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IS-Terrormiliz nahm historische Oasenstadt Palmyra ein

In Teile der historischen Oasenstadt Palmyra eingerückt
In Teile der historischen Oasenstadt Palmyra eingerückt ©EPA
Die Extremisten-Organisation Islamischer Staat (IS) hat die Kontrolle über die antike syrische Stadt Palmyra übernommen.

Nach heftigen Kämpfen hätten die Islamisten die Oberhand in nahezu der gesamten Stadt erlangt, teilte die in London ansässige Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit. Die Regierungstruppen hätten sich fast vollständig zurückgezogen.

Zerstörung befürchtet

Das Staatsfernsehen berichtete, eine regierungstreue Miliz habe nahezu alle Zivilisten aus Palmyra in Sicherheit bringen können und sich jetzt selbst zurückgezogen. Was mit offenbar am Stadtrand stationierten syrischen Soldaten geschah, war unklar. Die UNESCO forderte die internationale Gemeinschaft auf, alles zu tun, um die Einwohner und das einzigartige kulturelle Erbe Palmyras zu schützen. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen fürchtet, dass der IS wie schon in anderen historischen Stätten im Irak auch die antiken Bauwerke in Palmyra zerstören könnte.

Zentraler Verkehrsknotenpunkt

Es ist das erste Mal, dass der IS der syrischen Armee und mit ihr verbündeten Kämpfern direkt die Kontrolle über eine Stadt entrissen hat. Palmyra ist aus militärischer Sicht strategisch wichtig, da es ein zentraler Verkehrsknotenpunkt ist. Berühmt ist die Oase mit der historischen Altstadt aber wegen ihrer zahlreichen Ruinen aus antiker Zeit. Sie wurden 2013 von der UNESCO auf die Liste bedrohter Weltkulturstätten gesetzt. Ein syrischer Behördenvertreter erklärte, Hunderte Statuen seien an sichere Orte gebracht worden. Doch das Museum und die großen Monumente seien bedroht.

“Lage sehr schlimm”

Ein Vertreter der syrischen Sicherheitskräfte hatte am Nachmittag bestätigt, dass die Jihadisten in den Norden der Stadt eingedrungen seien. Ein Aktivist aus Palmyra berichtete am Abend über Luftangriffe des syrischen Militärs auf Stellungen der Jihadisten in der Stadt. “Die Lage ist sehr schlimm”, sagte der Leiter der syrischen Altertümerverwaltung, Mamun Abdelkarim. “Wenn nur fünf IS-Kämpfer die antiken Stätten betreten, werden sie alles zerstören.” Hunderte Statuen des örtlichen Museums wurden bereits aus der Stadt geschafft, andere Exponate wie antike Gräber können hingegen nicht abtransportiert werden.

Palmyra ist seit Tagen heftig umkämpft. Bereits am Samstag brachten IS-Kämpfer Teile im Norden der Stadt unter ihre Kontrolle. Am Sonntag gaben dann die syrischen Behörden an, die Jihadisten seien zurückgedrängt worden und befänden sich außerhalb der Stadt. Die Bauten in Palmyra vereinigen griechisch-römische und persische Baukunst.

“Tief besorgt”

Nach den Verwüstungen, die der IS bereits in anderen antiken Stätten wie Nimrud und Hatra im Irak anrichtete, befürchten Experten, dass auch die Bauten der Oasenstadt zerstört werden könnten. UNESCO-Generaldirektorin Irina Bukova äußerte sich am Mittwoch “tief besorgt” über die Kämpfe in Palmyra. Die Welterbestätten seien ein “unersetzlicher Schatz” für das syrische Volk und die Weltgemeinschaft.

Bei einem Luftangriff der internationalen Koalition wurden unterdessem im Norden Syriens laut Menschenrechtlern 15 Kämpfer der radikalen Al-Nusra-Front getötet. Das von den USA angeführte Bündnis griff westlich von Aleppo zwei Hauptquartiere des Al-Kaida-Ablegers an, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Die meisten der Opfer kommen demnach aus der Türkei.

Die Nusra-Front gehört zu einem Rebellen-Bündnis, das in den vergangenen Wochen in Nordsyrien mehrere Erfolge gegen Kräfte des Regimes erzielt hat. Die islamistischen Aufständischen kontrollieren fast die gesamte Provinz Idlib. Bereits im vergangenen Jahr hatten US-Jets die Nusra-Front angegriffen. Die meisten Luftschläge der USA und ihrer Verbündeten richten sich jedoch gegen die Terrormiliz IS, die mit der Nusra-Front verfeindet ist. (APA)

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