64.000 ÖsterreicherInnen, davon ca. 1500 VorarlbergerInnen, legen ein problematisches beziehungsweise süchtiges Glücksspielverhalten an den Tag. Dies zeigt das Ergebnis der ersten Österreichischen Studie zur Prävention der Glücksspielsucht. Diese wurde von der ARGE Suchtvorbeugung, der auch die Supro Werkstatt für Suchtprophylaxe mit Sitz in Götzis angehört, initiiert. Mit der Durchführung war das Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit Gallup-Karmasin beauftragt.
Glücksspielautomaten bergen größtes Risiko
Die Untersuchungen zeigen, dass 0,4 % aller Befragten ein problematisches und 0,7 % ein pathologisches Spielverhalten aufweisen. Nimmt man nur die Zahl jener, die im vergangenen Jahr an einem Glückspiel teilgenommen haben, so weisen 1% der Personen ein problematisches und 1,6 % ein pathologisches Spielverhalten auf, erläutert Studienleiter Dr. Jens Kalke. Besonders risikogefährdet für problematisches Glücksspielverhalten sind die 18-35-Jährigen, Personen mit Pflichtschulabschluss, Arbeitslose, gering Verdienende und SpielerInnen mit häufiger Spielteilnahme und hohem Geldeinsatz. In Vorarlberg gibt es weniger problembehaftete SpielerInnen als im Bundesdurchschnitt. Die Tendenz ist jedoch steigend, macht Mag. Andreas Prenn, Leiter der Supro Werkstatt für Suchtprophylaxe deutlich. Auffällig ist zudem, dass in Vorarlberg weit weniger Personen (0,1 % der Bevölkerung) Automatenspiele außerhalb der Casinos spielen, während es in Wien 2,8 % der Bevölkerung sind. Diese Tatsache ist einerseits darauf zurückzuführen, dass das Kleine Glücksspiel in Vorarlberg nicht erlaubt ist und andererseits, dass die Exekutive in Vorarlberg verstärkt gegen illegale Automaten vorgeht. So wurden 2010 insgesamt 100 illegale Automaten beschlagnahmt, erklärt Prenn.
Clean Feldkirch: Immer mehr Hilfesuchende
Mag. Christine Köhlmeier, Leiterin der Beratungsstelle Clean in Feldkirch, kann die in der Studie aufgezeigten Entwicklungen auch für Vorarlberg bestätigen: Die größte Gruppe der betreuten SpielerInnen ist auch bei uns jene, die am Glücksspielautomaten spielt gefolgt von jenen, die bei Sportwetten ihr Glück versuchen. Insgesamt ist die Zahl der Hilfesuchenden im Bereich Glücksspielsucht in den letzten Jahren enorm gestiegen, die Kapazitäten in den Beratungsstellen Clean wurden aber nicht ausgebaut, gibt Köhlmeier zu bedenken. Dabei sind die Auswirkungen dieser Abhängigkeit weit ausufernd, verdeutlicht Univ. Prof. Prim. Dr. Reinhard Haller, Chefarzt der Stiftung Maria Ebene, der im Rahmen der Studie als Fachbeirat zur Seite stand: Die Folgen exzessiven Spielens zeigen sich in Überschuldung, Ehe- und Familienproblemen, im Verlust des Arbeitsplatzes, in der Einengung der Interessen und der sozialen Kontakte, in psychischen Problemen und in der Sucht-Folge-Kriminalität.
7-Punkte-Programm
Basierend auf den empirischen Ergebnissen der Studie wurde ein 7-Punkte-Programm zur Prävention der Glücksspielsucht erstellt. Mag. Andreas Prenn, Leiter der Supro Werkstatt für Suchtprophylaxe, macht deutlich: Die ExpertInnen haben in vielen Bereichen Defizite im präventiven Bereich festgestellt. So fehlt einerseits ein Gesamtkonzept gänzlich und andererseits ist die Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung über Gefahren des Glücksspiels mangelhaft. Auch zielgruppenorientierte Angebote, insbesondere für Jugendliche, sind gegenwärtig Mangelware. Spezifische Angebote im Bereich Glücksspiel seien derzeit aufgrund fehlender Finanzierung nicht möglich. Prävention, SpielerInnenschutz, Spielsuchthilfe und Forschungsförderung sind Aufgaben der öffentlichen Hand!, macht Prenn deutlich und fordert eine realistische Finanzierungsbasis in den Bundesländern denn dort fallen die Probleme an.
Selbiges fordert auch Univ. Prof. Prim. Dr. Reinhard Haller ein: Das kommerzielle Glücksspiel gehört zu den größten Wirtschaftszweigen. Eine Gesellschaft, die es Menschen möglich macht, rund um die Uhr Glücksspiele zu spielen, sollte auch die Ressourcen für Prävention und Behandlung der Spielsucht zur Verfügung stellen.
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