Dornbirn. Für diese Woche kündigt der Chef des Filmkulturclubs, Norbert Fink, einen außergewöhnlichen Film an, auch was die Dauer von über dreieinhalb Stunden betrifft: „Der Letzte der Ungerechten”
In seinem monumentalen Dokumentarfilm porträtiert Claude Lanzmann den Wiener Rabbi und letzten Judenältesten Benjamin Murmelstein – und sich selbst. Ein großes Zeitstück. (Die Presse)
Im Zuge seiner Arbeit an “Shoah” in den 70er Jahren hat Claude Lanzmann ein langes und beeindruckendes Gespräch mit dem Wiener Rabbiner Benjamin Murmelstein (1905-1989) geführt. Doch wurde es damals nicht für “Shoah” verwendet. Das Interview sollte in Rom stattfinden, doch die ganze Filmausrüstung wurde gestohlen und musste neu beschafft werden, so ziemlich alles ging schief… Deshalb wurde erst jetzt das Material neu gesichtet und geschnitten. “Shoah” (hat jetzt schon 9 Stunden) wäre dann freilich weit über 9 Stunden lang geworden und so wurde dieser Teil ausgelassen, aber es gab auch noch persönliche Gründe.
Rom 1975
Claude Lanzmann filmt Benjamin Murmelstein, den letzten Präsidenten des Judenrats aus dem Ghetto Theresienstadt, einziger “Judenältester” (in der Terminologie der Nationalsozialisten), der nicht durch das Nazi-Regime getötet wurde. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 kämpfte der Rabbiner Murmelstein neben Eichmann sieben Jahre lang gegen die Räumung des Ghettos. Außerdem ermöglichte er in dieser Zeit 121.000 Juden die Emigration.
2012
Claude Lanzmann gräbt mit 87 Jahren seine Gespräche aus Rom wieder aus und inszeniert diese, ohne den Verlauf der Zeit auf die Männer zu kaschieren, sondern indem er die unglaubliche Beständigkeit der Orte zeigt. Er kehrt nach Theresienstadt, der Stadt, die “Hitler den Juden gab”, dem “Vorzeigeghetto” zurück. Ein Lügenghetto, von Adolf Eichmann auserwählt, um die Welt zu täuschen. Der Film offenbart die außergewöhnliche Persönlichkeit von Benjamin Murmelstein: Ausgestattet mit einer faszinierenden Intelligenz, unumstößlichem Mut und einem unvergleichlichen Erinnerungsvermögen, ist er ein großartiger Geschichtenerzähler. Ironisch, sarkastisch und echt. Über die drei Epochen, von Nisko nach Theresienstadt und von Wien nach Rom, beleuchtet der Film wie nie zuvor die Genese der Endlösung, enthüllt das wahre Gesicht Eichmanns und entschleiert unverblümt die wilden Widersprüche des Judenrats.
Frankreich/Österreich 2013, 218 min, deutsch-französische O.m.U.
Drehbuch und Regie: Claude Lanzmann
Termine im Cinema Dornbirn, St.-Martin-Straße 3:
Mittwoch, 22. Jänner 19 Uhr
Donnerstag, 23. Jänner 19.30 Uhr
Weitere Informationen unter: www.fkc.at
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