Die ersten Patienten seien bereits erfolgreich mit dem roboter-assistierten Chirurgiesystem "da Vinci" operiert worden, informierte die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) am Freitag in einer Aussendung. In das System wurden rund 4,4 Mio. Euro investiert.
Die Einheit besteht aus einer Konsole, an der der Chirurg sitzt, und dem Patientenwagen mit vier Armen. Drei davon bedienen Instrumente, einer eine Kamera. Wegen der Vergrößerungsmöglichkeiten und der dadurch größeren Präzision seien die Eingriffe nervenschonend und es komme zu geringerem Blutverlust. Die Patienten bräuchten dann weniger Schmerzmittel, seien rascher mobil. Der Heilungsverlauf sei dadurch besser, die Aufenthaltsdauer kürzer, so die Vorteile.
Erwartungen übertroffen
Die Ergebnisse der ersten Operationen hätten alle Erwartungen übertroffen, so Primar Alfred Hobisch, Projektleiter und Leiter der Urologie. Er sprach von einer "neuen Ära". Die Feldkircher Urologie teilt sich den Roboter mit der Thoraxchirurgie, das steigert die Auslastung. Primar Ingmar Königsrainer, Leiter der Thoraxchirurgie, erklärte: "Die Operation wird von uns Chirurgen gemeinsam mit der OP-Pflege durchgeführt. Dabei dient uns der Roboter als verlängerte Hand des Chirurgen. Der Chirurg steuert die Arme des Roboters mit höchster Präzision von der Konsole aus." Die Operateure absolvierten dafür eine umfangreiche Schulung, der Roboter führt keine Handlungen autark aus. Die Patienten würden im Vorfeld über den Einsatz des Systems und dessen Vorteile aufgeklärt, das schaffe Sicherheit.
Der Roboter assistiert in der Urologie bei Operationen an der Prostata, den Nieren sowie künftig an der Harnblase sowie in der Thoraxchirurgie bei Eingriffen an Lunge, Dickdarm und Speiseröhre sowie Leber und Galle. Die Investition von 4,4 Mio. Euro über fünf Jahre sind laut KHBG durch eine langfristige Planung des zentralen Einkaufsmanagements möglich geworden. Ab Herbst soll das System mit einem eigenen Gerät auch in der Gynäkologie Anwendung finden. Derzeit liefen dafür die Planungen, die Kosten seien in Verhandlung.
Zahlen/Daten/Fakten
Begrifflichkeiten:
Unterschied OP-„Roboter“ versus „roboter-assistiertes Chirurgiesystem“
Im täglichen Sprachgebrauch im Krankenhaus wird sehr oft der Begriff „OP-Roboter“ für das neue Chirurgiesystem verwendet, was allerdings nicht ganz auf die Verwendung des neuen Systems zutrifft: Genau genommen ist das neue Chirurgiesystem (also der sog. „OP-Roboter“) ein Assistenzsystem, welches als verlängerte Hand des Chirurgen agiert und keine Handlungen autark ausführt.
Tatsächlich gibt es z.B. im Bereich der Orthopädie Roboter, die einzelne Operationsschritte autark ausführen. Das ist nicht vergleichbar.
Planung, Anschaffung und Rahmenbedingungen
- Langfristige Planungsphase vorab der operierenden Ärzte gemeinsam mit dem KHBG-Einkauf
- Kostenschätzung und Budgetplanung
- Bewilligung im Aufsichtsrat der Vlbg. Landeskrankenhäuser
- Erfolgreiche Implementierung des Systems im Krankenhaus
- Gesamtkosten: Investition und laufende Kosten 4,4. Mio. Euro über eine Laufzeit von 5 Jahren
- Chronologie: Anlieferung im September 2019, erste Operation: 22. Jänner 2020
- Lizenzen der Operateure & Pflegeteam zur Durchführung von Operationen nach Absolvieren eines umfangreichen Simulator-Trainings: Anfang 2020
Aus welchen Komponenten besteht das roboter-assistierte Chirurgiesystem?
- Operateur-Konsole (Fernsteuer-Einheit)
- Patientenwagen mit 4 Armen für Kamera und 3 Armen für Instrumente
- Technikwagen für Videoübertragung und Hochfrequenz-Technik
- Verschiedene OP-Instrumente
Welche Operationen werden durchgeführt?
Urologie:
- Operationen an der Prostata: radikale Prostatektomie bei Prostatakrebs, Prostataentfernung bei gutartiger Vergrößerung,
- Operationen an der Niere: Nierentumore, Zysten und Nierenbeckenabgangsenge
- und zukünftig geplant Entfernung der Harnblase bei Blasenkrebs
Chirurgie:
- Thorax-Chirurgie: Lungenteilentfernungen bei Krebserkrankungen
- Dickdarm-Chirurgie
- Speiseröhren-Chirurgie bei Krebserkrankungen
- Hepatobiliäre Chirurgie
- Hernien-Chirurgie (Brüche)
Gynäkologie: (ab Herbst 2020)
- Endometriose-Eingriffe
- Eingriffe an den inneren weiblichen Organen
Das OP-Team für einen Eingriff mit dem roboter-assistierten Chirurgiesystem besteht aus:
- an der Konsole: Chirurg/in
- am OP-Tisch beim Patienten: chirurgische Assistent/in (Ärztin/Arzt), Anästhesist/in, Anästhesiepflege, OP-Pflege oder Instrumentar/in, unsteriler Beidienst
(APA/red)
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