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In Frankreich wächst Widerstand gegen Pläne für Atommüll-Endlager

Das Anhörungsverfahren wurde nach der Protestaktion vorläufig gestoppt.
Das Anhörungsverfahren wurde nach der Protestaktion vorläufig gestoppt. ©YouTube (Screenshot)
Im Dörfchen Bure im Osten des Landes plant die französische Atommüllbehörde ANDRA ein Endlager für die hochradioaktiven Abfälle aus den 58 französischen Atomreaktoren. Doch es gibt zunehmend Proteste.
Protest in Bure

Anfang 2015 will die Behörde den Bauantrag stellen, die Einlagerung des Atommülls soll 2025 starten. Und das vorgeschriebene Anhörungsverfahren sollte eigentlich schon laufen. Doch daraus wurde nichts: Nach lautstarken Protesten von Atomkraftgegnern wurde vergangene Woche die erste Veranstaltung abgebrochen. Angesichts der Ankündigung neuer Boykott-Aktionen wurde das Verfahren bis auf Weiteres ausgesetzt. Wenn die öffentlichen Anhörungen aber nicht fristgerecht bis Mitte Oktober abgeschlossen sind, könnte dies den Zeitplan der ANDRA gefährden

Endlager für Zehntausende Jahre

Dabei war zunächst alles glatt verlaufen: 1994 wurden bei Bure umfangreiche Bohrarbeiten für das geplante Endlager gestartet, sechs Jahre später war eine Art Forschungslabor in 500 Metern Tiefe fertig. Dort testen Wissenschafter und Techniker seither, ob sich die rund 130 Meter dicke Tonschicht für die Lagerung von stark strahlendem Müll eignet – und dies für Zehntausende Jahre.

Lange gab es im traditionell wenig atomkritischen Frankreich kaum nennenswerte Proteste. Die von örtlichen Bürgerinitiativen organisierten Demonstrationen zogen oft mehr Atomkraftgegner aus Deutschland und anderen Ländern an als Franzosen. Zudem liegt Bure in einem ländlichen Gebiet, das zu den am wenigsten besiedelten in Frankreich gehört.

Anti-Atom-Initiativen

Doch mittlerweile wächst auch in Frankreich der Widerstand gegen Atomkraft, nicht zuletzt seit dem folgenschweren Unfall im japanischen AKW Fukushima. Heute machen rund 40 französische Anti-Atom-Initiativen gegen die Endlagerpläne mobil. Die geplanten Anhörungen seien nur “Maskerade”, kritisiert ein Sprecher des Kollektivs “Bure Zone libre” (Freie Zone Bure). Die Entscheidung für Bure sei längst gefallen – zumal die französische Regierung auf Probebohrungen an Alternativstandorten verzichtet habe. Die Gegner machen auch geltend, dass bereits mehr als 1,5 Milliarden Euro in das Forschungslabor investiert wurden.

Langzeitfolgen unbeachtet

Die Kritiker werfen der ANDRA vor, weder das Erdbebenrisiko noch die Langzeitfolgen der vom Atommüll ausgestrahlten großen Hitze auf den Ton oder das Korrosionsrisiko der Behälter ausreichend geprüft zu haben. Die geplante “300 Hektar große Atommüllhalde” sei ein “schreckliches Erbe für künftige Generationen”, sagt der “Bure Zone libre”-Sprecher.

Lagerkapazität von 100.000 Kubikmetern

ANDRA-Programmdirektor Thibaud Labalette räumt ein, dass viele Generationen betroffen sind. In einem so großen Zeitraum könne natürlich “vieles passieren”. Daher würden zahlreiche Messungen und Analysen vorgenommen, unter anderem wie der Ton auf starke Wärmeausstrahlung reagiere und wie schnell unterschiedliche Materialien für Atommüllbehälter korrodieren.

Einem Gesetz aus dem Jahr 2006 zufolge sollen in dem Lager insgesamt 100.000 Kubikmeter Atommüll untergebracht werden. Die Gesamtkosten für das Endlager beziffert ANDRA auf rund 35 Milliarden Euro. (APA)

Video im französischen Originalton:

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