"I want to meet him": Wie Sebastian Kurz in den Epstein-Mails auftauchte
Der US-Kongress hat mehr als 23.000 Dokumentenseiten aus dem Nachlass von Jeffrey Epstein öffentlich gemacht. Darunter finden sich E-Mail-Konversationen, in denen auch der Name von Sebastian Kurz fällt. Wie der "Standard" am Donnerstag berichtet, stammen die betreffenden Chatnachrichten aus einem Austausch zwischen Epstein und Steve Bannon, dem damaligen Berater von US-Präsident Donald Trump.
Korrektur der Darstellung
In einem ersten Bericht schrieb der "Standard" am Donnerstagvormittag, Sebastian Kurz habe ein Treffen mit Jeffrey Epstein gewünscht. Später wurde die Darstellung korrigiert: Demnach bezogen sich die Chatnachrichten auf ein mögliches Treffen zwischen Kurz und Steve Bannon.
"Kurz wants to meet you"
Am 4. Juli 2018 schrieb Epstein: "Kurz wants to meet you". Bannon antwortete: "I want to meet him". In einer weiteren Nachricht heißt es: "He said he has been busy with the EU. ready to meet". Der Austausch erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem sich Österreich auf die Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft vorbereitete. Kurz hatte am Vortag im EU-Parlament das Programm präsentiert.
In einem weiteren Chat schrieb Epstein am selben Tag: "Epstein Bannon Kurz. A little too close to Bronshtein, goebbels. ." Mit "Bronshtein" könnte der bürgerliche Name des kommunistischen Revolutionärs Leo Trotzki gemeint sein, Joseph Goebbels war Propagandaminister des nationalsozialistischen Deutschlands und enger Vertrauter Adolf Hitlers. Bannon antwortete darauf: "Way way way to close", also "viel, viel, viel zu nahe".
Kurz-Sprecher dementiert
Gegenüber dem "Standard" wies der Sprecher die Darstellung eines Terminwunsches als "Schwachsinn" zurück. Wörtlich erklärte er: "Sebastian Kurz kennt weder Epstein, noch Bannon, noch ist er nahe an Goebbels." Und weiter: "Solche Spielchen sind Teil des Politikzirkus. Irgendjemanden in irgendetwas hineinzuziehen, auch wenn es noch so absurd ist."
Ein Sprecher von Sebastian Kurz erklärte gegenüber der "Presse", der Ex-Kanzler habe kein Treffen mit Epstein angestrebt. Vielmehr habe sich Kurz im Jahr 2018 auf Bitte des russischen Präsidenten Wladimir Putin darum bemüht, ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Wien zu ermöglichen. Im Zuge dieser diplomatischen Kontakte sei es zur Weiterleitung von Informationen gekommen, wobei Steve Bannon als möglicher Gesprächspartner genannt worden sei.
Bannon ein Kurz-Fan
Steve Bannon hatte sich 2018 auch öffentlich über Sebastian Kurz geäußert. Er lobte dessen migrationspolitische Linie sowie die Ablehnung des UNO-Migrationspakts und nannte ihn in einer Rede in einem Atemzug mit Viktor Orbán und Marine Le Pen.
Rückblick: Epsteins Rolle und Netzwerk
Jeffrey Epstein war seit spätestens 2008 als verurteilter Sexualstraftäter bekannt. Im Juli 2019 wurde er erneut wegen des Verdachts auf Menschenhandel und sexuellen Missbrauch Minderjähriger festgenommen. Kurz darauf wurde er tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Die Umstände seines Todes sowie die Reichweite seines Netzwerks bleiben Gegenstand internationaler Ermittlungen.
US-Präsident Donald Trump sieht sich weiterhin zunehmendem Druck ausgesetzt, alle Akten zur Affäre um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein offenzulegen. Trump selbst verbrachte Zeit mit Epstein, wie mehrere Party-Videos und Bilder belegen.
(VOL.AT)
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