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"Im Ländle wird alles ausgelebt"

Auch im Ländle sind BDSM-Praktiken à la Shades of Grey gängig. Bei SM-Paar Fabienne und Tom geht es auch zuhause heiß her.
Auch im Ländle sind BDSM-Praktiken à la Shades of Grey gängig. Bei SM-Paar Fabienne und Tom geht es auch zuhause heiß her. ©MiK
Fifty Shades of Grey ist aktuell in aller Munde. WANN & WO hat das Paar Fabienne und Tom* aus Vorarlberg besucht und mehr über den SM-Hype sowie den beliebten Bestseller erfahren.

Fifty Shades of Grey, ein Buch über eine Liebesbeziehung, aber auch über spezielle Sex-Praktiken, die womöglich nicht jedermanns/frau Geschmack entsprechen, oder vielleicht doch? Fabienne und Tom sind Bestandteil der BDSM-Szene Vorarlbergs und sehen den Hype über das Buch bzw. den bald erscheinenden Kinofilm gespalten. „Auf der einen Seite kommt das Thema mehr an die Öffentlichkeit, wird sozusagen aus dem dunklen Verlies befreit. Aber andererseits werden durch Fifty Shades of Grey falsche Bilder vermittelt. Es gibt viele Frauen sowie Männer, die sich von den Büchern angesprochen fühlen, von uns liebevoll genannte Bücher-Subs und -Doms, die dann eine Vorstellung im Kopf haben, die rein gar nichts mit BDSM in der Realität zu tun hat“, erzählt Tom.

Spielbeziehung

Tom ist schon seit 15 Jahren in der Szene und auch Fabienne praktiziert seit sechs Jahren. Sie wissen, dass die verschiedenen Praktiken viel Vorbereitung brauchen und auch Risiken bergen, die im Buch außen vor gelassen werden. „Allein schon die körperlichen Gefahren sind da, wenn man sich mit der Materie nicht auskennt. Man muss sich informieren. Eine Möglichkeit sind Schulungen und Workshops, die in Großstädten angeboten werden. Wer Bondage, Spanking oder mit Elektronik spielen will, der muss auf Sicherheit achten und auch das klassische Würgen (Atemkontrolle) will gelernt sein. Für den Frühling planen wir selbst einen BDSM-Basisworkshop, zu dem wir professionelle Trainer einladen“, so das SM-Paar. Anastasia Steele verliebt sich in Fifty Shades of Grey in einen Mann und lässt sich dadurch auf sexuelle Erfahrungen ein, die sie nicht kannte. Nur mit Romantik hat Sadomaso nichts zu tun, man darf es nicht unterschätzen. „Entweder man ist dominant oder nicht. Man kann nicht am Samstagabend zum Dom werden, weil die Bekanntschaft angeblich darauf steht“, berichtet Tom. Fabienne ist eine „Switcherin“, das heißt, sie kann die Rolle der Sub als auch die der FemDom einnehmen: „Nur weil ein Sub mir sagt, zeig’ mir, was du machen kannst, würde ich es niemals tun, denn ein Mensch und besonders seine Psyche ist zerbrechlicher als man denkt. Da kann wahnsinnig viel schiefgehen.“ Im Buch wird ein Vertrag zwischen Christian und Anastasia mit Rechten und Pflichten festgelegt, scheinbar ist das zwischen dem dominanten und dem devoten Part üblich: „Es kommt immer darauf an, was in der ‚Spielbeziehung‘ erreicht werden will, welche Ziele man setzt. Aber natürlich werden Regeln festgehalten, an die sich beide Teile halten müssen. Der Sub kann seine Grenzen angeben, die auch respektiert werden müssen.“

Vorurteile

Fifty Shades of Grey hat viele Menschen neugierig und eine sexuelle Neigung zum Thema gemacht, über die es viele Vorurteile gibt. „Ich glaube, einige Menschen regen sich darüber auf, weil sie keine Ahnung davon oder einen falschen Zugang dazu haben. Vielleicht ist es auch Neid, weil sie sich nicht trauen, es auszuleben. Man sollte nicht über Neigungen anderer Menschen urteilen. Denn so vielfältig die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Vorlieben“, ist sich das Vorarlberger SM-Paar einig.

Neigungen ausleben

Auch in Vorarlberg wird BDSM praktiziert, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen wird. „Es gibt viele Frauen und Männer, die in einer Beziehung leben und ihre sexuellen Vorlieben dort nicht praktizieren können. Bei uns im Ländle wird alles ausgelebt, wenn auch hinter geschlossenen Vorhängen. Ich kenne einige brave Hausfrauen, die öfters mal die Peitsche schwingen. Auch das typische Bild vom Manager, der sich bei der Domina erniedrigen lässt, ist tatsächlich so“, berichtet Tom aus seinen Erfahrungen. Die sexuellen Vorlieben sind etwas Privates und müssen nicht an die Öffentlichkeit, oft kann dies Folgen für Familie oder Beruf haben. Wenn aber eine Neigung in einem steckt, wird sie früher oder später ausgelebt, sind sich Fabienne und Tom einig: „Eine Zeit lang kann man sicher verdrängen, aber dann bricht man aus und lebt seine Neigungen aus. Dazu gibt es sogenannte Spielpartner. Dieser kann dir Dinge geben, die in einer Beziehung nicht möglich sind. Sexueller Kontakt ist dabei nicht vordergründig, sondern die Befriedigung, die man bekommt.“

*Namen von der Redaktion geändert.

Erklärung

Der Begriff BDSM, der sich aus den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“ zusammensetzt, umschreibt eine sehr vielgestaltige Gruppe von meist sexuellen Verhaltensweisen. Begriffe im Text:

  • Sub: Unterwürfige Person
  • Dom: Dominante Person
  • Bondage: Fesselung
  • Spanking: Schlagen
  • FemDom: Dominante Frau
  • Switcher: Person, die zwischen den Rollen wechselt

Gewinnspiel

Fifty Shades of Grey: W&W verlost drei Soundtracks Nachdem erst nur einige Künstler bekannt gegeben wurden, die sich am Soundtrack beteiligen, wie Beyoncé, wurde nun kürzlich die komplette Tracklist mit weiteren Stars wie Sia, The Rolling Stones und Annie Lennox veröffentlicht. W&W verlost drei Soundtracks zum Film. Einfach eine E-Mail mit Kontakt und Kennwort: „Fifty Shades of Grey“ an sandra.nemetschke@wannundwo.at senden. Viel Glück!

(WANN & WO)

Hier die ganze WANN & WO-Ausgabe online lesen

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