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Italien: "Schwuchteln sind in der Mehrheit"

Nach dem Eklat über den designierten EU-Justizkommissar Rocco Buttiglione sorgt ein weiterer italienischer Politiker mit abfälligen Bemerkungen über Homosexuelle für Aufregung.

Der Minister für die Auslandsitaliener und Spitzenpolitiker der rechten Alleanza Nazionale (AN), Mirko Tremaglia, erklärte sich mit Buttiglione solidarisch. „Leider hat Buttiglione verloren. Armes Europa: Die Schwuchteln sind bereits in der Mehrheit“, so Tremaglia in einer offiziellen Presseerklärung.

Seine Worte lösten empörte Reaktionen in Rom aus. Die EU-Abgeordnete und Duce-Enkelin Alessandra Mussolini zeigte sich entrüstet. „Tremaglias Worte sind unerträglich, vor allem weil sie von einem Minister der Republik ausgesprochen wurden. Sie beweisen, wie stark die Diskriminierung der Minderheiten noch ist“, betonte Mussolini, die sich von Tremaglias Partei im vergangenen Dezember getrennt hatte. Andere Oppositionsparteien forderten Tremaglias Rücktritt. Regierungschef Silvio Berlusconi weigerte sich, Tremaglias Worte zu kommentieren.

Die Radikale Partei beschuldigte Tremaglia, ein „Faschist“ zu sein. „Tremaglia ist ein Faschist und dies ist die Kultur, die er in der Regierung Berlusconi vertritt. Die Homophobie ist ein Aspekt seiner Kultur“, sagte der Radikalen-Sprecher Daniele Capezzone.

Der 78-jährige Tremaglia verteidigte sich. Er sei „ein alter Mann vom Lande“, da drücke man sich so aus, sagte er der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ in ihrer Mittwoch-Ausgabe. „Ich verteidige nur die katholischen Werte. Für mich stützt sich die Familie auf die Ehe. Es stört mich der Gedanke, dass zwei Männer heiraten und Kinder adoptieren können“, sagte der Minister. Er habe keinerlei Rücktrittsabsicht. „Ich denke nicht daran, zurückzutreten, ich habe noch sehr vieles zu tun. Man kann mir nur vorwerfen, dass ich ein instinktiver Mensch bin“, meinte er.

Tremaglia erklärte, er habe zahlreiche Solidaritätserklärungen erhalten. Die Telefonzentrale seines Ministeriums sei von Anrufen überflutet worden. Achtzig Prozent der Anrufe seien Solidaritätskundgebungen, sagte er.

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