AA

Interbike USA – wo Zweiradträume wahr werden

©Daniela Lais
Wer Räder liebt war vergangene Woche in Nevada in bester Gesellschaft 
interbike

Reno, Nevada/USA. 800 Firmen, 1000 Marken, drei Tage lang dreht sich alles rund ums Rad auf der größten Bikefachmesse der USA in Reno, Nevada. Der Wüstenstaat in der gewöhnlich um die Wette gegambelt und geheiratet wird, wurde zum Angelpunkt für über 20.000 Bikies aus aller Welt.

Es ist mein erster Abstecher nach Nevada und gleichzeitig pure Aufregung, ein Süßwarenladen per excellence für eine Bike-Liebhaberin wie mich. Mein mir teures Carbon fibre Cube Rennrad in Vorarlberg zurücklassend und mein Cannondale, dessen Rahmen noch in den USA gefertig wurde, an meinem Herzens-Wahlwohnsitz in Portland Oregon cruisend, bin ich verliebt in die Räder dieser Welt. Mein Herz gehört Rennrädern, Carbon ist meine Religion. Ich bin kein Profi vom Fach, aber Liebhaberin und Fanatikerin. Nie einen Führerschein in der Tasche, das Rad als einziges lokales Fortbewegungsmittel nutzend, ist die Interbike in Reno das Ziel, das mein Herz höher schlagen lässt.

 

Von Technik zu Ästhetik

Das Reno-Sparks Convention Center ist Dreh- und Angelpunkt und hier ist (fast) alles was Rang und Namen hat in der Bike Industrie, in der sich diese Tage so vieles um Elektro dreht. Die Tage in Reno beginnen warm und werden wärmer, die Nächte bleiben kalt, viel bekommt man aber nicht mit in den super klimatisierten Hallen des Events. Der Einlass zum ersten Tag, eine fette Traube an Menschen scharrt vor zahlreichen Eingängen und kann es nicht erwarten sich ins Getümmel zu stürzen. An meiner Seite Joel. 21 Jahre Bike Erfahrung als Mechaniker in Oregon, hat er das was ich nicht habe, das Wissen rund ums Detail, wie alles läuft und warum. Ich bin für die Ästhetik zuständig, er für die Technik. So schlagen wir uns durch die vier Hallen, staunend von einem Aussteller zum nächsten.

Wir wandeln zwischen Asiatischen Anbietern, die händeringend nach US Vertrieben suchen, checken Fahrradhelme, die die US Flagge tragen aber schon lange nicht mehr in den USA produziert werden und chatten mit Charles Krieger von Unlimited Biking in New York, die in sieben Locations der Stadt Leihräder anbieten. Wir verfolgen die Mechanics Challenge, in der MechanikerInnen aus dem ganzen Land auf Schnelligkeit bauen und schrauben, testen das riesige Angebote an E-bikes, die fast ausschließlich mit Bosch Motoren betrieben werden und staunen über $1200 schwere und doch leichte Carbon bikes für Kids, die unser begeistertes Radfahrerherz höher schlagen lassen. Kiddimotion nennt sich das, betrieben von der Engländerin Lynda Davis, die auch für Kinder hochwertige Räder produzieren wollte und irgendwann entschied nach Tampa Florida zu ziehen, weil dort noch mehr Potential herrscht. Wir checken Wasserräder, Trimaran genannt, erst vor kurzem am Bodensee getestet und massig nach Cannes verkauft, deshalb vorerst ausverkauft.

 

Europa mischt mit

Und wir kreuzen weitere Europäische Anbieter, die auf dem Amerikanischen Markt mitmischen. ARBUS bringt Sicherheit, aber, so verrät mir meine fachwissende Begleitung, im Gegensatz zu den anderen Anbietern gibt es hier kein Geld für ein gestohlenes Rad. Mit Amerikanischen Sicherheitsschloss Anbietern registriert man Rad und Schloss und bei gebrochenem Schloss, mit Einsendung der Stücke, gibt es Geld für das gestohlene Rad. Dann landen wir wieder bei den Helmen und sehen staunend, dass Deutschland Designs produziert, die wir kennen. Wir sprechen mit Michael Cervenka, der war früher im Helmbusiness in den USA, hat designt und produziert und seine eigene Firma gegründet, in Essen, in Deutschland. Jetzt macht er dort unter der Marke ‚Melon‘ Helme, die nicht nur leicht sind und guten Luftausgleich zulassen, sondern auch witzig sind und auffallen. „No brain, no game“ wissen die Deutschen Helmemacher und setzen ihren Kunden Melonen auf. Zwei volle Tage browsen wir durch die Hallen, trinken Mandelmilch-Latte bei Yamaha, die extra einen Coffeeshop aus Reno und professionelle Barista heuern, wir streicheln zärtlich über die wunderschönen handgemachten tschechischen Räder FAVORIT und sitzen auf einem Asiatischen Doppelfahrrad, dass sich auch Kuss-Fahrrad nennt. Weil man nicht wie beim Tandem hintereinander, sondern nebeneinander tretet. Die Nächte verbringen wir feiernd mit den großen Marken auf dem Dancefloor und einmal bedienen wir auch den Arm des Banditen. Weil, das macht man so in Reno. Verspielt haben wir einen Dollar, für kurz haben wir verdoppelt, dann alles verloren. Gewonnen haben wir wunderbare Eindrücke, Sichtungen von Rädern und neuen Produkten, verspielt bis ins Detail. Es war ein Genuss, wie eine Wanderung durch das Süßwarenabteil im Supermarkt.

Bericht: Daniela Lais

 

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Bregenz
  • Interbike USA – wo Zweiradträume wahr werden