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"Islam bedeutet für uns Frieden!"

Auch schon bei jungen Moslems spielt die Religion eine wichtige Rolle.
Auch schon bei jungen Moslems spielt die Religion eine wichtige Rolle. ©AP
Dornbirn - Ibrahim, 23, aus Dornbirn, ist praktizierender Moslem. Mit WANN & WO sprach er über seine Religion, die islamische Glaubensgemeinschaft in Vorarlberg und Wünsche für ein friedliches Zusammenleben.

WANN & WO: Wie stehst du zum Islam?

Ibrahim: Ich bin von meinen Eltern religiös erzogen worden und schon seit meiner Kindheit regelmäßig in der Moschee. Ich finde es sehr wichtig, dass man sich aktiv für die Religion und Kultur einsetzt, damit sie auch der nächsten Generation weitergegeben wird. Daher engagiere ich mich auch in der islamischen Glaubensgemeinschaft in Vorarlberg.

WANN & WO: Wie praktizierst du deine Religion?

Ibrahim: Mein ganzes Leben wird durch den Islam bestimmt, denn es ist nicht nur meine Religion, sondern auch eine Lebenseinstellung.

WANN & WO: Welche Erfahrungen hast du in Vorarlberg mit dem Islam gemacht?

Ibrahim: Mein Freundeskreis und meine Mitschüler haben es immer akzeptiert. Alleine wenn es um das Pausenbrot geht, kommen die Unterschiede zum Vorschein. Denn wir Moslems essen kein Schweinefleisch. Hier in Vorarlberg gibt es zwei verschiedene Kulturen. Aber ich kann keine Kultur beurteilen, wenn ich sie nicht kenne. Die Integration und der Respekt sollten beidseitig sein. Ich respektiere alle und daher erwarte ich mir, dass mir ebenfalls Respekt entgegengebracht wird.

WANN & WO: Du hast von den verschiedenen Kulturen gesprochen, wie siehst du die sprachlichen Unterschiede?

Ibrahim: Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch, der hier lebt, die deutsche Sprache können. Wenn ich nur Türkisch sprechen würde, wäre keine Kommunikation möglich. Ich könnte nicht einmal eine Nachbarschaft pflegen.

WANN & WO: Hast du auch schon Erfahrungen mit dem Christentum gemacht?

Ibrahim: Ja, das habe ich auch schon. Ich war sogar schon bei einem Gottesdienst, weil es mich interessiert hat. Ich wollte sehen, wie die Christen beten. Dort hat mich auch niemand schräg angeschaut und das machen wir Moslems auch nicht. Wir freuen uns über Interesse.

WANN & WO: Was würdest du dir im Bezug auf den Islam in Vorarlberg wünschen?

Ibrahim: Ich wünsche mir, dass die Menschen mehr über den Islam wissen. Viele haben noch Angst. Seit dem 11. September entstanden schlimme Vorurteile gegenüber dem Islam. Keiner soll sagen, das sind Moslems, da gehe ich nicht hin. Denn Islam bedeutet für uns Frieden. Miteinander reden fördert das Verständnis für beide Seiten. Darum hoffe ich, dass viele Menschen zum „Tag der offenen Moschee” kommen und sich bei einem türkischen Kaffee informieren.

Statement für den Islam

Hatice, 28, Lustenau: „Der Islam ist für mich eine wertvolle Religion, denn es wird besonders viel Wert auf die Frauen gelegt. Die Leute in Vorarlberg reagieren wie auf vieles mit Vorurteilen, doch im Großen und Ganzen steht schon die Akzeptanz im Vordergrund. Das Positive daran ist, dass man die eigene Religion ausleben kann, so wie man es will und das Negative ist leider, dass die Leute zu wenig Bescheid wissen. Der Islam ist keine geschlossene Religion und für alle Menschen zugänglich. Dadurch, dass ich momentan beruflich sehr beschäftigt bin, fehlt mir leider die Zeit. Doch meine Familie ist fast jeden Tag in der Moschee. Die Menschen wissen zu wenig über die muslimische Welt, denn Islam bedeutet Frieden.”

Tag der offenen Moschee

Abdi Tasdögen ist Mitglied des Obersten Rates der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Bregenz.

WANN & WO: Wie viele Moscheen gibt es in Vorarlberg?

Abdi Tasdögen: In Vorarlberg haben wir 28 Moschee-gemeinden, welche bei IGGiÖ registriert sind.

WANN & WO: Wie wird der „Tag der offenen Moschee” aussehen?

Abdi Tasdögen: Der „Tag der offenen Moscheen” ist ein Tag mit dem Ziel, nicht-muslimischen Interessierten das muslimische Leben in Österreich transparent und verständlich zu machen. Unter dem Motto „Begegnungen bauen Brücken” möchten die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich und die muslimischen Dachverbände eine religions- und kulturübergreifende Verständigung bauen, einen Wissensaustausch ermöglichen sowie Vorurteile abbauen. Während des Events führen die Muslime durch ihre Gemeinden und informieren über die religiöse wie soziale Bedeutung einer Moschee, um einen Einblick in den Islam zu geben. Es sind nicht nur die Pforten zu den islamischen Gebetsräumen geöffnet, sondern auch die Herzen für einen offenen Dialog.

WANN & WO: Wie sehen Sie die Wahrnehmung und vor allem die Akzeptanz der muslimischen Gemeinde und Gebetshäuser in Vorarlberg?

Abdi Tasdögen: Die Muslime werden wahrgenommen. Österreich ist für ganz Europa ein sehr gutes Vorbild. Natürlich gibt es auch Menschen, welche die Muslime und auch die Religion Islam nicht akzeptieren wollen. Doch solche Menschen gibt es in jeder Gesellschaft.

WANN & WO: Gibt es Gemeinsamkeiten bei Islam und Christentum?

Abdi Tasdögen: Es gibt viele Gemeinsamkeiten. Doch es gibt auch Unterschiede (zum Beispiel in der Glaubenslehre). Sowohl der Islam als auch das Christentum verbieten das Schlechte, Böse und rufen die Menschen zu guten, nützlichen Taten auf. Wichtig: Beide Religionen haben dieselbe Quelle.

Hier die ganze WANN & WO-Ausgabe online lesen.

(WANN & WO)

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