Jan Ullrich mit Doping-Geständnis zwischen den Zeilen

Mit der Argumentation der Chancengleichheit wollte er 2006, als er wegen Verbindungen zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes suspendiert worden war, nicht an die Öffentlichkeit gehen. "Ich wollte kein Verräter sein. Ich wollte auch nicht mit Halbwahrheiten raus und schon gar nicht mit der ganzen Wahrheit", sagte Ullrich und begründete es mit juristischen Zwängen. "Da hingen Existenzen dran, Familien, Freunde. Die Anwälte haben mir gesagt: Entweder du gehst raus und reißt alles ein, oder du sagst gar nichts."
Andere Telekom-Fahrer wie Udo Bölts, Rolf Aldag, Erik Zabel und Bjarne Riis räumten 2007 Doping öffentlich ein. Ullrich schloss sich dem nicht an. "Gegen mich lief damals noch ein Strafverfahren. Meine Anwälte haben mir empfohlen zu schweigen. Ein Rat, den ich befolgt habe, an dessen Folgen ich aber lange gelitten habe", sagte der Sydney-Olympiasieger.
Für den Satz "Ich habe gedopt" habe ihm in der Vergangenheit die Kraft gefehlt. Er kommt dem Sieger der Tour de France 1997 auch in dem "Stern"-Interview nicht über die Lippen. Ullrich redet über Doping ohne explizites Geständnis. Dieses könnte allerdings in der Amazon-Dokumentation "Jan Ullrich - Der Gejagte" folgen, die am 28. November erscheint.
Mittlerweile bereut Ullrich, sich nicht früher ausführlich über Doping geäußert zu haben. "Aus heutiger Sicht hätte ich reden sollen. Es wäre für einen kurzen Moment sehr hart geworden, aber danach wäre das Leben leichter gewesen", sagte er. 2012 wurde Ullrich vom Internationalen Sportgerichtshof CAS für zwei Jahre gesperrt, diverse Erfolge zwischen 2005 und 2006 wurden ihm aberkannt. Zwischen 2010 und 2020 sorgte Ullrich privat für viele Negativ-Schlagzeilen. Zeitweise trank er bis zu zwei Flaschen Whisky pro Tag, konsumierte Kokain. "Es war ein einziges Betäuben", so Ullrich. Mittlerweile fand er aber den Weg zurück in einen geregelten Alltag. "Ich bin wieder hungrig aufs Leben."
(APA/dpa)
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