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Im Geist von Franz Kafka

Kriminelle Umtriebe bei den skurrilen Typen im Schloss.
Kriminelle Umtriebe bei den skurrilen Typen im Schloss. ©Veranstalter/Heli Luger

Das Ensemble “SchauspielRaum” spielte das Drama “Ein Schloss” (1964) nach Ivan Klima.

Feldkirch. Das vor ein paar Jahren von Wolfgang Schnetzer gegründete “Kellertheater Rheintal” ist aktuell zum Theater “SchauspielRaum” geworden. Geblieben ist den engagierten Amateuren die Lust, interessante Stücke zu entdecken bzw. für die Region wiederzuentdecken. Nun, nach zwei Jahren präsentierten Regisseur Wolfgang Schnetzer und sein begabtes Ensemble im Pförtnerhaus das Stück “Ein Schloss” nach Ivan Klima (geb. 1931), dem tschechischen zeitkritischen Autor, mit Bezügen zu Kafka. Klimas Stück spielt auf einem konkreten Schauplatz der Tschechoslowakei vor 1968.

Wahrer Kern

Klima schildert ein Szenario mit wahrem Kern. Die tschechoslowakischen Machthaber förderten und verwöhnten gewisse, ihr gefährlich werdende Repräsentanten des kulturellen Lebens geradezu fürstlich; sie konnten auf dem Barockschloss Dobris bei Prag in Luxus leben, waren aber in einem gefährlichen Ghetto der Abgeschiedenheit und des geistigen Realitätsverlusts. Das wurde von der Partei natürlich so gewollt, um Schriftsteller mundtot zu machen. Das Stück “Ein Schloss” überhöht diese reale Thematik eines “goldenen Käfigs” mit zwei Morden. Die Probleme Machtmissbrauch, Verlogenheit, Korruption, Privilegienrittertum etc. sind wahrlich zeitlos.

Krimihandlumg

Ilja, ein Schlossbewohner, wurde von seinen Kollegen ermordet. Ein Stipendiat Josef. K. rückt in dessen Zimmer ein. Es wird ihn schließlich dasselbe tödliche Schicksal ereilen, denn ein junger Mann mit weißer Weste ist nicht erwünscht. Schnetzer inszenierte die Story mit acht Personen dicht und äußerst spannend. Jede Figur hatte ihr präzises Profil (Michael Heinzel, Jörg Mussger, Helmut Ritter, Bertram Seewald, Beatris Senften, Josef Wehinger), insgesamt aber waren alle ein homogenes, herrlich skurriles Ensemble. Der junge, blonde David Feuerstein als ehrlicher, aber stummer Neuling im Schloss und Selina Friedli als zauberhafte, noch nicht verdorbene Schlossbewohnerin waren ein überaus poetisches Paar (der Tanz mit Regenschirm – ein Höhepunkt !) mit besonders gewinnender Bühnenpräsenz. Große Begabungen!

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