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"Ich habe dieses Spiel einfach gehasst"

Friedrich Stickler ist erbost und "schießt" nach dem Malta-Spiel mit ungewöhnlich scharfen Tönen. Im Interview fordert der verärgerte ÖFB-Präsident in Bezug auf die Teamchef-Frage aber Verständnis für Josef Hickersberger.

VN: Das 1:1 gegen Malta trieb selbst dem Präsidenten die Zornesröte ins Gesicht. Ihre Kritik war so massiv wie nie zuvor – warum?
Friedrich Stickler: “Sie haben recht, ich war so was von enttäuscht. Nicht einmal das Liechtenstein-Spiel war so arg. Ich wollte und will diesen Rückschlag einfach nicht akzeptieren.”

VN: Das geht so weit, dass sie nun auch von Teamchef Hickersberger konstruktive Vorschläge erwarten?
Stickler: “Wissen Sie, wir sind auf dem Rückflug zusammengessen und ich habe ihm viele Fragen gestellt, auch unangenehme. Eine beschäftigt mich schon seit Jahren: Warum spielen wir immer im Februar, wenn unsere Spieler noch in der Vorbereitung sind. Damit liefern wir uns immer einer Situation aus, in der wir nichts gewinnen können. Seine Antwort war: Es ist immer besser, man bekommt eine Watsch’n, als man spielt gar nicht.”

VN: Aber das wird nicht Ihre einzige Frage gewesen sein?
Stickler: “Das werde ich nicht in der Öffentlichkeit diskutieren. Das ist auch nicht eine Sache von heute auf morgen, sondern ein Prozess, der sich über die nächsten Monate zieht. Aber glauben sie mir, wir – und da meine ich den Teamchef und mich – wissen ganz genau, was auf dem Spiel steht. Wir haben eine Riesenchance, aber wir können auch allen Kredit verspielen.”

VN: Und die Antworten des Teamchefs? Waren Sie damit zufrieden?
Stickler: “Herr Hickersberger hat mir sehr plausible Antworten gegeben. Ich verstehe ihn, aber ich habe ihm auch gesagt, wie sehr ich bei diesem Spiel gelitten habe. Mehr noch, ich habe dieses Spiel gehasst.”

VN: Dennoch steht der Teamchef nicht zur Diskussion?
Stickler: “Aber nicht ein bisschen. Für uns gibt es keinen besseren Teamchef.”

VN: Und was macht Sie da so sicher?
Stickler: “Weil ich seine Arbeitsweise kenne. So wie er an die Aufgabe herangeht, ist mir klar: Er hat es sich zum Lebensziel gemacht, die Sache gut zu erledigen. Wir werden noch viel Gegenwind haben und da braucht es einen Teamchef mit einer gewissen Lebenserfahrung. Herr Hickersberger bringt diese mit. Er ist eine gefestigte Person, der damit umgehen kann, personell nicht aus dem Vollen schöpfen zu können.”

VN: Apropos Gegenwind. Da wären doch Typen wie Paul Scharner oder Emanuel Pogatetz gefragt. Ihre Kritik schien ja nicht unberechtigt. Wäre es nicht gut, sie zurückzuholen?
Stickler: “Scharner ist überhaupt kein Thema mehr. Wie er sich verabschiedet hat vom Team, da gibt es keine Rückkehr. Pogatetz ist die ersten beiden Spiele sowieso gesperrt. Und außerdem: Übertragen sie die Vorkommnisse auf ein Unternehmen. Da sind sie auch entlassen, wenn sie in der Art und Weise über ihren Chef reden. Das ist ja kein junger Bub mehr, sondern ein gestandener Spieler. Sie können nicht einfach was hinausposaunen und dann sagen, das war eh’ nicht so gemeint. Es gibt einfach gewisse Werte, die gehen über das rein Fußballerische hinaus.”

VN: Haben Sie wirklich das Gefühl, dass die Spieler alles für die EM tun?
Stickler: “Der Wille ist zu 100 Prozent da. Die Mannschaft ist eine Gemeinschaft, aber es genügen nicht nur Lippenbekenntnisse. Man muss die Leistung auch auf den Boden bringen. Man muss den Willen leben. Sie müssen endlich auch das, was sie im Kopf haben, auf dem Platz bringen. Da bin ich jetzt dahinter, da werde ich auch nicht lockerlassen. Ich erwarte von ihnen, dass sie alles geben – ihnen muss klar sein: Wir sind EM-Veranstalter.”

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