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"Ich bin menschlich gewachsen"

Nach 16 Jahren Leistungssport nahmder Karate-Weltmeister von 1994, Daniel Devigili, am Freitag in Fraxern Abschied vom aktiven Wettkampfdasein. Im NEUE-Interview sprach er über seine Karriere.

NEUE: Siehst du Platz neun bei der WM in Monterrey 2004 als würdigen Abschluss?
Devigili: “Ich dachte, ich bekomme das letzte Jahr besser hin. Aber wenn du bis zur letzten Minute 100 Prozent gibst, fällt dir das Aufhören schwerer. Es sollte nur nicht sein, dass du eine Abfuhr von Leuten bekommst, die du immer im Griff hattest.”

Würdest du rückblickend den WM-Titel 1994 mit der Vize-Weltmeisterschaft 2002 auf eine Stufe stellen, weil dein größter Erfolg damit bestätigt wurde?
Devigili:
“1994 nahm ich das zweite Mal an einer WM teil, niemand hat da etwas erwartet. Bis zu den Titelkämpfen 2002 vergingen drei Weltmeisterschaften, an denen nichts ging. Außer einem siebten Platz. Nach einer Topplatzierung hast du eine ganz andere Denkweise, der Druck wird ungleich größer. Wobei ich nicht sagen will, dass überhaupt nichts ging. Ein siebter Platz ist schon erwähnenswert, da in der Open-Klasse rund 70 Teilnehmer am Start sind. Und die Dichte ist enorm. Jeder auf der Welt kann unseren Sport ausüben, denn alles was benötigt wird, ist ein Mundschutz und ein Kampfanzug.”

Haben sich die Mühen in sportlicher wie finanzieller Hinsicht gelohnt?
Devigili: “In sportlicher auf jeden Fall. Sonst wäre ich nicht 16 Jahre dabei geblieben. Mit meinen Erfolgen zähle ich zur Weltklasse. Finanziell? Wenn ich irgendwo Überstunden gemacht hätte, wäre wohl mehr hängen geblieben. Ich habe es mir nicht leisten können, mit dem Arbeiten aufzuhören. Erst wenn der Erfolg eintritt, wirst du unterstützt. Wobei Unterstützung das falsche Wort ist, es müsste Belohnung heißen. Aber die Lebensschule ist unbezahlbar. Sie prägt das Leben.”

Du hast einmal gesagt, im Laufe eines Sportlerlebens kommen andere Werte wie der direkte Vergleich im Wettkampf dazu: Gesundheit, Selbstsicherheit, die innere Ruhe.
Devigili: “Das ist der Sinn des ganzen Sports. Ich bin menschlich gewachsen, ich lebe weiter. Der Leistungssport ist mit etwa 30 Jahren zu Ende, der Mensch bleibt jedoch länger bestehen.”

Gibt es neben den Finalkämpfen der Weltmeisterschaften 1994 und 2002 Begegnungen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Devigili: “Höhepunkte in den 90er Jahren waren die Auseinandersetzungen mit Wayne Otto. Sie waren immer spannend, ich konnte ihn aber nie besiegen. Meine technisch wohl beste Leistung war 2004 beim US-Open-Sieg in Las Vegas. Wenn ich an das letzte Jahr denke, fällt mir aber auch das Finale bei den Austrian Open ein, als ich gegen einen Jugoslawen, einen jungen Racker ohne Furcht, unheimlich gelitten habe. Aber so soll es sein, die Kampfweise würde ich unseren Sportlern wünschen.”

Denen hilft der Kommandant des HLZ 9 jetzt als Trainer?
Devigili: “Von Vereinen werde ich für Lehrgänge arrangiert. Sonst werde ich noch mehr für meine Sportler an der Front da sein.”

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