Jahr hat keiner mehr an mich geglaubt, dann kam der WM-Titel. Seither haben mich alle auf der Rechnung, egal, was im Vorfeld passiert. Der Druck war da, aber mir taugt das. Ohne Druck kann ich gar nicht Snowboarden”, sagte der 28-jährige Niederösterreicher. Er freue sich, dass er auch nach dieser Saison die nicht optimal verlaufen war, die Serie bei Großereignissen aufrechterhalten hat.

“Wenn sie gut fährt, fahr ich auch gut”

Am Start hatte er die Trainer jubeln gehört und gewusst, dass Dujmovits gewonnen hatte. “Dann habe ich mir gedacht, immer wenn sie gut fährt, dann fahre ich auch gut. Das hat mir noch einmal einen Motivationsschub gegeben.”

Das ÖSV-Team zog hoch motiviert sichtlich an einem Strang, präsentierte sich im Gegensatz zum Riesentorlauf mannschaftlich stark, sieben von acht waren in die Entscheidung der Top 16 gekommen. “Wir werden uns bemühen, einen versöhnlichen Abschluss zu finden”, hatte der sportliche Leiter Christian Galler in der Früh gesagt. Er hatte die Aussagen Schröcksnadels, der der Sparte unprofessionelle Arbeit vorwarf, zurückgewiesen und den Zeitpunkt des Rundumschlags vor dem abschließenden Rennen hinterfragt.

Marion Kreiner wurde am Ende Fünfte, die Riesentorlauf-Vierte Ina Meschik Achte und Claudia Riegler bei ihrem Abschied von Olympia Zwölfte. Dabei verpasste Kreiner das Semifinale nur um 5/100 und Meschik gar nur um 1/100.

Lukas Mathies auf Rang 5

Bei den Herren kam der Vorarlberger Lukas Mathies ebenfalls auf den fünften Platz (“Ich muss noch stabiler werden”), er tröstete sich mit den zwei Kugeln für den Weltcup-Gesamtsieg und die -Riesentorlaufwertung. Andreas Prommegger wurde nach einem Achtelfinal-Out gegen Karl 13., Anton Unterkofler war als 17. in der Qualifikation ausgeschieden.

Die Österreicher hatten an dem Tag viel Hundertstelpech. Meschik, Karl und Kreiner fehlten gemeinsam nur zehn Hundertstel zu Aufstiegen. “Es ist grausig. Ich glaube, das ist schlimmer als am Mittwoch. Das tut weh, ich bin gut Slalom gefahren, habe alles gegeben. Das war leider zu wenig”, sagte die Kärntnerin Meschik nach der bitteren Viertelfinal-Niederlage gegen die letztlich drittplatzierte Deutsche Amelie Kober.

Auch Kreiner fehlten nur ein Hauch auf die Vorschlussrunde: “Ich bin megaenttäuscht. Es ist einfach blöd gelaufen. Ich habe alle gegeben. Man sieht, dass jede Hundertstel Millionen wert ist”, meinte die Steirerin, die Schröcksnadel ausrichtete: “Ich weiß schon, wie ich meine Kanten zu richten habe.” Er müsse sehen, dass im Snowboard-Sport keine Millionen da seien, Unterstützung sei gerne willkommen.

Reaktionen zu Snowboard-Slalom

Julia Dujmovits (Goldmedaillen-Gewinnerin): “Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir die Daumen gedrückt haben, im Burgenland, es ist echt unglaublich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe mir den ganzen Tag ungefähr tausend Mal gesagt: Technik, Fokus auf die Linie. Es ist unglaublich, dass es so aufgegangen ist. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich die Jahre unterstützt haben. Das war die Antwort auf Mittwoch (Anm.: Riesentorlauf ohne ÖOC-Medaille). Ich weiß, dass die Familie immer hinter mir steht, egal was ich für einen Blödsinn mache.”

Benjamin Karl (Bronzemedaillen-Gewinner): “Letztes Jahr hat keiner mehr an mich geglaubt, dann der WM-Titel. Seither haben mich alle auf der Rechnung, egal, was im Vorfeld passiert. Der Druck war da, aber mit taugt das. Ohne Druck kann ich gar nicht snowboarden. Ganz klar, jetzt fehlt nur noch eine Farbe (Anm.: Olympia-Gold). Aber jetzt freue ich mich extrem, dass ich nach dieser Saison die Serie hab aufrecht halten können. Ich bin ins Start-Gate oben rein und dann haben meine Trainer geschrien und gejubelt. Da habe ich gewusst, Julia (Dujmovits) hat Gold. Dann habe ich mir gedacht, immer wenn sie gut fährt, dann fahre ich auch gut. Das hat mir noch einmal einen Motivationsschub gegeben. Aaron (March/4.) ist ein Wannenspezialist, ich war mitten unter den Wannenspezialisten. Und jetzt weiß man, was ich gelernt habe, dass ich da mitgehalten habe.”

Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): “Ich bin glücklich, dass sie zwei Medaillen geholt haben und gratuliere ihnen, das waren Superleistungen. Aber da ist noch viel mehr drinnen. Bei meiner gestrigen Kritik habe ich festgestellt, dass sie nicht so professionell sind, wie sie sein könnten. Ich habe darüber lange mit Benjamin Karl telefoniert. Da geht es um die Präparierung der Boards, nicht um die Technik. Da hat man sich nicht mit uns auseinandergesetzt. Mich stört es, wenn die Boards woanders präpariert werden. Aber ich habe mich sehr gefreut, die Snowboarder haben einen hohen Stellenwert. Wenn sie mir nicht am Herzen liegen würden, hätte ich ja nichts gesagt.”

Marion Kreiner (5., Qualifikationsbeste und um 5/100 an Semifinale vorbei): “Man sieht, dass jede Hundertstel Millionen wert ist. Ich habe es beim allerletzten Tor verbockt. Da war ich eine Spur zu gerade, das wäre sich sonst schon ausgegangen. Es war eine gute Leistung, aber es wäre mehr drinnen gewesen. Ich bin richtig enttäuscht.”

Lukas Mathies (5., Semifinale um 29/100 verpasst): “Mit der Qualifikation ist es mir ganz gut gelungen. Im Finale die erste Runde war sehr gut. In der zweiten Runde im ersten Lauf habe ich einen Fehler gehabt, fünf Zehntel aufgerissen. Das war leider zu viel. Ich habe versucht, es aufzuholen, aber noch einmal einen Fehler gehabt. Ich habe gezeigt, dass ich im Slalom vorne mitfahren kann. Ich muss nur stabiler werden und das über zehn Läufe ins Ziel bringen.”

Ina Meschik (8., um 1/100 Semifinale verpasst): “Von Glück kann man nicht gerade reden. Es war eine gute Fahrt, ich habe alles gegeben. Das Hundertstel tut sehr weh. Ich hab die Zeit hier sehr genossen, eine gute Leistung gezeigt, meine Kärntner Sportfamilie gut vertreten können. Ich fahre mit einem guten Gefühl heim.”

Bundespräsident Heinz Fischer: “Julia Dujmovits und Benjamin Karl haben ihre bereits bisher sehr erfolgreiche Karriere mit dem Gewinn der “Goldenen” und “Bronzenen” gekrönt. Beide haben diesen großartigen Erfolg mit großer Disziplin und jahrelangem Training erreicht. Ganz Österreich applaudiert Julia Dujmovits und Benjamin Karl zu dieser großartigen Vorstellung bei den Olympischen Spielen in Sotschi.”

Hans Niessl (Landeshauptmann und Sportreferent Burgenland): “Das sportbegeisterte Burgenland ist stolz auf die Goldmedaillengewinnerin Julia Dujmovits. Sie ist eine großartige Ausnahmesportlerin und eine Botschafterin des Burgenlandes weltweit. Sie hat Sportgeschichte im Burgenland geschrieben.”

Gerald Klug (Sportminister): “Julia Dujmovits hat Olympiageschichte geschrieben und Österreichs erste Goldmedaille in dieser Sportart geholt. Ich bin sehr froh, dass Österreich nun auch im Snowboard seine wahre Stärke gezeigt hat.”

Werner Faymann (Bundeskanzler): “Julia Dujmovits und Benjamin Karl haben beim spannenden Parallel-Slalom eine großartige Leistung gezeigt, ich gratuliere ihnen herzlich. Auch für die letzten beiden Tage wünsche ich unseren Athletinnen und Athleten noch viel Erfolg.”

Michael Spindelegger (Vizekanzler): “Herzliche Gratulation an Olympiasiegerin Julia Dujmovits. Sie ist damit zu den Größten ihres Sports aufgestiegen – heute ist ihr Tag. Die beiden Medaillen sind die Belohnung jahrelanger harter Arbeit. Wer bei den Olympischen Spielen am Podest steht, weiß, dass sich die Entbehrungen und das Training bezahlt gemacht haben. Julia Dujmovits und Benjamin Karl haben gezeigt, dass sie bei den Snowboardern zur Weltspitze gehören. Ganz Österreich ist stolz auf unsere Athletinnen und Athleten.”

(APA)

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