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In Wien ermordeter Tschetschene war auf Todesliste

Laut Fekter lehnte Familie Polizeischutz ab
Laut Fekter lehnte Familie Polizeischutz ab ©APA (Archiv/Schlager)
Der in Wien ermordete Tschetschene Umar I. ist auf einer angeblichen Zielpersonen-Liste des russischen Geheimdienstes zu finden. Das Innenministerium bezweifelt, ob es sich bei der Liste um jene handelt, die ein Asylwerber 2008 erwähnt hatte, der sich damals als Geheimagent mit Mordauftrag bezeichnete. Trotzdem will man die Liste auf weitere in Österreich aufhältige Flüchtlinge überprüfen.

“Verschiedene Angaben stimmen nicht überein, aber mit hundertprozentiger Sicherheit können wir es nicht sagen”, so Innenministeriumssprecher Gollia. Der angebliche Agent sprach damals von einem Mordauftrag gegen Umar I. und erzählte den Ermittlern von einer Liste mit 300 Todes- und Entführungskandidaten in der Kanzlei des tschetschenischen Präsidenten Kadyrow. Welche Rolle die Internet-Liste bei der Ermordung gespielt haben könnte, ist ebenfalls unklar. “Es wird in alle Richtungen ermittelt”, betonte Gollia.

Laut den bisherigen Einschätzungen des Ministeriums dürfte es sich bei der Aufzählung auf der Rebellenwebseite “Chechenpress” um ein Propagandamittel der tschetschenischen Exilregierung gegen den pro-russischen Kadyrow handeln. Ob Familienmitglieder von Umar I., der als Helfer der Mörder festgenommene Otto Kaltenbrunner oder der einvernommene Asylwerber vom Sommer 2008 auf der Liste stünden, könne man noch nicht sagen. Auf der Veröffentlichung im Internet befinden sich mehr als 2.500 Namen. Auch aus diesem Grund geht das BVT nach ersten Analysen nicht von einer Übereinstimmung der beiden Listen aus.

Offiziell unkommentiert blieben im Büro von Innenministerin Fekter nicht kongruente Darstellungen zum Thema Schutzmaßnahmen für den Ermordeten. Von Staatsanwaltschaft sowie vom Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hieß es bisher, dass Schutzmaßnahmen zwar mehrmals angefragt, jedoch nicht als notwendig bzw. möglich erachtet worden waren. Fekter hatte hingegen am Dienstag gesagt, nach ihrem Wissen hätte die Familie “dezidierten Polizeischutz abgelehnt”.

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