AA

"Ich war nie eine Partysau"

"Ich habe unglaublich viele Interessen. So gesehen habe ich keine große Leidenschaft, sondern viele kleine." - Ralf Steiner
"Ich habe unglaublich viele Interessen. So gesehen habe ich keine große Leidenschaft, sondern viele kleine." - Ralf Steiner ©MiK
Schwarzach - Er ist der Mann hinter der Nachtschicht: W&W traf sich mit Multi-Visionär Ralf Steiner, um über Kindheit, Werdegang und Privatleben zu plaudern.

WANN & WO: Drei Dinge, die man über Sie wissen sollte?

Ralf Steiner: Ich bin ein heimatverbundener und glücklicher Mensch. Früher bin ich extrem viel gereist, bin aber froh, dass ich jetzt hier bin. Das Wichtigste in meinem Leben ist meine Familie und meine Tochter.

WANN & WO: Wie verlief Ihre Kindheit? Welches war das prägendste Erlebnis?

Ralf Steiner: Dadurch, dass ich als Frühentwickler bereits in der Volkschule mit einer Körpergröße von 1,90 Metern ausgewachsen und auch etwas korpulent war, gehörte ich nicht ganz dazu. Um es genau zu sagen, war ich für manche Kinder ein „Zielopfer“ und wurde mehr als nur einmal verprügelt. In der Ambulanz war ich Stammgast, man kannte mich dort auch schon mit dem Vornamen. Obwohl ich nicht dazu erzogen wurde, ging es eines Tages soweit, dass ich, um mich zu verteidigen, austeilte. Trotzdem habe ich mich durch diese Erlebnisse als Kind eher zurückgezogen. Neben meiner großen Leidenschaft für Bücher, habe ich mir damals durch meine Computeraffinität ein umfangreiches Wissen angeeignet. Mit acht Jahren habe ich meinen ersten Computer zusammengebaut. Das prägendste Erlebnis war sowohl für meine Schwester Nicole, als auch für mich, die Scheidung meiner Eltern. Im Nachhinein hat sich jedoch alles für uns sehr positiv entwickelt.

WANN & WO: Zu welcher Sorte Jugendlicher würden Sie sich aus heutiger Sicht zählen? Waren Sie immer schon ein „Nachtschwärmer“?

Ralf Steiner: Aus heutiger Sicht würde ich mich als strebsamer Einzelgänger beschreiben. Meine Jugendzeit war allerdings eine spannende Umbruchphase. Als ich etwas älter wurde, hatte ich den inneren Drang, an mir zu arbeiten. Ich habe nicht nur meine Ernährung umgestellt, sondern auch mit regelmäßigem Sport begonnen. Mit der Zeit habe ich mich stark verändert. Eine typische „Partysau“, wie man früher gesagt hätte, war ich nie. Ich feierte gerne in Gesellschaft, bevorzugte dabei allerdings den Bekannten- und Freundeskreis. Jedoch gab es dabei eine Ausnahme ….

WANN & WO: … Die wäre?

Ralf Steiner: Ich war und bin nach wie vor ein richtiger Faschingstiger. Im Fasching lasse ich die Sau raus und tanze mit meinen Freunden, was ich unter dem Jahr so gut wie nie mache.

WANN & WO: Welche Ziele hatten Sie in jungen Jahren vor Augen? Haben Sie diese verwirklicht?

Ralf Steiner: Mein Ziel war es, aus den Gegebenheiten meiner Kindheit auszubrechen, es diesen Menschen zu beweisen und erfolgreich zu werden. Dieses Ziel habe ich verwirklicht.

WANN & WO: Liegt Ihnen das Unternehmer-Gen im Blut? Was konnten Sie von zuhause mitnehmen?

Ralf Steiner: Ich würde sagen, ich habe es für mich entdeckt. Als Kind habe ich einiges abbekommen. Dieser Punkt war für mich die entscheidende Antriebskraft, die mir unglaublich viel Energie gab. Bis ich 25 Jahre alt war, hat mich dieser Ansporn vorangetrieben. Zudem musste ich mir alles selbst erarbeiten, was mir eine gewisse Selbstständigkeit gegeben hat. Aus dem Elternhaus und gerade von meiner Mutter konnte ich neben einer guten Erziehung auch ethische und moralische Werte, aber auch viel Lebensweisheit mitnehmen.

WANN & WO: Wie setzte sich Ihr Werdegang fort? Welche Erwartungen gingen von der Familie aus?

Ralf Steiner: Mir wurde die HTL mit Matura und ein Studium nahe gelegt. Entschieden habe ich mich für eine Lehre als Bürokaufmann. Nebenbei begann ich im Alter von 17 Jahren Seminare in Unternehmensinformatik am WIFI zu leiten. Meine Zuhörer waren doppelt so alt wie ich (lacht). Für mich war es eine Herausforderung, die ich unbedingt wahrnehmen wollte. Später habe ich, ohne selbst je maturiert zu haben, in der Fachakademie des WIFI diverse B-Matura-Prüfungen abgenommen. Nebenbei habe ich mich mit zahlreichen Seminaren und Fachliteratur weitergebildet. Als ich meinen Job und meine Teil-Selbständigkeit nicht mehr unter einen Hut brachte, machte ich mich mit 21 Jahren schließlich ganz selbstständig und gründete mein eigenes IT-Unternhemen, das ich noch heute mit meinem Partner führe.

WANN & WO: Wie und wann hat es sich ergeben, dass Sie die Nachtschicht übernommen haben?

Ralf Steiner: Mein Geschäftspartner Peter und ich wollten immer schon eine Bar eröffnen. Die Gelegenheit dazu bekamen wir 2006, als er einen der damaligen Begründer der Nachtschicht kennenlernte. Daraufhin übernahmen wir den Club als völlige Quereinsteiger und eigneten uns relativ schnell das nötige Know-how an. Mittlerweile haben wir aus der Nachtschicht einen Hot-Spot im Vorarlberger Nachtleben entstehen lassen.

WANN & WO: Wollten Sie immer schon nach ganz oben? Denken Sie, dass Leistung allein reicht, um Karriere zu machen?

Ralf Steiner: Damals war das ein großer Wunsch. Später haben sich meine Werte verschoben. Mittlerweile ist mir das nicht mehr sehr wichtig. Neben Leistung zählt in erster Linie der Wille. Ich denke, wenn man etwas wirklich will, dann kann man es erreichen. Natürlich hat alles seinen Preis, aber möglich ist es. In Österreich haben wir das Glück, Zugang zu guter Ausbildung zu haben und damit alles erreichen zu können. In anderen Ländern ist das keine Gegebenheit, wie ich selbst miterleben musste. Einige Reisen nach Indien, Kambodscha oder Malaysia haben mich gelehrt, meine Möglichkeiten zu schätzen.

WANN & WO: Wie sieht der Alltag als dreifacher Clubbesitzer aus? Haben Sie sich damit einen Traum erfüllt?

Ralf Steiner: Neben diversen Meetings mit DJs, Acts und Personal trifft man mich hauptsächlich am Wochenende in den Clubs. Es war nie mein Lebenstraum, aber eines meiner nun verwirklichten Ziele.

WANN & WO: Wie gehen Sie damit um, wenn Sie ständig von jungen hübschen Mädels umgeben sind?

Ralf Steiner: Es ist überhaupt nicht so, dass sich der Nachtschicht-Chef hier mit Mädels vergnügt. Der Altersunterschied ist dementsprechend groß, sodass eher väterliche Gefühle aufkommen (lacht).

WANN & WO: Welche Projekte sind in Zukunft geplant? Was wird aus der Nachtschicht?

Ralf Steiner: Vergangenen Freitag eröffnete der „Party Stadl“ in Lauterach und heute findet die offizielle Eröffnung des neuen „Club Blue“ ebenfalls in Lauterach statt. Innerhalb von drei Wochen wurde der Umbau vom ehemaligen E60 in den Club Blue durchgezogen. Das Ergebnis ist eine topmoderne Partylocation, die einiges hergibt. Das nächste große Projekt wird „Funworld“ sein, das voraussichtlich im September als Zubau der Nachtschicht eröffnet. Dabei geht es um ein Erlebnisprojekt für die ganze Familie. Die Nachtschicht wird sich weiterhin entwickeln und den Gegebenheiten anpassen, die erforderlich sind. Dabei wird sie sicher noch länger ein Fixbestandteil in der Vorarlberger Clublandschaft sein. Zu den Gerüchten, ob ich den Club abgeben werde, kann ich nur sagen, dass ich es sicher nicht ewig machen werde, aber auf das passende Angebot warte.

WANN & WO: Wie gestaltet sich Ihr Leben außerhalb des Berufs? Welche Auswirkungen hat Ihr Beruf auf Ihr Privatleben?

Ralf Steiner: Momentan verbringe ich meine freie Zeit hauptsächlich mit meiner Tochter Kimberly. Nebenbei koche ich gerne thailändische Speisen und mache Sport. Mein Job nimmt mir hauptsächlich Zeit weg (lacht). Zeiten ändern sich natürlich, aber ich bin generell jemand, der nie das Wort „Feier-abend“ in den Mund nimmt. Ich versuche jedoch, beides so gut es geht voneinander zu trennen.

WANN & WO: Was bedeutet Ihnen Familie? Gibt es aktuell eine Frau in Ihrem Leben?

Ralf Steiner: Familie bedeutet mir alles. Ich war fünf Jahre lang mit einer Thailänderin verheiratet, mit ihr habe ich eine achtjährige Tochter. Derzeit ist es das erste Mal, dass ich seit längerem Single bin. Früher war ich nie länger als drei Wochen alleine und bin von der einen Beziehung in die nächste hineingestolpert. Aufgrund meines Lebens hat das auch so funktioniert. Nun habe ich mir vorgenommen, die richtige Partnerin fürs Leben zu finden.

WANN & WO: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ralf Steiner: Ich habe mir bereits viele Wünsche erfüllt. Beispielsweise war ich lange ein James Bond-Fan und wollte das können, was er kann. Das hat mich dazu inspiriert, den Pilotenschein, den Tauchschein, das Schifferpatent und auch den Führerschein von A bis F zu machen. Ich habe unglaublich viele Interessen. So gesehen habe ich keine große Leidenschaft, sondern viele kleine. In Zukunft möchte ich noch gewisse Länder bereisen und Dinge lernen, die ich noch nicht kann. Jetzt und auch in fünf Jahren lasse ich es auf mich zukommen.

Wordrap

Dornbirn: Heimat
Freizeit: Hätte ich gerne mehr
Nachtleben: Arbeit
Ehrgeiz: Meine Eigenschaft
Glück: Hoffentlich immer

Ralf Steiner

Geboren: 7. November 1971 Wohnort: Dornbirn Beruf: Geschäftsführer der IT-Firma „bits“ und Clubbesitzer der Nachtschicht, des „Party Stadl“ und des „Club Blue“

(WANN & WO)

Hier die ganze WANN & WO-Ausgabe online lesen

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • "Ich war nie eine Partysau"