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Krise am Persischen Golf spitzt sich weiter zu

Nach neuen Zwischenfällen in der Straße von Hormuz droht der britische Außenminister Teheran mit "ernsten Konsequenzen." Britische Schiffe sollen die Straße von Hormuz vorerst meiden.
Angriff auf zwei Öltanker im Oman

Nach neuen Zwischenfällen in der Straße von Hormuz spitzt sich die Krise zwischen der Regionalmacht Iran und dem US-Verbündeten Großbritannien zu. Der Iran beschlagnahmte am Freitag innerhalb kurzer Zeit zwei britische Tanker - einer davon konnte seine Fahrt später wieder fortsetzen.

Der britische Außenminister Jeremy Hunt drohte der Führung in Teheran mit "ernsten Konsequenzen", sollte sie nicht auch den anderen Tanker bald freigeben. In einem Interview des Senders SkyNews sagte er aber auch, militärische Optionen würden nicht erwogen. "Wir halten nach einem diplomatischen Weg Ausschau, um diese Situation zu lösen."

Britische Tanker sollen Straße von Hormuz meiden

Britische Tanker - Straße von Hormuz - APA-AFP-Iran´s Islamic Revolutionary Gua

Nach der Festsetzung eines britischen Tankers durch den Iran rät Großbritannien britischen Schiffen, die Straße von Hormuz vorerst zu meiden. Britische Schiffe sollten die Gewässer um die Straße von Hormuz "vorläufig" nicht durchqueren, teilte die britische Regierung am Samstag mit.

Die iranischen Revolutionsgarden hatten am Freitag den britischen Tanker "Stena Impero" in der Meerenge am Persischen Golf beschlagnahmt. Ein zweites Schiff wurde vorübergehend an der Weiterfahrt gehindert.

"Wir bleiben tief besorgt über das inakzeptable Vorgehen des Iran, das die internationale Freizügigkeit der Schifffahrt auf die Probe stellt", sagte eine Regierungssprecherin nach einem nächtlichen Treffen des Krisenstabs Cobra. Zuvor hatte bereits Außenminister Jeremy Hunt die Festsetzung als "inakzeptabel" bezeichnet. Der Iran müsse mit "ernsthaften Konsequenzen" rechnen, wenn der Konflikt nicht schnell gelöst werde.

Die Straße von Hormuz

Hunt erklärte, er habe mit US-Außenminister Mike Pompeo über die Situation gesprochen. Versuche, mit dem iranischen Außenminister Mohammed Kawad Zarif zu telefonieren, seien zunächst nicht erfolgreich gewesen. Die betroffene Meerenge im Golf von Oman, die Straße von Hormuz, ist eine der wichtigsten Seestraßen der Welt. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft.

Das US-Militär teilte mit, es habe Aufklärungsflugzeuge im Einsatz, um die Lage in der Straße von Hormuz zu beobachten. Die Flugzeuge operierten im internationalen Luftraum. Man stehe zudem in Kontakt mit US-Schiffen in der Gegend, um deren Sicherheit zu garantieren.

Iran stoppte britischen Tanker

Die Iranischen Revolutionsgarden (IRGC) hatten nach eigenen Angaben zunächst den unter britischer Flagge fahrenden Öltanker "Stena Impero" in der Straße von Hormuz gestoppt und in Richtung iranischer Küste gebracht. Zur Begründung hieß der iranischen Nachrichtenagentur FARS zufolge, der Tanker soll zuvor in einen Unfall mit einem iranischen Fischerboot verwickelt gewesen sein. Als das Fischerboot einen Notruf abgesetzt habe, habe der britische Tanker ihn ignoriert, sagte ein Vertreter der iranischen Hafen- und Seefahrtsbehörde laut der Agentur am Samstag.

Die schwedische Reederei "Stena Bulk", der das Schiff gehört, teilte dagegen mit, der Tanker habe sich an sämtliche internationalen Vorschriften gehalten. Der Tanker sei zur weiteren Untersuchung in den Hafen der Stadt Bandar Abbas gebracht worden. Alle 23 Besatzungsmitglieder sollten bis zum Ende der Untersuchung an Bord bleiben.

Der Tanker habe sein GPS-Signal ausgeschaltet und sei vom südlichen Teil der Straße von Hormuz, der nur für den Ausgang der Schiffe vorgesehen ist, in die Meerenge eingefahren und habe damit eine Kollision mit anderen Schiffen riskiert, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Dies verstoße gegen die maritimen Vorschriften am Golf. Außerdem solle der Tanker auch umweltschädigende Materialien an Bord haben, die derzeit von der Umweltbehörde in Bandar Abbas untersucht würden.

Das schwedische Schiffsunternehmen teilte mit, mehrere unbekannte kleinere Boote und ein Hubschrauber hätten sich genähert, als der Tanker in internationalen Gewässern kreuzte. Wie Daten der Internetseite Marine Traffic zeigen, verließ die "Stena Impero" gegen 17.30 Uhr MESZ ihren Kurs, als sie die Straße von Hormuz passiert hatte. Das Schiff war unterwegs vom Hafen Fujaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Richtung Al-Jubail in Saudi-Arabien.

Kurz darauf wurde auch der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker "Mesdar" des britischen Unternehmens Norbulk Shipping UK in Richtung Iran abgedrängt. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde die "Mesdar" bald darauf aber wieder freigegeben. Nach dreieinhalb Stunden sei die Kommunikation mit der Besatzung wiederhergestellt worden. Die bewaffneten Sicherheitskräfte hätten das Schiff wieder verlassen und die "Mesdar" könne die Reise fortsetzen. Die halbstaatliche Nachrichtenagentur Fars berichtete, die Besatzung sei routinemäßig von der iranischen Marine über die Umweltvorschriften im Persischen Golf aufgeklärt worden und anschließend weitergefahren.

Konflikt zwischen USA und Iran

Die Spannungen in der Region hatten sich in den vergangenen Monaten immens verschärft. Die Handelsschifffahrt wurde in den Konflikt zwischen den USA und dem Iran hineingezogen. Es kam zu mehreren Zwischenfällen mit Tankern und Drohnen. US-Präsident Donald Trump erklärte am Donnerstag, ein US-Marineschiff habe in der Straße von Hormuz eine iranische Drohne zerstört. Teheran widersprach. Großbritannien und der Iran streiten zudem über einen in Gibraltar festgesetzten iranischen Öltanker.

Nach den Vorfällen am Freitag kündigte Trump an, sich eng mit Großbritannien abstimmen zu wollen. Er betonte aber auch, dass die USA nicht viele Tanker hätten, die in dem Seegebiet unterwegs seien. Die Vereinigten Staaten treiben derzeit eine Initiative namens "Operation Sentinel" zum Schutz von Handelsschiffen in der Region voran. Dabei soll es vor allem darum gehen, die Straße von Hormuz mit erhöhter Militärpräsenz in der Region besser zu überwachen. Das US-Zentralkommando betonte am Freitag, die USA seien zwar gewillt, die Operation zu unterstützen, ohne Beiträge anderer Länder werde sie aber keinen Erfolg haben.

Das US-Militär kündigte am Freitagabend zudem nach einer entsprechenden Genehmigung von König Salman an, Soldaten nach Saudi-Arabien zu schicken. Der Schritt diene als zusätzliche Abschreckungsmaßname und dazu, die Streitkräfte und Interessen der USA in der Region vor Bedrohungen zu schützen. US-Medien hatten zuvor darüber berichtet, dass es sich um bis zu 500 Soldaten handeln solle.

(APA/dpa)

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