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Jonke zu Gast in Bregenz

Bregenz - Gert Jonke setzt in seinem neuesten Stück "Platzen Plötzlich" auf Wirtschaftswachstum und Menschen, die aneinander vorbei reden. Das kann spannend sein, wenn es in virtuosem, sprachlichem Gewand daherkommt und in einem raffinierten Bühnenbild mit fantastischen Schauspielern präsentiert wird.

Das Publikum im Bregenzer Theater am Kornmarkt bedankte sich am Freitagabend mit lang anhaltendem Applaus.

Fünf Personen treffen sich im Rahmen einer Beschäftigungsmaßnahme in einem Gewächshaus: Ein Musikbotaniker (Maximilian Achatz), Frau Groll (Babette Arens), eine Ästhetin (Kirstin Schwab), eine Schönheitskönigin (Roswitha Soukup) und ein Lebensmittelversicherungsvertreter (Werner Landsgsell). Zwischendurch und am Schluss kommt noch ein Politiker (Gert Jonke) vorbei, der die Leute durch Phrasen motivieren will. Doch die Fünf hören ihm nicht zu, wie sie auch einander nicht zuhören. Sie reden und reden, aber dauernd aneinander vorbei, keiner hört dem anderen zu. Jeder will einfach nur seine Geschichte loswerden.

Einziges gemeinsames Thema ist ein kleines Pflänzchen. Alle freuen sich am Wachstum dieses Quittenbäumchens, träumen von seinen Früchten und hoffen auf hohe Einnahmen durch den Verkauf von Obst und Marmelade. Jonke zeigt in seinem Stück in grotesker Form, wie permanent gefordertes Wirtschaftswachstum die Menschen unter enormen Druck setzt. Die Pflanze wächst zu langsam, also wird alles versucht das Wachstum zu beschleunigen.

Von Beschimpfungen “Die Pflanzen sind auch schon faul geworden, wollen nicht mehr arbeiten, es wäre besser, wenn es keine Pflanzen gäbe,” bis zum Einsatz von Gift, wird alles probiert – ohne Rücksicht auf Nebenwirkungen. Die werden erst bemerkt, als das Quittenbäumchen über das Gewächshaus hinaus wächst und bis in die Stratosphäre vorstößt und die Menschen Vergiftungserscheinungen haben, schreien und husten.

Mit viel Witz und schelmischem Augenzwinkern nehmen Autor Gert Jonke und das aktionstheater ensemble das Streben nach unendlichem Wachstum auf einer endlichen Erde unter die Lupe. Regisseur Martin Gruber hat ein imaginäres Gewächshaus auf die Bühne gestellt, das durch mit Erde bedeckte Tische angedeutet wird und als Symbol für Wachstum steht. Große Lampen hängen an Strommasten – eine nahe liegende Assoziation zum Thema Energie. Die Protagonisten benutzen die Masten als Karriereleiter – für Kletteraktionen. Die klettertauglichen, farbenprächtigen Kostüme schuf Valerie Lutz.

Die Aufführung wird begleitet von teils ohrenbetäubendem Sound, für den Daniel und Matthias Hafner verantwortlich zeichnen. Musik und Gesang stammen von Stefan Sperlich und Tini Trampler. “Platzen Plötzlich” kommt im August nach Wien, Premiere ist am 22. August im Semper-Depot.

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