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"Jede neue Anfrage ist eine Zitterpartie" - In Vorarlberg fehlen Pflegefamilien

In Vorarlberg stehen zu wenige Familien zur Verfügung, die geeignet sind Pflegekinder aufzunehmen.
In Vorarlberg stehen zu wenige Familien zur Verfügung, die geeignet sind Pflegekinder aufzunehmen. ©Vorarlberger Kinderdorf
220 Kinder in Vorarlberg leben in einer Pflegefamilie. Neue Anfragen können vom Pflegekinderdienst kaum bewältigt werden, da derzeit zu wenige Familien für diese Aufgabe zur Verfügung stehen.

„Jede neue Anfrage ist eine Zitterpartie“, stellt Silvia Zabernigg, Leiterin des Pflegekinderdienstes des Vorarlberger Kinderdorfs, fest. „Wir haben nur noch sehr wenige Familien und diese müssen nicht zu jedem Kind passen.“ Aktuell sei die Zahl der Familien, die sich diese Aufgabe zutrauen, nicht ausreichend, „um für jedes Kind die beste familiäre Situation bieten zu können“.

Elterliche Präsenz und großes Herz

Pflegekinder brauchen, so Silvia Zabernigg, „Familien, die ihnen zugewandt sind, die sie fördern, begleiten und so annehmen, wie sie sind“. Auch mit den leiblichen Eltern der Kinder müssten Pflegeeltern kooperieren, Besuchskontakte unterstützen und manche Wege auf sich nehmen. Dazu brauche es Offenheit, elterliche Präsenz und ein großes Herz für die Bedürfnisse verletzter Kinder.

Silvia Zabernigg ist die Leiterin des Pflegekinderdienstes des Vorarlberger Kinderdorfs. Foto: Vorarlberger Kinderdorf
Silvia Zabernigg ist die Leiterin des Pflegekinderdienstes des Vorarlberger Kinderdorfs. Foto: Vorarlberger Kinderdorf ©Silvia Zabernigg ist die Leiterin des Pflegekinderdienstes des Vorarlberger Kinderdorfs. Foto: Vorarlberger Kinderdorf
Silvia Zabernigg ist die Leiterin des Pflegekinderdienstes des Vorarlberger Kinderdorfs. Foto: Vorarlberger Kinderdorf[/caption]

Zunehmend werde es schwieriger, Pflegeeltern zu finden. „Oft ist das Familienleben ein Balanceakt zwischen vielen Ansprüchen, zwischen Beruf und Privatleben, geworden“, sieht Zabernigg die Ursache dafür auch in gesellschaftlichen Entwicklungen. Die Psychologin hofft dennoch, „dass das wertvolle Modell Pflegschaft nicht aus dem Blickfeld gerät und wir Kindern ein förderndes Umfeld anbieten können, wenn es zu Hause nicht so klappt wie es sollte“.

Bereicherung für alle

In den gut 20 Jahren seit Bestehen des Pflegekinderdienstes haben sich 2500 Familien für die Aufnahme eines Pflegekindes interessiert. Für 365 Kinder konnten Pflegefamilien gefunden werden. Viele der Kinder werden in ihrem neuen Zuhause volljährig. Aktuell werden 220 Pflegekinder in 175 Familien betreut, die den Kindern die Chance geben, sich zu stabilisieren, sich wohl zu fühlen und gut erwachsen zu werden.

Derzeit leben in Vorarlberg 220 Pflegekinder in 175 Familien. Foto: Vorarlberger Kinderdorf
Derzeit leben in Vorarlberg 220 Pflegekinder in 175 Familien. Foto: Vorarlberger Kinderdorf ©Derzeit leben in Vorarlberg 220 Pflegekinder in 175 Familien. Foto: Vorarlberger Kinderdorf
Derzeit leben in Vorarlberg 220 Pflegekinder in 175 Familien. Foto: Vorarlberger Kinderdorf[/caption]

„Die Integration eines Kindes in die Pflegefamilie ist ein behutsamer Prozess, der von Pflegeeltern viel Einfühlungsvermögen und Geduld erfordert“, spricht Silvia Zabernigg aus langjähriger Erfahrung. „Gelingt die Integration, ist dies jedoch eine Bereicherung für alle. Pflegeeltern erleben dann, dass das Kind durch ihr Engagement Zuversicht gewinnt und das Leben trotz des Vorangegangenen wagen kann.“

Dringend Pflegefamilien gesucht

Dringend werden neue Familien gesucht, die sich diese ebenso herausfordernde wie bereichernde Aufgabe zutrauen. Auch Alleinerzieherinnen mit einem guten sozialen Netz können sich melden. Eine sorgfältige fachliche Vorbereitung auf die Pflegschaft, regelmäßige Begleitung und Unterstützung nach der Aufnahme eines Kindes sowie Fortbildungen werden durch den Pflegekinderdienst sichergestellt.

Kontakt und Informationen zum Pflegekinderdienst des Vorarlberger Kinderdorfs unter 05522-822530, per Mail an pkd@voki.at und auf www.kinderdorf.cc/pflegekinderdienst

(red)

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