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Irak: Pakistanischer Diplomat entführt

Aufständische haben im Irak einen pakistanischen Diplomaten entführt. Mitglieder der Gruppierung Omar bin Khattab hätten sich zu der Entführung bekannt, erklärte das Außenministerium in Islamabad am Sonntag.

Malik Mohammed Javed, ein stellvertretender Botschaftsrat in Bagdad, sei am Samstagabend zum Gebet in eine Moschee gegangen und werde seither vermisst.

Javed hat nach Angaben eines Sprechers der pakistanischen Botschaft die Botschaft kontaktiert und erklärt, dass er unverletzt sei. Pakistan ist ein Verbündeter der USA im Kampf gegen den Terror, das Land hat aber keine Truppen in den Irak entsandt. UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat den pakistanischen Diplomaten Ashraf Jehangir Qazi zu seinem Sondergesandten im Irak ernannt.

Parlamentspräsident Hashim al-Hassani forderte unterdessen auf einem Treffen der Nationalversammlung eine Lockerung der an Sitzungstagen verhängten Sicherheitsvorkehrungen. Die Sperrung vieler Straßen sei übertrieben, sie behindere die Arbeit der Parlamentarier und die Bewegungsfreiheit der Bürger, sagte Hassani. Einige Abgeordnete beklagten am Sonntag, sie seien an Kontrollposten von Polizisten beleidigt und misshandelt worden. Der Staatsminister für nationale Sicherheit, Kassim Dawud, sagte dazu, die Maßnahmen seien notwendig, so lange die Nationalversammlung am selben Ort tage.

Der Abgeordnete und Außenminister Hoshyar Zebari forderte die Verhandlungsführer von Schiiten und Kurden auf, rasch eine neue Regierung zu bilden. „Wir müssen bis August einen Verfassungsentwurf ausarbeiten und wollen die Frist einhalten. Wir können nicht länger Zeit verschwenden“, sagte er.

Am Samstag hatten zehntausende Anhänger des radikalen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr in Bagdad auf einer Großdemonstration den Abzug der US-Truppen gefordert. Sie schwenkten irakische Flaggen, skandierten Parolen wie „Nein zum Terrorismus!“, „Nein zu Amerika!“ und verbrannten Puppen, die US-Präsident George W. Bush und Saddam Hussein darstellen sollten. Auf dem Platz, auf dem Iraker und US-Soldaten vor genau zwei Jahren die Statue von Saddam Hussein vom Sockel stürzten, imitierten Demonstranten die Szene und rissen symbolisch Puppen von Bush, Saddam Hussein und dem britischen Premierminister Tony Blair zu Boden.

Die Anhänger des Predigers verlangten auch, den irakischen Expräsidenten zu bestrafen und hielten Bilder von Sadrs Vater hoch, den Saddam Hussein hinrichten ließ. Einige trugen den symbolischen Sarg eines ranghohen Mitarbeiters von Sadr, der am Freitagabend in Bagdad erschossen wurde. Der Schiite Sadr führte im April und August letzten Jahres Aufstände gegen die US-Truppen in Bagdad und Najaf an, seither hat er sich mit öffentlichen Auftritten zurückgehalten. Die Zahl der Teilnehmer blieb aber weit hinter den Hoffnungen Sadrs zurück, der bis zu eine Million Demonstranten erwartet hatte.

Unterdessen erklärte der neue irakische Präsident Jalal Talabani, er würde Probleme damit haben, falls Saddam Hussein zum Tode verurteilt würde. Als Anwalt habe er einen internationalen Aufruf gegen die Todesstrafe unterzeichnet, sagte er der in London erscheinenden Tageszeitung „Al-Sharq al-Awsat“ (Sonntag-Ausgabe). Er allein habe allerdings keine Möglichkeit, eine Amnestie zu erlassen. Dies sei Angelegenheit des gesamten Präsidentschaftsrats und des Parlaments.

In Mosayeb, 60 Kilometer südlich von Bagdad, wurden am Sonntag nach Polizeiangaben die Leichen dreier Männer entdeckt. Den Angaben zufolge handelt es sich um irakische Soldaten, die offensichtlich drei Tage zuvor ermordet worden waren.

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