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Im kindlichen Zauber der 90er-Jahre

Bei der Premiere in Dornbirn lockte Luke Mockridge über 4000 Besucher in die Messehalle.
Bei der Premiere in Dornbirn lockte Luke Mockridge über 4000 Besucher in die Messehalle. ©Emir T. Uysal
Der „Lucky Man“ Luke Mockridge gastierte in der Dornbirner Messehalle.
Luke Mockridge in Dornbirn (2017)

Dornbirn. Dieser Komiker schießt gerade ordentlich durch die Decke: Luke Mockridge (28) erfreut sich nach diversen Erfolgen als Moderator beim Stand-up-Format „Night Wash“, dem YouTube-Kanal „Snoozzze“, seinem ersten Soloprogramm „I’m lucky, I’m Luke“ sowie seiner eigenen TV-Show „Luke! Die Woche und ich“ auch in Österreich immer größerer Beliebtheit. Erstmals war er vergangenen Sonntag zu Gast in Dornbirn. Für sein neues Programm „Lucky Man“ stürmten über 4000 Besucher aus dem Dreiländereck die Messehalle. „Es freut mich so, hier in Dornbirn zu sein“, begrüßte Mockridge die Gäste. „Ich wusste vorher nicht, dass es diesen Ort überhaupt gibt. Alles hier scheint wie aus einem Disney-Film“, schwärmte er.

Kinder der 90er

Und wenn man durch die Reihen blickte, war ganz klar zu erkennen, welche Zielgruppe der Comedian anspricht. Überwiegend handeln seine Texte von seiner Kindheit in den 1990er-Jahren. „Wir waren die letzte Generation, die noch draußen gespielt, zu Musikvideos getanzt und ihren Fantasien freien Lauf gelassen hat“, merkte er an. „Das kennen die ganzen Millennials gar nicht mehr.“ Die hätten nämlich nur noch Fidget Spinners, Snapchat-Filter und einen ominösen „Move“, der einem stylischen Nazi-Gruß ähnle – dabei hob er seine Arme zu einem „Dab“. Großes Gelächter im Publikum. „Aber jetzt müssen wir erwachsen werden“, fuhr Mockridge wehmütig fort. Die Welt würde uns offenstehen – aber wie solle man sich entscheiden, in diesem Dschungel der Möglichkeiten? Früher wäre noch alles besser gewesen und er reminiszierte: „Erinnert ihr euch noch an die Zeit, als die größte Bedrohung war, wenn die Eltern auf ‚Drei‘ gezählt haben?“ Zeigte man sich dann unbeeindruckt, haben sie mit Bruchrechnungen begonnen: Eins, zwei, zweieinhalb, zweidreiviertel… „… eine Zeit, wo man sich noch gefragt hat, wer die Kokosnuss geklaut hat?“ Eine Generation davor hätte man sich gefragt, wer an der Uhr gedreht hätte – und davor, ob man den totalen Krieg will. Aber das sei auch eine andere Zeit gewesen, fügte er beschämt hinzu.

Gäste im Mittelpunkt

Immer wieder wurden die Gäste in den Mittelpunkt gerückt. „Hat noch jemand ein Wand-Tattoo zu Hause?“ Einige Besucher meldeten sich lautstark: „Ich habe einen Spruch aufgeklebt!“… „Welchen denn?“, zeigte sich Luke neugierig. „Love each day.“ Dieser Leitsatz begleitete fortan das ganze Programm und wurde immer wieder als humorvolle Stilblüte „missbraucht“. Weiter ging es mit dem WG-Leben, dem leeren Duschgel, das erst ein dreiviertel Jahr später entsorgt wird, über synchronisierte Perioden und das Besoffensein in der Jugend bis zu den Songs der 90th. Als Musiker müsse man ja eine markante Stimme haben – auch wenn man nichts vom Text verstehe. Dabei fing er an, Michael Jackson und einige britische Künstler wie James Blunt durch den Kakao zu ziehen. „Ich liebe die österreichische Musik“, hielt der 28-Jährige fest. Und fing an, ein Lied von Andreas Gabalier auf dem Klavier zu spielen. „Obwohl … als Gabalier darf man ja nur die weißen Tasten benutzen“, merkte er zynisch an. Weiter ging es mit Liedern von Seiler und Speer, Falco und Wanda. „Habt ihr mal auf die Texte gehört? Der eine will mit seiner Cousine schlafen?“, zeigt sich der Entertainer entsetzt.

Tiefere Botschaft

Charmant, reflektiert, scharf beobachtet, aber gewohnt optimistisch erfasste er aktuelle Themen mit großer Neugier. „Aus uns sind alles Serienjunkies geworden.“ Der Sex in den Filmen sei das Schlimmste. „Habt ihr mal versucht, Sex in der Dusche zu haben? Da braucht man ja Winkel und Geodreieck dazu …“ Auf dem Weg zur Selbstfindung hätten wir die Angst entwickelt, authentisch und ehrlich zu sein. „Auf den Profilen der sozialen Netzwerke zeigen wir uns nur von unserer besten, arrogantesten und überheblichsten Seite“, so Mockridge. „Ich habe keine Angst mehr, erwachsen zu werden, denn das einzige ‚Like’, das zählt, ist von meinem achtjährigen Ich, das mich aus heutiger Sicht rückblickend richtig cool findet.“ Die Show endete mit einem musikalischen Mitsing-Mash-up der 90er-Jahre, das in ein finales Intro der Gummibärenbande mündete. ETU

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