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Integration mangelhaft

Schwarzach - Die große "VN"-Umfrage, durchgeführt vom Göfner Meinungsforschungsinstitut Berndt, fördert in puncto Zuwanderung Ängste und Wünsche zutage. So wäre es vier Fünftel der Befragten lieber, wenn Vorarlberg kein Einwanderungsland wäre.

69 Prozent gestehen sich dennoch ein, dass Vorarlberg längst Zuwanderungsland ist. Die Sorge, dass sich Migranten mangels gelungener Integration eine Parallelgesellschaft errichtet haben, teilen ebenfalls 69 Prozent der Befragten. 58 Prozent sind zwar der Ansicht, dass von Land, Gemeinden und Institutionen genug unternommen wird, die Integration von Zuwanderern voranzutreiben. Doch verlangen 79 Prozent intensiveren Deutschuntericht für Migrantenkinder. 83 Prozent würden ihn am liebsten verpflichtend sehen, 75 Prozent den Sprach­erwerb an die Gewährung von Sozialleistungen koppeln. Weniger massiv als erwartet fällt der Widerstand gegen Minarette aus: So kann sich jeder dritte Vorarlberger islamische Gebetstürme unter bestimmten Voraussetzungen durchaus vorstellen, 60 Prozent lehnen Minarette ab.

Selten klaffen Wunsch und Wirklichkeit derart auseinander. Im Zuge der großen Meinungsumfrage durch Manfred Berndt erbaten die „VN“ auch ein Stimmungsbild zum Thema Integration und Zuwanderung in Vorarlberg. Über den aktuellen Status des Landes sind sich die Befragten weitgehend einig: Zwei Drittel bestätigen, dass Vorarlberg ein Einwanderungsland ist. Sie tun das aber, so Berndt, „vielfach resignierend“. Denn vier Fünftel aller Befragten würden es lieber sehen, wenn Vorarlberg kein Einwanderungsland wäre. Nur jeder elfte Befragte begrüßt das ausdrücklich. Vor allem ältere ­Semester (sechs Prozent) und Angehörige der sogenannten Unterschicht (sechs Prozent) äußerten sich diesbezüglich skeptisch. Dagegen sprachen sich 13 Prozent der Oberschicht klar für Vorarlbergs Rolle als Einwanderungsland aus. Berndt: „Sie zählen auch vermehrt zu den Nutznießern der Zuwanderung: Machen Geschäfte, vermieten Wohnungen, bieten Waren und Dienstleistungen an.“

Politische Eckpunkte

Die politischen Eckpunkte „links und rechts“ treten markant zutage: Anhänger der Grünen wünschten sich zwar (elf Prozent) Vorarlbergs Rolle als Einwanderungsland, sehen diesen Wunsch aber derzeit kaum (fünf Prozent) verwirklicht. Gerade umgekehrt verhält es sich bei BZÖ und FPÖ: 79 Prozent sagen, das Lände sei (leider) längst Einwanderungsland, nur fünf Prozent wünschen sich das auch. Dass sich mit dem Gedanken an Zuwanderung Ängste verbinden, offenbart u. a. die Frage nach dem „Ausverkauf der Heimat“: Männer und Frauen äußerten gleichermaßen zu 62 Prozent starke Ängste vor einem überbordenden Grunderwerb durch Ausländer. Diese Sorge war 2007 schon einmal stärker (70 Prozent), ist aber immer noch quer durch alle politischen Parteien spürbar: ÖVP (69 Prozent), SPÖ (56 Prozent), FPÖ/BZÖ (66 Prozent), Grüne (45 Prozent).

“Deutsch lernen sollte Pflicht sein”

In diesem Thema waren sich (fast) alle einig: Vier von fünf Befragten treten dafür ein, dass Deutschkenntnisse künftig ab dem 5. Lebensjahr länger und intensiver vermittelt werden. Je älter die Befragten, desto stärker vertreten sie die­se Ansicht. ÖVP (82 Prozent) und FPÖ/BZÖ-Anhänger (86 Prozent) stehen Sozialisten (74 Prozent) und Grünen (72 Prozent) gegenüber. Massive 83 Prozent der Befragten sprechen sich quer durch alle Parteien für einen verpflichtenden Deutschunterricht aus. Und eine ebenso klare Mehrheit (75 Prozent) würde am liebsten die gewährung besimmter Sozialleis­tungen an das Erlernen der deutschen Sprache koppeln.Diesen Gedanken tragen nur 61 Prozent der Grünwähler, aber 80 Prozent der FPÖ/BZÖ-Anhänger mit. Die ÖVP-Sympathisanten stehen mit 79 Prozent kaum nach, indessen 72 Prozent der SPÖ-Wähler Sozialleistungen und Spracherwerb koppeln würden. Dieses Votum mag auch daran liegen, dass die Befragten die Lebenswelten von Vorarlbergern und Migranten scharf getrennt wahrnehmen. 69 Prozent der Teilnehmer an dieser Meinungsumfrage sind der Ansicht, dass Migranten in Vorarlberg inzwischen in einer Parallelgesellschaft leben.

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