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Importe bringen Atomstrom

Bregenz - Österreich ist seit der Jahrtausendwende Netto-Importeur von Strom. Während bis 2000 mehr Strom aus- als eingeführt wurde, braucht Österreich seither mehr, als im Inland erzeugt wird

Der Importbedarf schwankt von Jahr zu Jahr stark, weil er von der Wasserführung der Flüsse abhängig ist. Christian Schönbauer, Leiter Ökoenergie und Energieeffizienz in der E-Control, hat errechnet, dass ein Drittel des Importüberschusses Atomstrom ist. Österreich braucht pro Jahr rund 70.000 Gigawatt Strom. Die Netto-Stromimporte machten 2007 rund 6600 und 2008 (elf Monate) 3950 Gigawatt. Das sind etwa sechs bis neun Prozent des Bedarfs. Auf Atomstrom entfiel davon ein Drittel, also zwei bis drei Prozent des österreichischen Stromverbrauchs.

Situation im Ländle

Anders ist die Situation in Vorarlberg. Laut Illwerke/VKW-Vorstandsdirektor Ludwig Summer sind im Ländle nach der Energiebilanz zwar Aufbringung und Verbrauch etwa deckungsgleich, allerdings gibt es bei den die Energieerzeugung dominierenden Wasserkraftwerken starke Schwankungen zwischen Sommer- und Winterhalbjahr. Zusätzlich müssen Strombezugsrechte der Energieversorgung Baden-Württemberg erfüllt werden. Das wiederum führt in Summe dazu, dass für den Landesbedarf sogar rund ein Drittel des elektrischen Stroms von der Verbundgesellschaft bzw. anderen in- und ausländischen Strompartnern an den Strombörsen zugekauft werden muss.

Unbekannte Herkunft

Dieser Strom ist unbekannter Herkunft, und weil der Strom „kein Mascherl” hat, wird darin auch ein mehr oder weniger großer Anteil an Atomstrom enthalten sein. Wie kommt es nun, dass der Vorarlberger Stromkunde auf seiner Stromrechnung ausgewiesen bekommt, dass der Strom zu 76 Prozent aus der Wasserkraft, zu 17 Prozent von fossilen Energieträgern und zu sieben Prozent aus Wind, Biomasse und Ökoenergie stammt? Summer: „Das wird durch den sogenannten Zertifikatshandel bewirkt.” Nach diesem System wird der von den Illwerken/VKW an der Strombörse erworbene Strom, der wie erwähnt unbekannter Herkunft ist, durch den Erwerb von Zertifikaten etwa von der Verbundgesellschaft theoretisch und rechnerisch in einen Strom bekannter Herkunft (Wasserkraft, fossilen Energieträgern, Wind) „umgetauscht”. Dieser Zertifikatshandel wird von der E-Control und von Wirtschaftsprüfern genau geprüft. Und da der Strom bekannter Herkunft teurer ist als der „anonyme”, lassen sich die Illwerke/VKW den Zertifikatshandel im Jahr rund 200.000 Euro kosten. Auszuschließen ist aber trotzdem nicht, dass nicht auch in Vorarlberg Atomstrom verwendet wird, denn einmal im Netz, kann die Herkunft des Stroms aus physikalischen Gründen nicht mehr festgestellt werden.

 

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