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Ingenieur erhebt im Abgasskandal schwere Vorwürfe gegen Audi

Vorstand soll Bescheid gewusst haben
Vorstand soll Bescheid gewusst haben ©APA (AFP/Getty)
Ein wegen der Abgasaffäre bei Audi in Untersuchungshaft sitzender Ingenieur erhebt einem Bericht zufolge schwere Vorwürfe gegen den Audi-Vorstand und weitere Spitzenmanager.

Wie die “Süddeutsche Zeitung” berichtete, legte Giovanni P. über seine Anwälte der Staatsanwaltschaft München II ein Papier vor, in dem mehr als 40 Vorgänge im Unternehmen geschildert werden.

Darin gehe es um Mails, Sitzungen und Vorträge, die bei Audi zwischen März 2006 und Juli 2014 verschickt worden sein beziehungsweise stattgefunden haben sollen. Sollten die Angaben stimmen, wussten viele Beschäftigte bis hin zu Spitzenmanagern von den manipulierten Schadstoffmessungen. Und der von Audi-Chef Rupert Stadler geleitete Vorstand hätte demnach das Problem gekannt, dass die Abgasreinigung mit dem Harnstoff Adblue nicht richtig funktionierte und die strengen Grenzwerte in den USA nicht eingehalten werden konnten.

Verdacht: 80.000 Käufer betrogen

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt im Fall Audi wegen des Verdachts, 80.000 Käufer von Diesel-Fahrzeugen in den USA seien systematisch betrogen worden – mit dem falschen Versprechen, saubere Autos geliefert zu bekommen. Die von dem Ingenieur geschilderten 44 Vorgänge sollen laut “Süddeutscher Zeitung” belegen, dass dieser nur ein Rädchen im System gewesen ist.

Bereits am 9. Oktober 2006 soll ein führender Motorenentwickler bei Audi mehrere Führungskräfte über das Grundproblem bei der Abgasreinigung mit Adblue informiert haben – ein Gemisch aus künstlichem Harnstoff und Wasser, das die gesundheitsschädlichen Stickoxide neutralisiert. Unter den Führungskräften soll auch der damalige Audi-Chef Martin Winterkorn gewesen sein, der wenig später von dem Ingolstädter Unternehmen zum Mutterkonzern Volkswagen nach Wolfsburg wechselte und dort den Vorstandsvorsitz übernahm.

Merkel fordert “Sensibilität” bei Boni-Zahlungen

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel forderte unterdessen die Autoindustrie und die Gewerkschaften auf, wegen der Dieselaffäre “sensibel” bei Boni-Zahlungen an Manager vorzugehen. Sie fände es “nicht gerecht”, wenn möglicherweise Millionenboni an Manager ausgeschüttet würden, die eine Mitverantwortung für Manipulationen der Emissionswerte trügen, sagte Merkel am Montag in einem Interview von “bild.de”.

“Es gibt Aufsichtsräte, in denen sitzen auch Gewerkschaftsvertreter drin”, fügte die Kanzlerin hinzu. “Ich glaube, da sollte doch sensibler vorgegangen werden als in der Vergangenheit.”

Die Politik habe Rahmenbedingungen etwa zum Verhältnis von Boni-Zahlungen zu den Grundgehältern und Leitlinien der sogenannten Corporate Governance, also einem Verhaltenskodex von Unternehmen, vorgelegt. Sie gehe davon aus, dass DAX-Konzerne sich auch daran hielten. “Ansonsten ist es nicht Aufgabe der Politik, Gehälter festzulegen”, betonte Merkel. Sie warf der Autoindustrie vor, in der Dieselaffäre sehr viel Vertrauen verspielt zu haben.

(APA/ag.)

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