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"Jazz ist anders": die ärzte sind zurück

„die ärzte“ bringen mal wieder ein neues Album heraus. „Jazz ist anders“ heißt das aktuelle Werk der "besten Band der Welt", die beim Frequency Festival im August zum wiederholten Male den Headliner-Spot innehatte.

Als „Poprock mit seltsamen Texten“ definiert Farin Urlaub den Sound seiner Band „die ärzte“. Aber „Jazz ist anders“, das am 2. November erscheinende neue Album der Berliner, ist „keine durch und durch humorvolle oder alberne Platte geworden“, wie der Musiker betont. „Es gibt einige ernste, ja sogar dramatische Songs drauf.“ Einen radikalen Stilwechsel hat die selbst ernannte „beste Band der Welt“ nicht vollzogen, aber Überraschungen bietet die CD mehrere.

„Zum ersten Mal seit 25 Jahren haben wir einen richtigen Funksong aufgenommen“, verrät Urlaub. „Einen komischen Funksong, aber einen Funksong!“ Über den Titel „Licht am Ende des Tages“ meint der 44-Jährige mit seinem typischen breiten Lächeln: „Es hat noch nie jemand sein Image so bewusst atomisiert wie Bela. Ich war total stolz auf ihn.“ Drummer Bela B. und Bassist Rod Gonzalez sind die beiden Mitstreiter des Gitarristen. Alle drei Bandmitglieder hatten sich vor der Arbeit an „Jazz ist anders“ mit Soloprojekten ausgetobt.

„Das hat uns sicherlich gut getan“, betont Farin. „Wir haben außerdem seit sehr langer Zeit wieder selbst produziert, weil unser Produzent bereits den Sportfreunden Stiller zugesagt hatte und wir außerdem eine Veränderung wollten. Am zehnten Tag im Studio haben wir beschlossen, keine Gastmusiker einzuladen. Es gibt keine Streicher, keine Frauenchöre. Wir haben alles selber gemacht. Was wir nicht können, kam nicht aufs Album. Diese gewollte Reduzierung war letztendlich ein Vorteil.“

Noch ein Stück auf „Jazz ist anders“ – die CD wird übrigens verpackt in einen Pizzakarton ausgeliefert – sei herausgehoben: „Breit“, ein Beitrag zum Thema Haschisch und Co. Farin dazu: „Rod hatte einen echten Anti-Drogen-Text verfasst. Das fand ich etwas langweilig. Ich habe den Text etwas umgearbeitet, dass er jetzt eigentlich für Drogen ist – aber auf eine fiese Art. Dass ich gegen Drogen bin, ist ja kein Geheimnis. Jetzt sind auch die anderen in der Band näher an meinem Standpunkt. Was mich freut…“

„die ärzte“ zählen heute zu den erfolgreichsten Acts im Showgeschäft. Dass man „tun kann, was man will“ (O-Ton Urlaub) hängt nicht zuletzt von den treuen Fans ab. An die Zielgruppe denke man bei der Arbeit allerdings nicht: „Wir setzen uns nicht hin uns sagen: ’Ok, Zielgruppenforschung, wir wollen die Models bei den Konzerten. Welche Musik eignet sich dazu am besten?’“, lacht Farin. „Das erste Ziel beim Komponieren ist immer, die anderen beiden in der Band zu überraschen.“

Wie sich die ärzte (auf humorvolle Art) selbst sehen, davon erzählen Lieder auf einer Maxi, die dem Album begelegt ist. „In allen Demos war ein Stück über die Band dabei“, erklärt Farin Urlaub. „Zuerst war der Plan, noch vor dem Album eine EP mit Songs herauszubringen, die nur über uns handeln. Aber das wäre zu viel Arbeit geworden, darum liegt sie jetzt dem Album bei.“

„die ärzte“ haben sich in ihrer langen Laufbahn auch nicht politischen Gruppierungen angebiedert. „Unsere grundsätzliche Einstellung lautet: Es läuft sehr viel falsch und man sollte mit wachen Augen durch die Welt gehen. Aber nichts wäre schlimmer, als Fans etwas vorzubeten – und sie beten es nach“, betont der Berliner. Darum verzichtete man auch auf die Mitwirkung bei diversen Festivals für eine gute Sache. Farin grinst: „Ich mach persönlich ’Ficken gegen Armut’. Seit einigen Jahren sehr erfolgreich! Bela hat lange Zeit ’Essen gegen Rechts’ gemacht, also jede Mahlzeit ist antifaschistisch. Das fand ich total gut. Und das reicht auch.“

Am 7. 12. spielt die Band in der Wiener Stadthalle, am 18. Juni 2008 in der Messehalle in Dornbirn.

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