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Im Krankenbett über den Wolken fliegen

Tyrol Air Ambulance bringt im Jahr mehr als 3000 internationale Patienten in ihre Heimat zurück. Meist sind die Patienten Urlauber, die in den Ferien erkrankten.

Menschliche Schicksalsschläge im Flugzeug der Tyrol Air Ambulance vereint – medizinisch und psychologisch von Arzt Michael Wirnsperger, Intensivpflegern Michaela Terplak und Stefan Ortner betreut. 15 Stunden lang. Sieben Starts und sieben Landungen inklusive.

Statt Urlaub Spitalsaufenthalt

Es muss in der Nacht geregnet haben in Palma de Mallorca. Der Asphalt dampft, Wolken preschen vorwärts. Sanft setzt Pilotin Angelika Schopper die Dornier 328 auf dem Rollfeld der beliebten Urlaubsdestination auf. Menschenleer. Einzig eine Ambulanz der Balearen nähert sich. Patient Patrick Hickey wird gebracht. „1, 2, 3“, auf Kommando bettet die Betreuungscrew den Verletzten auf eine der fünf dick gepolsterten Patientenliegen an Bord. „Ein Wirbelbruch, beim Jetski fahren“, erzählt seine Lebensgefährtin Sara Davis und zieht liebevoll Patricks Decke glatt. „Am zweiten Tag.“ Statt unbeschwerten Urlaubstagen folgten die Operation und ein mehrtätiger Spitalsaufenthalt.

„Gute Therapie. In drei Monaten ist er wieder fit“, spricht Dr. Michael Wirnsperger von Metallstiften, die die Wirbelsäule des Londoner Architekten stützen und klappt das Krankenblatt seiner spanischen Kollegen zu. Weniger Infos lieferten sie über Stefan. „Becken- und Handgelenksfraktur sowie Schädel-Hirn-Trauma“, schildert der Innsbrucker Arzt die Verletzungen des 24-jährigen Deutschen. Die Ursache? „Ein Sturz aus drei bis vier Metern Höhe.“ Mehr verrät die Krankengeschichte nicht.


Beruhigende Worte

Er selbst kann nichts erzählen. Die Schmerzmittel wirken. Apathisch liegt er auf dem schmalen Krankenbett, „verkabelt“. In wenigen Minuten haben Schwester Michaela und Pfleger Stefan die Infusionen gelegt. Das EKG weist einen regelmäßigen Puls. Doch der geschundenen Körper bäumt sich auf, lässt Schmerzen erahnen. Sanft hält Dr. Wirnsperger die Hand des Patienten, spricht beruhigende Worte. „Bitte wegschauen“, fordert er auf. Schwester Michaela und Pfleger Stefan wechseln behutsam die Schmerzursache, den „verstopften“ Katheder.

Anna Kubica blickt betreten zur Seite. Die 47-jährige Frau aus der Nähe von Hainburg hatte in Reus „eingecheckt“. Mit dem Auto waren sie und ihre Familie zu Freunden in Spanien gereist. Nach ihrem „Ausrutscher“ muss sie jedoch die Rückkehr in die Heimat mit zahlreichen Prellungen und der Air Ambulance antreten. „Mein allererster Flug“, sagt sie mit einem Zittern in der Stimme. Ihre Augen verfolgen gespannt die vorbeieilende Landschaft. Die Dornier 328 hebt in Richtung Birmingham ab.

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