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"Ich wollte was Eigenes machen"

Engagiert und sympathisch: Cindy Feurstein.
Engagiert und sympathisch: Cindy Feurstein. ©VOL.AT/Steurer
Mit ihrer "Taxi-Queen" hat die erst 23-jährige Bregenzerin Cindy Feurstein das erste Frauentaxi Vorarlbergs gegründet. In ihren Autos sitzen ausschließlich Frauen am Steuer.
"Taxi Queen" Cindy Feurstein
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Sie ist mit Taxis aufgewachsen – allerdings war es wahrscheinlich nicht ganz absehbar, dass das 1985 gegründete Taxiunternehmen der Eltern auch den Lebensweg der einige Jahre später auf die Welt gekommenen Tochter derart bestimmen würde. Cindy Feurstein, 23 Jahre junge Bregenzerin, betreibt seit einem halben Jahr das erste Vorarlberger Frauentaxi-Unternehmen – mit Begeisterung und Engagement. Nach dem Pflichtschulabschluss hat Feurstein zunächst die Textil-HTL besucht, „weil ich mir gedacht habe, dass mich das am ehesten interessiert“. Dass es das nicht wirklich tut, hat sie dann bald einmal festgestellt, „aber ich wollte es durchziehen, und mit der Matura kann man dann auch ein Unternehmen führen“, erzählt sie. Der Gedanke zur Selbstständigkeit scheint also schon damals präsent gewesen zu sein und die Liebe zum Taxi wohl auch. Nach der Matura ist sie sofort ins Unternehmen der Eltern eingestiegen, wo sie schon bald gemerkt hat, „dass ich was Eigenes will. Ich wollte mich nicht einfach ins gemachte Nest setzen“. Nachdem es aber erst ab 21 Jahren möglich ist, Taxi zu fahren, musste sich die junge Bregenzerin noch ein wenig in Geduld üben, und noch bevor sie am 1. Dezember letzten Jahres dann ihr eigenes Taxi-Unternehmen „Taxi-Queen“ startete, übernahm sie ein halbes Jahr zuvor den Harder Bootsverleih, nachdem der frühere Betreiber aufgehört hatte. Auch damit ganz in der Familientradition, da ihr Vater den Bootsverleih in Bregenz führt.

Auch Männer dürfen mit

Auf die Idee eines Frauentaxis hat sie die Erfahrung ­ihrer Eltern gebracht. „Die sind einige Male gefragt worden, ob ihre Fahrerin nicht öfter im Einsatz sein könnte.“ Und nachdem Taxifahren ein sehr männerdominierter Beruf sei, „habe ich da eine Marktlücke gesehen“. Feurstein hat ausschließlich Taxifahrerinnen, derzeit fünf an der Zahl, wobei sie ständig auf der Suche nach weiteren ist. „Es ist schwer, Leute zu finden, weil Frauen manchmal Angst haben, Taxi zu fahren. Ich habe aber nie ein ungutes Gefühl oder Erlebnis gehabt.“ Vier der Fahrerinnen von Feurstein sind Berufseinsteigerinnen, die den Taxischein für diese Anstellung gemacht haben. Während in ihrem Unternehmen am Steuer nur Frauen sitzen, will sie mit einem anderen Missverständnis aufräumen: „Es dürfen natürlich auch Männer mitfahren. Es darf jeder mitfahren.“ Und sie erzählt, dass sie von Männern schon gefragt worden sei, ob sie wirklich im Frauentaxi mitfahren dürfen.

„Super Idee“

Mit dem Namen des Unternehmens wollte Feurstein Frauen ansprechen, und das nun verwendete „Taxi-Queen“ beziehe sich auf die Kundschaft, „weil die Frauen für uns Königinnen sind und wir sie auch so behandeln“, erläutert die Bregenzerin. Die ursprüngliche Idee, die Autos ganz in Pink zu gestalten, hat sie wieder fallengelassen: „Da steigt uns kein Mann ein“, sagt sie mit einem Grinsen. Lob für ihre Idee gab es auch von den Mitbewerbern am heiß umkämpften Bregenzer Taximarkt. „Die haben gemeint, super Idee, hätte uns auch einfallen können.“ Derzeit fahren ihre Taxis – drei sind es – unter der Woche tagsüber bzw. bis 1 Uhr nachts und am Wochenende bis 5 Uhr morgens. „Es wird gut angenommen“, sagt die Jungunternehmerin, speziell in der Nacht. So würden unter anderem Mütter anrufen, deren minderjährige Töchter die Taxifahrerinnen dann in der Nacht von der Diskothek abholen und nach Hause bringen. „Wir haben auch schon Stammkundschaft“, so Feurstein und fügt hinzu, dass man mit dem Taxiunternehmen ihrer Eltern auch einen starken Partner bei der Hand habe. Tendenziell würden mehr Männer als Frauen mit Taxis fahren, weiß Feurstein aus ­eigener Erfahrung. Sie würde das Verhältnis mit etwa 70 zu 30 Prozent beziffern. Die „Taxi-Queen“ befördert allerdings Frauen und Männer zu etwa gleichen Anteilen. Die Reaktionen ihrer Kundschaft seien bislang sehr positiv, erzählt die 23-Jährige. Besonders Kundinnen würden die Sauberkeit der Autos loben. „Männern ist das nicht so wichtig, aber Frauen fällt das schon auf.“ Und es werden auch Wünsche nach bestimmten Fahrerinnen geäußert, „weil sie sich mit der so gut unterhalten haben“. Die kommunikative Kompetenz sei denn auch ein nicht unerheblicher Aspekt und Frauen seien da manchmal einfach im Vorteil, glaubt sie. „Eine ältere Frau, die beim Arzt war, erzählt das nachher vielleicht eher einer Frau als einem Mann, und wenn wir Einkaufsfahrten machen, traut man da Frauen wahrschein- lich mehr Kompetenz zu“. So ist es Feurstein auch schon passiert, dass sie für eine Shoppingtour engagiert wurde und dann auch als Beraterin ihrer Kundin in der Boutique tätig war. Stammkundschaft hat sie auch unter Männern, „weil sie sich so gut mit uns unterhalten“. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass Kunden auch Beziehungsprobleme mit der Taxifahrerin besprechen.

Interessant und vielseitig

Ärgern kann sich die Bregenzerin über das schlechte Image, das das Taxifahren hat: „Taxifahren wird immer so negativ gesehen. Dabei ist der Job so vielseitig, so interessant, man trifft so viele verschiedene Leute“, gerät sie ins Schwärmen. „Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.“ Und sie kann sich auch nicht wirklich vorstellen, jemals einen anderen Job zu machen. Im Gegenteil: Sollte ihr Geschäft gut laufen, ist für Ende des Jahres die Anschaffung eines weiteren Fahrzeuges mit sieben Plätzen geplant. Und dann ist da noch das elterliche Unternehmen. Sollte ihr Vater irgendwann in Pension gehen, wäre Tochter Cindy wohl auch die logische Nachfolgerin, zumal ihre ältere Schwester in einer ganz anderen Branche tätig ist. Bis dahin aber ist die 23-Jährige im Sommer bei schönem Wetter tagsüber am See in Hard bei ihrem Bootsverleih und bei Bedarf und während der anderen Jahreszeiten fährt sie Taxi. Dazu kommt noch die gesamte Büroarbeit, aber wenn man mit so viel Liebe und Engagement an eine Sache herangeht wie Cindy Feurstein, erübrigt sich die Frage, wie sie alles schafft. Und dass sie bei Bedarf jederzeit Unterstützung von ihren Eltern bekommt, merkt sie nicht nur einmal dankbar an.

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